Junge Liebe – Teil 08
XV.
Nachdem Peter und Nadia die Dusche verlassen hatten, wickelte er sich ein Handtuch um die Hüfte und dachte kurz nach. Seine Hose wieder anzuziehen, erschien ihm wenig sinnvoll. Aber im Handtuch über den vorderen Hof mochte er auch nicht gehen. Es blieb also nur der Weg durch die Küche ins Haupthaus und dort auf schnellstem Weg in sein Zimmer.
Er wollte seine Überlegung seiner Freundin mitteilen und drehte sich um, aber was er sah, verschlug ihm die Sprache.
Nadia hatte sich völlig ungeniert auf die Toilette gesetzt und zwischen ihren gespreizten Beinen konnte er just in dem Moment dabei zusehen, wie sie anfing zu pinkeln. Seine Kinnlade klappte hinunter und mit großen Augen starrte er hin, obwohl ihm natürlich bewusst war, dass er eigentlich wegsehen sollte.
„Entschuldige“, meinte sie. „Ich muss eigentlich schon seit dem Aufwachen, aber ich war abgelenkt und zwischenzeitlich hatte ich ja auch einen Korken drin.“
Er konnte nur noch erstaunter seinen Blick zu ihrem Gesicht wandern lassen.
„Was denn? Noch nie jemanden Pinkeln gesehen?“
„Äh…“
„Oder ist es dir peinlich?“
„Dir nicht?“, platzte er heraus.
„Peter…“, setzte sie an, während es in einem unvermindert kräftigen Strahl und deutlich hörbar aus ihr heraus in die Kloschüssel plätscherte. „Du hast mich mittlerweile schon bald ein halbes Dutzend Male in meinen wehrlosesten und verletzlichsten Momenten gesehen. Warum sollte mir das jetzt peinlich sein?“
Irgendwo in seinem Hinterkopf musste er eingestehen, dass da vielleicht etwas dran sein mochte. Aber seine Fassungslosigkeit beschwichtigte es dennoch nur wenig.
„Oder tust du am Ende nur schockiert und willst in Wirklichkeit nur genauer zusehen?“, fragte sie, lehnte sich ein wenig zurück und spreizte die Beine noch weiter.
Obwohl er sich sofort wieder am äußeren Ende seiner Überraschtheitsskala befand, wurde ihm bewusst, dass er sich unwillkürlich etwas vorgebeugt hatte und wie gebannt zwischen ihre Beine starrte.
„Es macht mich ein wenig geil, wie wenig Vernunft oder Intellekt gerade in deinem Gesicht zu finden ist“, kicherte sie daraufhin. „Komm her…“
Er sah, dass der Strahl plötzlich versiegte, und schüttelte den Kopf, bevor er wie ferngesteuert ihrer Aufforderung folgte. Als er vor ihr stand, ließ er zu, dass sie das Handtuch um seine Hüfte löste. Unzeremoniell fiel es zu Boden.
„Ekelst du dich davor?“, fragte sie vorsichtig.
Beinahe sofort setzte er zu einem Nicken an, hielt aber inne. Ekelte er sich wirklich davor? Bei Nadia? Langsam schüttelte er dann den Kopf.
„Leg deine Hand an meine Muschi“, flüsterte sie daraufhin.
Als er es tat, dauerte es nur einen Augenblick, bevor etwas Heißes auf seine Finger traf. Mit großem Druck presste sie hervor, was sie offenbar gerade nur abgekniffen hatte. Irgendwie war es…
„Das gefällt dir!“, quietschte Nadia. „Er zuckt!“
Ihr Blick war auf seinen Unterleib gerichtet, wo sich zwar nicht viel tat, aber das Wenige war verräterisch genug.
„Du Sau…“, wisperte sie, aber es lag keine Schärfe in den Worten.
Als der Strom versiegte, zog Peter vorsichtig seine Hand zurück und sah dabei zu, wie sie sich mit Klopapier trocken tupfte. Ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, schnupperte er dann an seinen Fingern.
Es roch streng wie… nun… Morgenurin eben. Nicht unbedingt das, was er als appetitlich bezeichnet hätte, aber so richtig abstoßend mochte er es auch nicht finden. Vielleicht sollte man es nicht unbedingt morgens ausprobieren…
Moment! Was ausprobieren?
Er schüttelte den Kopf. Dieser Frage würde er lieber erst nachgehen, wenn es soweit war.
„Musst du auch?“, fragte Nadia dann, nachdem sie aufgestanden war.
Nun da sie es erwähnte.
„Wieso?“, fragte er. „Willst du auch zusehen?“
„Ich würde gern mal… halten.“
„Wa-has?“, rutschte es ihm halb lachend heraus.
„Ich wollte schon immer mal dabei… halten.“
Sofort schossen Peter ein halbes Dutzend Erwiderungen durch den Kopf, die er jeder Frau gegenüber zu dieser Aussage gehabt hätte. Jeder Frau, außer Nadia. Bei ihr… nickte er nur und wurde mit einem Strahlen in ihren Augen belohnt, dass jede Peinlichkeit wert war.
Also klappte er die Klobrille hoch und stellte sich in Position. Und dann wartete er, bis sie seinen Schwanz ergriff, dessen Zustand man wohl am besten mit ‚schlaff, aber gut durchblutet‘ beschreiben konnte. Mit einer Tendenz nach oben…
„Kannst du nicht?“, fragte sie nach einer kurzen Weile, in der er sich darauf konzentrierte, sich zu entspannen.
„Augenblick…“, presste er hervor und spürte dann, wie es sich langsam seinen Weg bahnte.
„Upps!“, rief Nadia dann und kicherte, als zunächst alles daneben ging. Aber sie korrigierte schnell den Winkel und richtete den Strahl in die Toilettenschüssel. Gebannt verfolgte sie dann, wie er sich erleichterte.
„Gott, ich will auch so einen Schwanz haben“, murmelte sie. „Wenigstens einmal…“
„Ich bin ehrlich gesagt froh, dass du keinen hast.“
„Du hast leicht reden“, gab sie zurück. „Du musst nicht zum Pinkeln in die Büsche gehen und dir über deine Hose und deine Unterwäsche Gedanken machen. Und um Zaungäste. Du stellst dich einfach an eine Wand.“
„Aber wenn du einen Schwanz hättest, wären wir jetzt kein Paar.“
„Spielverderber…“
Als er fertig war, übernahm er das Abschütteln selbst, bevor er sich dann ein wenig pikiert überlegte, dass er vielleicht auch besser abtupfte, denn schließlich würde er gleich nur ein Handtuch tragen.
„Wenn es dich glücklich macht, darfst du öfter halten“, schlug er danach vor.
„Wirklich?“, fragte sie offenbar hellauf begeistert. „Auch mal irgendwo draußen?“
„Wenn du willst…“
Überschwänglich umarmte sie ihn von der Seite und küsste ihn stürmisch.
„Du bist toll!“
Anschließend wickelte er sich das Handtuch wieder um die Hüfte und wischte danach das weg, was daneben gegangen war. Währenddessen legte sich auch Nadia ein Handtuch um und folgte ihm dann zur Verbindungstür. So leise wie möglich öffnete Peter diese und stoppte abrupt, nachdem er einen vorsichtigen Schritt in die Küche gewagt hatte. Mitten im Raum stand seine Oma mit den Händen in den Hüften und wirkte ganz und gar nicht amüsiert.
„Omi“, japste er erschrocken. „Wir…“
„Ich will gar nicht wissen, welchen Schweinkram ihr getrieben habt oder treiben wollt“, unterbrach sie ihn energisch.
„Äh… also…“
„Ich dulde keine Schweinereien in meinem Haus“, fuhr sie erneut dazwischen. „Damit ist jetzt Schluss!“
Er erstarrte und richtete sich dann langsam auf, um in den Raum zu treten. Nadia folgte ihm mit gesenktem Kopf. Offenbar in Erwartung der nun folgenden Standpauke.
Aber Peter hatte nicht die Absicht, sich eine solche abzuholen. Das wurde ihm in diesem Moment bewusst. Energisch legte er seiner Freundin den Arm um die Schultern, zog sie an seine Seite und blickte seine Großmutter an.
„Es war ein harter Tag für dich, Oma. Ich verstehe das und deswegen…“
„Gar nichts verstehst du, Bürschlein!“, schnappte sie ungehalten. „Ich werde nicht dulden, dass du hier Unzucht treibst mit deinem Flittchen!“
Nadia zuckte in seinem Arm zusammen und schien zunächst den Kopf hochreißen zu wollen, ließ ihn dann aber wieder hinab sacken. Das nahm Peter allerdings nur am Rande wahr.
„Das reicht, Oma!“, schnauzte er erheblich lauter und wütender, als er es selbst erwartete hatte. „So redet niemand mit meiner Freundin. Auch du nicht!“
„Na, wenn du das so siehst, dann ist in meinem Hau
s kein Platz mehr für dich, Junge“, gab sie nach kurzem Zögern zurück.
„Das scheint mir auch so“, erwiderte er kalt.
„Dann sieh zu, dass du deinen Kram rüber schaffst, in Karl-Heinz Wohnung, und denk ja nicht, du könntest dauernd mit deiner Wäsche ankommen, wie er es getan hat. Die kannst du schön selbst waschen.“
Wie vom Blitzschlag getroffen starrte Peter seine Oma an, die mit einem Mal einen ganz anderen Ton anschlug und Dinge sagte, die sein Gehirn erst noch verarbeiten musste.
„Aber glaube mir eines, Bursche“, fuhr sie noch einmal auf und drohte ihm mit dem Zeigefinger. „Wenn du sie schwängerst, dann wirst du sie heiraten, selbst wenn ich euch beide an den Ohren vor den Altar schleifen muss.“
Und mit diesen Worten drehte sie sich abrupt um und steuerte auf die Küchentür zu.
Mit offenem Mund starrte Peter ihr hinterher und aus dem Augenwinkel sah er, dass es Nadia ähnlich zu gehen schien. Sie fing sich jedoch vor ihm wieder.
„Frau Bübler?“, rief sie seiner Oma hinterher und die hielt inne, drehte sich allerdings nicht um. „Muss ich dafür schwanger sein?“
Völlig geplättet starrte er nun seine Freundin an und hörte gleichzeitig von seiner Oma ein Geräusch, dass wie ein Glucksen klang.
„Nenn mich doch Renate“, sagte sie dann über die Schulter. „Oder Oma, wenn du möchtest.“
Er fühlte, wie Nadia daraufhin erschauerte, und nahm am Rande wahr, dass sich seine Großmutter wieder in Bewegung setzte. Sie stockte nur noch einmal, als seine Freundin leise, ja beinahe ergriffen flüsterte: „Danke… Oma.“
„Was war ’n das gerade?“, platzte er schließlich heraus, als er sich wieder ein wenig gefangen hatte.
„Ich glaube, das war deine Oma, die herausfinden wollte, ob du für mich einstehen willst und erwachsen geworden bist“, erwiderte Nadia nachdenklich.
„Und deswegen nennt sie dich Flittchen?“, schnappte er.
„Ich glaube nicht, dass es ihr überhaupt leichtgefallen ist, über ihren Schatten zu springen. Also verzeihe ich ihr das gerne“, antwortete sie. „Und außerdem bin ich ein Flittchen.“
„Bist du nicht.“
„Doch. Absolut sicher…“
„Bist du nicht!“
„Ach Peter… Du nennst mich doch auch ‚Schlampe‘. Und ich mag…“
Er wandte sich ihr zu und packte ihre Schultern. Ihrem Gesicht konnte er ansehen, dass ihr lockerer Ton nicht die ganze Wahrheit preisgab. Seinen Standpunkt konnte das nur bekräftigen.
„Bist – du – nicht!“
Zuerst versuchte Nadia seinem Blick auszuweichen, aber schließlich erwiderte sie ihn und gab sich geschlagen. Und dabei konnte er in ihren Augen sehen, dass es ihr etwas bedeutete.
„Darf ich trotzdem… manchmal deine kleine Schlampe sein?“, fragte sie kleinlaut.
„Das ist was anderes“, erwiderte er. „Aber niemand außer mir nennt meine Freundin so. Auch nicht meine Oma.“
Nadia antwortete nicht, sondern legte ihre Arme um ihn und küsste seine Brust.
Erst nach einer kleinen Weile sagte sie: „Es macht mich an, wenn du so bist. Das und… dein Sperma, das an meinem Bein runter läuft.“
Gegen seinen Willen musste Peter lachen.
Der Umzug in die Junggesellen-Wohnung seines Onkels nahm dann den Rest des Tages in Anspruch. Oder genauer gesagt das Aussortieren der Sachen, die Peter und Nadia entweder nicht gebrauchen konnten, oder nicht wollten. Peters eigene Besitztümer waren innerhalb einer Stunde verfrachtet, denn viel mehr als Kleidung, Bücher und einen Fernseher hatte er nicht vorzuweisen.
Onkel Karl-Heinz – oder Kalli, wie er es deutlich bevorzugte – hingegen war im Grunde vollständig ausgestattet. Und beim Durchsuchen der Schränke wurde auch schnell klar, weswegen sich all die Sachen nicht in seiner neuen Wohnung befanden, die er gemeinsam mit seiner mittlerweile langjährigen Freundin bewohnte.
Zu Peters Erstaunen fiel die umfangreiche Sammlung von Porno- und Erotikfilmen auf den Kassetten des mittlerweile veralteten Video-2000-Systems allerdings nicht in die Kategorie der Dinge, die unter der Regie von Nadia in Kartons verpackt und beiseite geräumt wurden. Ebenso wenig wie die kleine Kollektion von Sexspielzeugen oder die großformatigen Bilder nackter Frauen an den Wänden.
Es macht Peter natürlich nichts aus. Er wusste von den Filmen und hatte sich des Öfteren hinübergeschlichen, um ein wenig Zeit mit dem… Studium der Filmkunst zu verbringen. Immerhin waren all die Kassetten Zeitzeugnisse, die sein Onkel gerettet hatte, als die nahegelegene Videothek komplett auf VHS umstellte.
Das Interesse seiner Freundin für Titel, die völlig unzweifelhaft auf ‚Conan dem Barbaren‘ und ‚Red Sonja‘ basierten und deren schauspielerische Mängel mit nackten Oberkörpern ausgeglichen wurden, war unerwartet, irgendwie nicht überraschend.
Am Ende blieb die kleine Wohnung im Prinzip eine Mädchen-Falle und Junggesellen-Höhle. Aber in den Schränken lagen nun die Klamotten von Peter und Nadia und grundgereinigt war die Bude auch, als die Sonne langsam unterging.
Nur eine Kleinigkeit behinderte das junge Glück dabei, sich rundum zufrieden zu fühlen: Hunger!
Das und ein Kühlschrank, dessen Füllung aus Spirituosen wenig Nährwert versprach.
Peter war skeptisch, als Nadia todesmutig erklärte, sie würde bei seiner Oma etwas zu essen besorgen. Aber erstaunlicherweise kam sie nicht nur unverletzt und schnell zurück, sondern auch mit einem großen Topf bewaffnet, aus dem es nach Omas selbstgemachter Linsensuppe roch.
Erfreut sprang er vom Bett, auf das er sich hatte fallen lassen, um die Wartezeit zu überbrücken. Aber das war keine so gute Idee, wie ihm einige seiner Gliedmaßen energisch mittelten. Er konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, als ein anstrengender Vorabend inklusive eines Schlags in den Magen, eine kurze Nacht, ein Morgen voller Wut und Arbeit und ein nicht weniger anstrengender Rest des Tages sich gemeinsam entschlossen, ihm in den Rücken zu fallen.
„Kaputt?“, fragte Nadia mitfühlend, nachdem sie den Topf abgestellt hatte.
„Ein wenig“, räumte er ein.
„Du hättest mich ruhig auch etwas tun lassen können, bei unserem Großputz“, warf sie nicht zum ersten Mal an diesem Tag ein.
Und irgendwie musste ein Teil seines Verstandes ihr Recht geben, als seine Muskeln gegen jedwede Beanspruchung rebellierten. Vielleicht hätte er sich zumindest nicht aufs Bett legen sollen. Jetzt wusste er erst, wie erschöpft er eigentlich war.
„Setz dich an den Tisch“, kommandierte Nadia, ohne Widerspruch zu dulden.
Von seinem Sitzplatz aus beobachtete er dann, wie sie Teller heraussuchte, Brot bereitlegte und Suppe aufschöpfte. Dann brachte sie all das zusammen mit einer Flasche Cola und zwei Gläsern zum Wohnzimmertisch. Und irgendwie war es ein besonderer Moment.
Natürlich war nicht Ungewöhnliches daran, dass jemand mehrmals hin- und herlief und Essen auf den Tisch stellte. Ebenso wenig wie daran, dass Nadia gelegentlich kurz dastand und überlegte, wo sie Gläser oder Löffel finden mochte. Aber es war etwas sehr Besonderes daran, dass Nadia es für Peter tat. Wie bei einem Paar in einer eigenen Wohnung…
Als sie sich schließlich setzte, bemerkte sie seinen erstaunten Blick zum ersten Mal. Den Löffel bereits in der Hand hielt sie inne und sah ihn an.
Sie blickte in Peters Augen und schien Stück für Stück zu erkennen, was in seinem Kopf vorging. Jedenfalls wurde sie langsam rot und schlug schließlich verlegen die Augen nieder. Dann fuhr ihre Zunge über ihre Lippen und sie blickte wieder auf, während ihre freie Hand sich über den Tisch schob. Peter ergriff sie.
„Wenn du mich jedes Mal so bestaunst, nur weil ich Essen verteile, werde ich noch freiwillig zur Hausfrau“, flüsterte sie, als wollte sie die Feierlichkeit des Moments nicht zerstören.
„Ich liebe dich“, erwiderte er d
as Erste, was ihm in den Sinn kam.
Sie schluckte deutlich und ihre Augen schimmerten vor Rührung. Aber dann musste sie grinsen.
„Schuft!“
„Hm?“
„Du willst mich nur zu deiner Küchensklavin machen. Ich durchschaue dich!“, erklärte sie lächelnd.
„Dich anzuketten, damit du mir nicht weglaufen kannst, hat einen gewissen Reiz“, gab er zu.
Sie erschauerte und schloss kurz die Augen.
„Wenn du jetzt nicht die Klappe hältst und anfängst zu essen, wirst du mich gleich hier auf dem Boden nehmen müssen…“
Peter stockte und zum ersten Mal in seiner Zeit mit Nadia war er hin- und hergerissen. Sein Blick wechselte schnell von seinem Teller zu ihr und wieder zurück. Er hatte wirklich großen Hunger…
„Iss“, kommandierte sie breit grinsend. „Ich brauche dich stark und leistungsfähig.“
Damit ließ sie seine Hand los und wandte sich ihrem Teller zu. Und Peter rang auch nicht lange mit einer Erwiderung, denn in Wortgefechten war er ihr sowieso unterlegen.
Also aß er lieber die hervorragende Linsensuppe seiner Oma und hielt die Klappe.
Nach zwei vollen Tellern davon war er satt und zufrieden und lehnte sich zurück. Ein wohliges Gefühl der Müdigkeit breitete sich in seinem Körper aus und es störte ihn nicht einmal mehr, dass Nadia ihn schon beobachtete, seit sie mit ihrer einzelnen Portion fertig war. Vielleicht hätte es ihn nicht einmal gestört, wenn neben ihm eine Bombe explodiert wäre.
Zu seinem Leidwesen kannte seine Freundin jedoch kein Erbarmen und ließ ihm nicht einmal eine Minute, um zu verdauen. Sie stand auf und streckte ihm die Hand entgegen. Seufzend ergriff er sie und stemmte sich hoch.
Was ihn allerdings erwartete, kam ebenso überraschend, wie es willkommen war.
Im Nachhinein betrachtet befand sich Peter bereits im Halbschlaf, als Nadia ihn auszog und veranlasste, sich auf dem Bauch aufs Bett zu legen. Und endgültig im Reich der Träume kam er an, als sie sich nach einem langen oder kurzen Moment auf seine Oberschenkel setzte und anfing, eine kühle, glitschige Flüssigkeit auf seinem Rücken zu verteilen. Und zwar mit ihren Händen und ordentlich Druck.
Danach waren seine letzten Wahrnehmungen kleine Augenblicke, in denen er noch einmal aus dem Schlaf hochschreckte und Momentaufnahmen wahrnahm. Nicht mehr als einzelne Eindrücke.
Davon, dass Nadia seine verspannten Muskeln knetete. Und davon, dass sie ihre nackte Vorderseite über seinen öligen Rücken gleiten ließ. Oder davon, dass sie an seine Seite glitt und er sich auf den Rücken wälzte, um sie in den Arm zu nehmen.
Vor allem aber davon, dass sie seinen Hals küsste und sich dich an ihn schmiegte, während sie flüsterte: „Schlaf, mein Wikingergott. Halt mich fest und ruh dich aus. Du hast es dir verdient…“
Danach – oder auch schon davor, wenn man den wenig realistischen Wortlaut bedachte – wurde alles ziemlich wirr. Eisige Landschaften, Trolle, nordische Götter, Drachenschiffe und hitzige Gefechte spielten filmreife Hauptrollen in den folgenden Ereignissen. Aber sie alle wurden überschattet von einer göttlichen Schönheit, die ihren einhändigen – wieso zum Henker eigentlich einhändigen? – Helden immer wieder dazu herausforderte, sie mit all seiner Kraft und Macht zu nehmen.
Nur leider hinderte diesen immer irgendetwas daran, weswegen die weibliche Traumgestalt aus lauter Verzweiflung sein Bein oder seinen Arm benutze, um sich selbst daran Erleichterung zu verschaffen. Aber glücklicherweise erbarmte sie sich schlussendlich seiner und brachte ihm mit ihrem Mund die langersehnte Erleichterung.
Als Peter aufwachte, brauchte er eine Weile, um Realität und Traum zu trennen, weil es so viele Parallelen zwischen ihnen gab. Beispielsweise lag dich an seine Seite gepresst und mit einem Arm und einem Bein auf seinem Körper eine Göttin und schlief selig. Und wie in seinem Traum gehörte sie zu ihm. Sie war sein…
Das war ein wirklich erfreulicher Unterschied zu zwanzig Jahren des fantasievollen Träumens, deren nächtliche Ereignisse sich – mal leider, mal glücklicherweise – als unwahr erwiesen. Beinahe wollte er sich kneifen, um sich zu vergewissern.
Lange Zeit lag er einfach da und genoss, dass es das Leben einmal gut mit ihm meinte. Dann klingelte sein Handy.
Auf dem Display war die Nummer seines besten Freundes zu sehen. Und da Nadia sich ohnehin schon rührte, weil er erst kurz nach dem Gerät hatte suchen müssen, ging er dran.
„Gouldfisch!“
„Worscht!“, lautete die vorhersehbare Antwort.
Die beiden Begriffe waren Überbleibsel eines völlig beknackten Abends Jahre zuvor, bei dem sie beide zum ersten – und in Peters Fall auch letzten – Mal Gras geraucht hatten.
„Mit wem redest du da?“, murmelte Nadia verschlafen.
„War das gerade eine Frauenstimme?“, wollte Kenni wissen.
„Mit einem Freund“, beantwortete er die wichtigere Frage und sagte dann ins Telefon: „Ja.“
„Was für eine Frau?“,wollte sein Kumpel wissen.
„Was für ein Freund?“, nuschelte Nadia fast gleichzeitig. „Einer von… denen?“
Ein wenig überfordert von den beiden gleichzeitigen Gesprächen erklärte Peter: „Meine Freundin. Und nein, keiner von denen. Ein richtiger Freund.“
„Sein Bester“, plärrte Kenni in dem Versuch, sich durch das Telefon der Zuhörerin verständlich zu machen. Dann stockte er. „Wie jetzt: deine Freundin? Details, Komma, alle!“
Möglicherweise noch immer nicht völlig wach griff Nadia nach oben und zog Peter das Handy aus der Hand, um es sich selbst ans Ohr zu halten.
„Ob du wirklich ein vernünftiger Freund bist, werden wir nachher sehen, wenn ich dich unter die Lupe nehme. Und jetzt stör uns nicht beim Ficken, bitte.“
Damit legte sie auf und Peter war sich ziemlich sicher, dass Kenni ebenfalls so die Spucke wegblieb, wie ihm selbst. Auch wenn er ihn gerade nicht sehen konnte, wusste er doch, wie sein Gesicht gerade aussehen musste.
„Guten Morgen, Geliebter“, sagte sie dann schon etwas deutlicher. „Ich hoffe du hast gut geschlafen? Ich nämlich nicht. Und das ist deine Schuld.“
„Wie?“, japste Peter und riss die Augen auf.
„Ich habe versucht, diesen Punkt zu finden, den du mit deiner Hand im Auto getroffen hast. Und ich war nicht erfolgreich. Und außerdem sind weder dein Bein, noch dein Arm ein adäquater Ersatz für einen wachen Peter“, plauderte sie fast schon munter weiter. „Aber die Höhe ist ja wohl, dass du nicht einmal aufgewacht bist, als ich dir einen geblasen habe!“
„Dann hab ich das gar nicht geträumt?“, fragte er verblüfft.
„Duu…!“, wollte sie sich entrüsten, aber Peter warf sich herum und verschloss ihren Mund mit einem Kuss.
Das spielerische Gerangel im Anschluss konnte er leicht für sich entscheiden, obwohl Nadia unfair spielte und versuchte, ihn zu beißen. Aber sie hörte damit auf, als er anfing ihr zu beweisen, dass er für seinen Teil besagten Punkt weiterhin sehr zielsicher finden konnte.
Danach musste er sich nur noch Gedanken darüber machen, was die Leute wohl über ihre Schreie denken mochten, die man wahrscheinlich bis ans andere Ende des Dorfes gehört hatte.
Im Anschluss an eine halbe Stunde, in der ohne Zweifel nicht nur Peter Spaß gehabt hatte, stellten sich drei wichtige Erkenntnisse ein: Zum einen musste man eindeutig die Bettwäsche wechseln, wenn er diese spezielle Technik bei seiner Freundin anwandte. Zum anderen war es ihnen beiden egal. Und zum Dritten gab es unter dem Laken einen feuchtigkeitsabweisenden Schonbezug, über dessen Zweck Nadia mehr zu ahnen schien, als sie preisgeben wollte.
Aber da sie die Vertrauenskarte ausspielte, ging Peter der Sache nicht weiter nach, obwohl seine Neugier geweckt war.
Nach einer gemeinsamen Dusche rief er dann Kenni noch einmal an und verabredete sich mi
t ihm für den späteren Nachmittag. Davor mussten Nadia und er auf jeden Fall einkaufen gehen.
Sich dafür anzuziehen, dauerte in seinem Fall ein paar Minuten. Nadia stand allerdings zu ihrem Wort und schien entschlossen, jeden vernünftigen Gedanken in seinem Kopf zu exorzieren. Sie streifte sich nämlich nur einen Minirock über und zog eine kurze Bluse an, die sie mit exakt einem einzigen Knopf schloss. Am längsten brauchte sie tatsächlich, um sich ihre Schuhe anzuziehen.
„Ich werde Frauen nie verstehen“, brummelte er sich in den Bart.
„Tust du bereits viel zu gut“, gab sie grinsend zurück, ohne ihn anzusehen.
„Ich glaube nicht.“ Er blickte auf ihre hochhakigen, nur von einigen Riemchen gehaltenen Schuhe. „Warum tragt ihr beispielsweise so unpraktische Schuhe? Ich weiß schließlich, dass du Turnschuhe hast.“
„Aber wenn ich die trage, starrst du nicht so gierig meine Füße an.“
Das war ein Punkt, musste er zugestehen.
Trotzdem fühlte er sich in Jeans und T-Shirt an ihrer Seite irgendwie unangemessen gekleidet und sagte ihr das auch.
„Mal abgesehen davon, dass ich gerne mit dir ein paar Klamotten kaufen gehen würde“, gab sie zurück, „ist das kein Wettbewerb, wer schicker gekleidet ist. Ich ziehe mich für dich so an und nicht für andere.“
„Dann sollte ich das fairerweise auch tun, oder?“
„Nackt kannst du nicht rausgehen. Dann schnappen sie dich mir weg“, erwiderte sie grinsend.
„Wer?“
„Die anderen Weiber natürlich, du Schaf.“
Peter wollte etwas darauf erwidern, aber Nadia zog warnend die Augenbraue hoch und er schluckte es runter.
„Brav“, lobte sie seine Zurückhaltung. „Und was das andere angeht… Ein engeres Shirt?“
Es gab gut ein Dutzend Gegenargumente gegen diesen Vorschlag, die ihm sofort auf der Zunge lagen. Aber stattdessen musterte er seine Freundin noch einmal.
Ihre zierliche Statur wurde von dem schwarzen Mini und der praktisch offenen und außerdem eher durchscheinenden Bluse so gut wie gar nicht verhüllt. Und sie trug das, um ihn anzumachen. Was spielte es da für eine Rolle, ob er sich in einem engeren Shirt unwohl fühlte, weil er keinen straffen Bodybuilder-Bauch hatte?
Wenn es ihr gefiel, würde er auch mit nacktem Oberkörper gehen. Ja. Tatsächlich würde er das.
Begleitet von einem strahlenden Lächeln, dass allein schon Lohn genug war, wechselte er das T-Shirt und bot ihr dann gentlemanlike seinen Arm an.
Zum Einkaufen fuhr Peter in die Stadt. Man hätte ganz bestimmt auch alles, was sie brauchen würden, in dem kleinen Sparladen im Dorf bekommen, aber er wollte mit seiner Freundin in den Supermarkt. Und er wusste auch genau, weswegen er das wollte.
Es war ein weiteres erstes Mal. Und es bedeutete ihm etwas, auch wenn Nadia das kaum ahnen konnte. Seit seiner frühesten Kindheit war er so selten bei Großeinkäufen der Familie dabei gewesen, weil es so wenig Familie gab. Und irgendwie hatte er das Gefühl, es wäre bedeutsam.
Außerdem mochte er die Atmosphäre in den großen Einkaufshallen.
Wie sich herausstellte, war Nadia ganz und gar keine unerfahrene Einkäuferin. Sie entwickelte scheinbar aus dem Stehgreif Pläne, was man kochen könnte und welche Zutaten man dazu bräuchte. Und sie dachte auch an solche Kleinigkeiten wie eine neue Toilettenbürste oder Gewürze.
Wirklich überwältigend war aber neben dem Gefühl, mit seiner Freundin zusammen einzukaufen, herumzualbern und Spaß zu haben, noch etwas ganz und gar Unerwartetes: Peter war stolz und fühlte sich sicher.
Er wurde früher eigentlich immer von dem Gefühl verfolgt, ob jemand ihm hinterher starrte und sich über ihn lustig machte. Aber urplötzlich war dieser Eindruck völlig verschwunden.
Sicherlich lenkte Nadia, die so leicht bekleidet durch die Gänge wirbelte und zu jedem Teil sein Einverständnis einholte, dass sie in den Wagen platzierte, seine Aufmerksamkeit gehörig ab. Aber dennoch bemerkte er, wie viel Aufsehen sie bei anderen Männern erregte.
Und verfolgt von deren durchdringenden Blicken auf all die Reize, die sie nicht versteckte, kam sie zu ihm zurück. Zu ihm!
Peter war derjenige, an den sich der bezauberndste Frauenkörper in hundert oder tausend Kilometern Umkreis drängte, wenn er etwas von einem hohen Regal holte. Es war seine Leiste, in die sich ihre Hand ‚versehentlich verirrte‘, wenn sie sich an ihm vorbei nach etwas reckte. Und es war seine Körpermitte, an die sich ihr Po drückte, wenn sie sich nach etwas bückte.
Falls sie das nicht lieber mit genügend Abstand machte, dass er ihr ganz ohne Mühe unter den Rock sehen konnte, wo man dann sehr gut erkannte, dass sie keine Unterwäsche trug.
Er war es, der mit leuchtenden Augen belohnt wurde, als er mit einer Packung Merci zurückkehrte. Und er war es, der immer wieder – auch völlig ohne Anlass – einen kurzen Kuss bekam.
Ihm galt Nadias beinahe dauerhaftes Lächeln. Und ihm galt auch ihre Aufmerksamkeit. So sehr, dass sie ein paar Mal nicht sofort bemerkte, dass nicht nur Peter ihre kleinen Showeinlagen mitbekam und dementsprechend einen Blick auf ihre kurz entblößte Brust oder unter ihren Rock werfen konnte. Oder sie bemerkte es und es war ihr egal, denn rot wurde sie nicht ein Mal.
Allerdings war auch Peter völlig auf seine Freundin fixiert und erst an der Kasse stellte sich daher noch eine weitere Erkenntnis ein, die ihm ebenfalls neu war: Auch er erregte Aufmerksamkeit.
Und zwar nicht als der Typ, mit dem die heiße Kleine aus unverständlichen Gründen zusammen zu sein schien. Sondern ganz eigenständig als Mann. Seitens einer Frau.
Sie mochte ‚nur‘ Kassiererin sein, aber nach Peters Maßstäben spielte sie bereits in einer völlig anderen Liga. Wenn Nadia um die Weltmeisterschafts-Krone stritt und er sich selbst in der Kreisliga einordnete – wenn er einen guten Tag hatte – dann spielte die hübsche Brünette immerhin in der Bundesliga. Ohne den Kittel ihres Arbeitgebers bestimmt sogar in der Ersten.
Das bemerkte Peter jedoch erst, als sie ihn ansprach.
„Kommt noch was dazu?“, fragte sie, während er dorthin starrte, wo gerade seine Freundin verschwunden war, um noch Salz zu beschaffen. Wie schaffte sie es bloß, mit diesen Schuhen schnell zu gehen und gleichzeitig elegant auszusehen und nicht zu staksen?
„Wie?“, fragte er irritiert.
„Ist das alles?“, wiederholte die Frau fröhlich und wackelte mit einer Salatgurke.
„Äh… Noch nicht ganz“, gab er zurück und registrierte erstmals, wie hübsch sie war, auch wenn sie keinem Vergleich zu Nadia standhielt. Da war etwas Ungewohntes an ihrem Tonfall, auf das er nicht ganz den Finger legen konnte und sie schien ihn beinah anzustrahlen.
„Ich mag gesundheitsbewusste Männer“, plauderte sie weiter, während er eine Packung Zigaretten aus dem Regal nahm.
Schuldbewusst zuckte er zusammen, als sie das mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierte.
„Aber ein klein wenig sündigen darf er natürlich auch“, schob sie daraufhin nach.
Peter runzelte die Stirn. Irgendwie war es fast als… flirtete die Frau mit ihm. Die Art, wie sie ihn angeblickt und sich die Lippen befeuchtet hatte, als sie von ‚Sündigen‘ sprach, vermittelte jedenfalls fast diesen Eindruck.
Beinahe wäre ihm herausgerutscht, dass er vergeben war. Aber damit hätte er sich natürlich völlig zum Affen gemacht, weil er ohne jeden Zweifel etwas missverstand. Also verkniff er sich den Kommentar.
„Ich hab um halb sieben Feierabend“, erklärte die Kassiererin dann völlig unverständlicherweise. Sie wirkte nun ein klein wenig angespannt, als würde sie nicht wissen, wie sie das Gespräch am Laufen halten sollte. „Falls du noch jemanden brauchst, an dem du deine Kochkünste ausprobieren willst…“
Peter starrte sie nur an, als verstünde er gar nic
hts. Was auch exakt den Tatsachen entsprach.
„Um halb sieben kann er nicht“, mischte sich Nadia ein, die gerade wiederkam. „Da fickt er mich hoffentlich gerade zum wiederholten Mal in den siebten Himmel.“
Ihr Tonfall hatte eine gewisse Schärfe und ihre Augen funkelten ein wenig, als sie die andere Frau anstarrte. Die erwiderte den Blick für einen Moment, bevor sie auswich.
„Und ich dachte schon, er wäre schwul, weil er mich auflaufen ließ“, murmelte sie ein wenig missmutig. „Immer das Gleiche mit den Leckeren…“
„Schwul ist er nicht“, gab Nadia zurück. „Obwohl er auch Ärsche mag.“
Kurz sah die Brünette verwirrt aus, bevor in ihren Augen ein Funke des Verstehens sichtbar wurde.
„Ein Jammer“, sagte sie, während sie das Salz einbuchte.
Peter verstand in seiner Verwirrung wenig von dem Gespräch. Die Worte kamen zwar an, aber irgendwie wollten sie keinen Sinn ergeben. Er bezahlte die stolze Rechnung und räumte dann den Wagen wieder ein. Erst mit etwas Abstand zur Kasse blickte er Nadia an, die ein wenig kühl neben ihm her schritt und den Kopf hoch erhoben hielt.
„Habe ich was falsch gemacht?“, fragte er unsicher.
Im ersten Moment war es beinahe so, als wolle sie ihn anfauchen, als sie seinen Blick erwiderte. Aber dann schmolz das Eis in ihren Augen in Sekundenschnelle, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
„Du weiß nicht mal, was da gerade passiert ist, oder?“, fragte sie leise.
„Keine Ahnung“, gab er zu.
„Eigentlich wollte ich mit dir schimpfen, weil du ihr nicht einmal gesagt hast, dass du vergeben bist.“
„Wieso sollte sie das interessieren?“, fragte er verblüfft.
„Weil sie scharf auf dich war, Baby.“
„Auf mich?“, japste er ein wenig zu laut.
Nadia nickte, sah aber bereits so aus, als müsste sie sich das Lachen verkneifen.
„Sie hätte dich am liebsten an Ort und Stelle vernascht“, bestätigte sie.
Maßlos erstaunt wollte Peter über die Schulter zurückblicken.
„Wag es ja nicht die Kuh eines Blickes zu würdigen“, zischte Nadia daraufhin.
Peter blieb stehen und wandte sich ihr zu. Ernst blickte er sie an, wie sie vor ihm stand und die Hände in die Hüften gestemmt hatte. Ein leicht angespannter Zug lag um ihre Augen.
„Bist du eifersüchtig?“, fragte er ruhig.
Ihr Blick bewies, dass sie ein halbes Dutzend ausweichender Antworten durchging, bevor sie ein wenig resigniert seufzte und kleinlaut gestand: „Ja…“
Schnell legte er seine Arme um seine Freundin und zog sie an sich.
„Völlig grundlos. Ich interessiere mich einen Dreck für die Tussi. Oder andere. Selbst wenn – und ich bezweifle das – sie sich für mich interessieren sollten.“
„Noch…“, murmelte Nadia und wich seinem Blick aus. „Aber wenn du erst mal die Scheuklappen abnimmst und bemerkst…“
Peter griff ihr sachte ans Kinn und hob ihren Kopf, sodass sie seinem Blick begegnen musste.
„Selbst wenn eine Fee käme und mich in Mister Perfect verwandeln würde, hätte ich noch immer die schärfste Freundin auf dem Planeten“, erklärte er völlig überzeugt. „Die Frau, nach der sich hier alle Männer umgedreht haben und die sich nicht einmal dafür schämt, dass nun eine Reihe anderer Männer mit ihren unbehandelten Erektionen werden leben müssen.“
„Ach…“, machte sie schwach. „Das hast du bemerkt, ja?“
Nun wurde sie doch ein wenig rot.
„Ja habe ich. Aber ich habe auch bemerkt, dass du es für mich getan hast. Und… ich vertraue dir.“
Dann küsste er sie und Nadia erwiderte es leidenschaftlich. Sehr leidenschaftlich.
„Komm mit“, flüsterte sie dann ein wenig atemlos und zog ihn so schnell hinter sich her, dass er Schwierigkeiten mit dem vollen Einkaufswagen bekam.
Glücklicherweise war es nicht weit, denn als sie die Türen zu den öffentlichen Toiletten des Supermarktes erreichten, stoppte sie abrupt. Schnell sah sie sich um, bevor sie die Tür zur Herrentoilette öffnete und ihn mit sich hinein zog.
Peter war gar nicht in der Lage, schnell genug zu schalten, um etwas einzuwenden.
„Weißt du, was das Schwierige an all der Aufmerksamkeit ist?“, fragte sie, unterbrochen von lauter kleinen Küssen, die sie auf seinem Gesicht verteilte. „Sie macht mich heiß!“
Verdattert realisierte er, wie sie seinen Gürtel und seine Hose öffnete.
„Und weißt du, was das Gute an diesen Schuhen ist? Also abgesehen davon, dass sie dich anmachen, meine ich…“
Schnell drehte sie sich dem Spiegel über dem Waschbecken in dem kleinen Vorraum zu der einzelnen Kabine zu und fing seinen Blick im Spiegelbild ein.
„Sie sorgen für die richtig Höhe.“
In diesem Moment stürzten ein paar Erkenntnisse ziemlich gleichzeitig auf Peter ein.
Er bemerkte den plötzlichen und verzehrenden Hunger im Blick seiner Freundin. Eine mitreißende Gier nach… Sex. Und er bemerkte, dass er steif war. Und zwar sehr. Die wenigen Worte in verheißungsvollem Ton hatten ausgereicht, um sofort auch in ihm den Hunger zu wecken.
Außerdem bemerkte er, dass sie sich den Rock ein wenig hochschob und sich vorbeugte. Und dass dadurch seine Eichel wie von selbst zwischen ihre Pobacken rutschte.
Gefangen von ihrem Blick im Spiegel tastete sich seine Hand von hinten zwischen ihre Beine, die sich seinem Zugriff bereitwillig ein wenig mehr öffneten. Und dort ertastete er ihre überquellende Nässe.
Nadia schüttelte allerdings ganz leicht den Kopf, obwohl sich ihre Augen allein auf seine Berührung hin leicht verengten.
„Ich war böse, Peter“, erklärte sie. „Ich habe nicht nur deine Blicke genossen, sondern auch die der anderen Männer.“
Es irritierte ihn nur leicht. Im Grunde hatte er sich das sogar gedacht. Aber es von ihr zu hören, macht ihn auch ein ganz kleines bisschen ungehalten.
„Das macht dich wütend“, hauchte sie. „und damit hast du recht. Aber das war noch nicht alles…
Ich habe das schon heute im Bad geplant. Ich wollte mich von anderen Männern ebenso begaffen lassen, wie von dir.“
„Aber…“, wollte er ansetzen. Es missfiel ihm ein wenig, wohin dieses Gespräch sich entwickelte.
„Ich wollte böse sein, Peter. Und ich wollte, dass du mich dafür bestrafst. Und deswegen habe ich mich vorbereitet…“
Sie führte ihre Hand zu ihrem Mund und befeuchtete die Fingerspitzen mit Speichel, bevor sie nach hinten griff und die Feuchtigkeit auf seiner Eichel verteilte.
Sprachlos und zur Untätigkeit verdammt spürte er dann, wie sie seinen Schaft nahm und ihn ansetzte. Allerdings deutlich weiter oben, als er es im Sinn gehabt hatte.
„Ich war böse, Peter“, wisperte sie. „Fick mich in den Arsch und zeig mir, wem ich gehöre.“
Die Worte durchzuckten ihn wie ein Stromstoß. Eher unwillkürlich ruckte dabei seine Hüfte und Nadia sog zischend die Luft ein. Ihr Gesicht zeigte deutlich einen Ausdruck von Schmerz.
„Jaaa…“, seufzte sie dann tief ausatmend. „Genau so, Baby. Zeig der Drecksschlampe, wem sie gehört. Nimm keine Rücksicht…“
Zwei widerstreitende Gefühle tobten in seiner Brust und in seinem Kopf. Er wollte natürlich seiner Liebsten nicht wehtun. Am allerwenigsten das. Und eigentlich war er auch nicht wirklich wütend auf sie. Aber andererseits lockte sie doch einen schwer zu unterdrückenden Zorn hervor, dessen Ursprung er gar nicht so richtig ausmachen konnte. Oder war es etwas anderes…?
Deutlich fühlte er die heiße, beinahe schmerzhafte Enge, die sich um die Spitze seiner Eichel legte. Ihr Körper pulsierte an dieser Stelle in einem schnellen Takt und in ihrem Blick im Spiegel standen Furcht, Gier und Erwartung zusammen mit dem langsam verblassenden Ausdruck des Schmerzes.
Niemand bestimmte die Regeln, außer Nadia und ihm. Und wenn sie eine Strafe p
rovozieren wollte und sich sogar auf diese ‚vorbereitet hatte‘ – was immer das bedeuten mochte – dann…
„So ein Flittchen bist du also?“, grunzte er und packte ihre Haare mit einer Hand, während er mit der Anderen unter ihre Bluse fuhr, um ihre Brust zu erreichen. „Geilst dich an anderen Männern auf?“
„Ah-hah“, bestätigte sie kehlig und ihre Augen strahlten, als er sich auf ihr Spiel einließ.
„Dann wist du schön dafür sorgen, dass mein Schwanz auch genau da landet, wo er jetzt hingehört.“
Das wütende Knurren, mit dem er es sagte, wurde von etwas gespeist, dass zugleich Wut und etwas anderes war. Obwohl er wusste, dass es ein Spiel war, fühlte er den stärker werdenden Drang, sie in Besitz zu nehmen. Ihr zu zeigen, wem sie gehörte und wo ihr Platz war.
Und was ihr blühte, wenn sie sich anderen Männern präsentierte. Oh ja…!
Langsam, aber bestimmt, schob Peter seine Hüfte vor und wurde von angespanntem Keuchen belohnt. Nadia ließ seinen Blick nicht los und er konnte ihre Begeisterung sehen. Aber er sah auch den Schmerz.
„Bitte tu mir weh“, wimmerte sie leise. „Bestraf mich…“
Erstaunlicherweise glitt sein Schwanz ohne große Probleme weiter in den extrem engen Kanal ihres Hinterns. Ihre Vorbereitungen mussten irgendeine Form von Gleitmittel beinhaltet haben. Allerdings sorgte das nur dafür, dass Peter sich noch weniger Sorgen machte und sich mehr und mehr auf das Spiel einlassen konnte.
„Du gehörst mir“, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen und genoss beinahe, dass es ihm selbst ein wenig Schmerzen bereitete, ihren Ringmuskel zu durchstoßen. „Du wirst nie wieder andere Männer auch nur ansehen!“
„Nie wieder!“, japste sie erschrocken, als er ein gutes Stück weit vordrang. „Ich schwör‘s! Ich… Auhh!“
Sein ruckartiges Vordringen ließ sie deutlich ihren Schmerz verkünden. Mittlerweile brauchte er keine Führung mehr. Ihre Hand packte sein Shirt und sie zog, als wolle sie sicherstellen, dass er nicht aufhörte.
„Und wenn doch“, versetzte er, „werde ich dich wieder bestrafen.“
„Immer wieder…“, wimmerte sie und ließ den Kopf schließlich hängen.
Nach einer unendlich scheinenden Weile presste sich schließlich sein Körper an ihren Hintern und er war ganz in sie eingedrungen. Nadia musste sich nun mit beiden Händen an der Wand abstützen und atmete kurz und abgehackt.
„Fick dein Miststück in den Arsch“, presste sie angestrengt hervor.
Und er zog sich ein wenig zurück und konzentrierte sich ganz auf das unglaubliche Gefühl der Enge. So fest hatte noch niemals etwas seinen Schwanz gepackt.
Nur zur Hälfte entzog er sich ihr, bevor er sich wieder versenken musste, weil er es einfach nicht mehr aushielt. Seine Linke bekam ihre Brust zu fassen und grob hielt er sich daran fest, während er die Rechte um ihren Körper herum zwischen ihre Beine schob.
„Ich werde dich nicht nur bestrafen“, quetschte er angestrengt heraus. „Du wirst es auch noch genießen und dabei kommen.“
„Nein“, wisperte sie und schüttelte den Kopf.
Schwungvoll zog er sich daraufhin aus ihr zurück und drang dann mit seiner ganzen Länge wieder ein. Und in dem Moment, als ihre Körper aufeinandertrafen, presste er seine Finger auf ihre Lustperle.
Nadia dämpfte ihren Aufschrei so gut sie konnte, aber er war dennoch deutlich hörbar. Und irgendwie stachelte die Mischung aus Schmerz und Lust darin ihn weiter an.
Ohne sein bewusstes Zutun fiel sein Unterleib in einen Rhythmus aus ausholenden Bewegungen, während er sich darauf konzentrierte, im richtigen Moment den Druck seiner Hand zu verstärken.
„Es ist eine Strafe“, bettelte sie noch kurz. „Ich darf nicht…“
„Du wirst tun, was ich dir sage“, grunzte er und fuhr mit der Behandlung fort.
Nadia leistete keinen Widerstand und ihrem Stöhnen nach fügte sie sich auch in seine Anweisungen. Es klang zunehmend so, wie er es mittlerweile mit ihrem herannahenden Höhepunkt in Verbindung brachte.
Was ein Segen war, denn die Reibung und Enge ließen bereits alle Säfte in ihm hochkochen und machten es immens schwer, sich zurückzuhalten.
Als sie keuchte: „Ich komme, Baby! Ich darf nicht… vor dir…“, war das alles, was er noch an Ermunterung brauchte. Mit einem letzten, harten Stoß versenkte er sich so tief wie möglich in ihrem Hintern und fühlte die quälend langsame Explosion, die von den unwillkürlichen Muskelzuckungen Nadias unterstützt wurde, als sie bei ihrem Orgasmus verkrampfte.
Kurz, heftig und unglaublich intensiv. Und auf einer öffentlichen Toilette. Und in den Arsch.
Peter kam zur Besinnung und schüttelte den Kopf. Obwohl es nur wenige Minuten gedauert hatte, fühlte er die Schweißperlen auf seiner Stirn und seine Beine zitterten. Nadia atmete ebenso schwer.
„Ich hatte solche Angst davor, dass du mir wehtun würdest“, schluchzte sie plötzlich und er erstarrte. „Angst davor, dass ich es hassen würde…“
„Nadia“, keuchte er schockiert. „Ich…“
„Ich liebe es, Baby“, unterbrach sie ihn. „Ich will immer wieder von dir bestraft werden.“
Sie hob den Kopf und er konnte sehen, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
Besorgt zog er ihren Oberkörper hoch und legte die Arme um sie. Nadia griff nach hinten und legte die Hände an seinen Kopf.
„Es tut mir leid, Baby“, erklärte sie seinem Spiegelbild. „Ich war so wütend. Auf mich. Und ich hatte mich extra vorbereitet, falls sich eine Gelegenheit ergeben würde. Eine liebevolle und romantische Gelegenheit, wie sie immer wieder plötzlich da sind, wenn du in der Nähe bist. Damit mich das über meine Angst tragen könnte.“
Sie schniefte und in ihrem Blick lag die Bitte um Vergebung.
„Aber ich war so wütend auf mich, weil ich so dumm reagiert und dir nicht vertraut habe. Ich wollte… Ich wollte bestraft werden…“
„Meinst du nicht, das hätte auch ganz schön ins Auge gehen können, wenn du solche Angst davor hattest?“, fragte er sanft.
„Ganz bestimmt sogar“, räumte sie ein. „Wenn du nur an dich gedacht hättest, wie ich es eigentlich wollte…“
„Ich bin nicht gerade glücklich darüber, dass du für uns beide so viel aufs Spiel gesetzt hast“, gestand er.
„Ich auch nicht“, schluchzte sie erneut über den Rand der Tränen hinaus. „Aber jetzt weiß ich, dass nichts mit dir jemals schlechte Erinnerungen heraufbeschwören wird. Mit dir ist alles neu und gut und anders.“
Vorsichtig machte sie Anstalten, sich von ihm zu lösen und er ließ es zu. Dabei rutschte sein Glied aus ihr heraus und sie verzog kurz das Gesicht.
„Tut es noch weh?“, fragte er besorgt.
„Ein wenig“, gestand sie. „Aber das habe ich verdient.“
„Nadia…“
„Nein, Geliebter“, unterbrach sie ihn. „Für meine Dummheit. Und dafür, dass ich so getan habe, als wäre ich total scharf auf Analsex.“
„Wir müssen das nicht mehr…“, wollte er sie beruhigen.
„Bist du verrückt?“, fuhr sie sofort wieder dazwischen. „Nachdem es so unglaublich war, willst du es mir wieder nehmen?“
„Ich dachte, es hätte wehgetan.“
„Ich habe ein etwas gestörtes Verhältnis zu Schmerzen, Peter. Ich bin sowieso ein ziemlich gestörter Mensch.“
Er drehte sie zu sich um und nahm sie wieder in die Arme.
„Ich mag dich so, wie du bist. Solange du mich nicht wieder aus anderen Gründen zu einem Quickie auf der öffentlichen Toilette verführst, als Geilheit.“
„Es ist nicht so, als wäre ich nicht auch geil auf dich gewesen, du Playboy“, gab sie zurück.
„Du weißt, was ich meine“, erwiderte er ernst.
„Ja…“
Sie schlug die Augen nieder und gab sich geschlagen.
„Also keine Bestrafungsspiele mehr“, beschloss er und sofort ruckte ih
r Kopf wieder hoch. Die Verzweiflung und Enttäuschung in ihren Augen waren eindeutig echt.
„Außer ich will dich bestrafen.“
Ein Schauer überlief sie, als sie ihn anstarrte und sich ein wenig fester an ihn klammerte.
Allen seinen Unsicherheiten zum Trotz war Peter sich völlig sicher, das Richtige zu tun, als er sagte: „Wenn du etwas angestellt hast, dann wirst du mir das beichten. Und wenn ich mir sicher bin, dass du dich nicht wieder selbst bestrafen willst, sondern wirklich verdient hast, dich vor Lust und vielleicht auch ein wenig Schmerz zu winden, dann werde ich beschließen, dich zu bestrafen. Klar?!“