Das Ende einer vergeudeten Jugend Teil 8
Dachte sie etwa gar nicht mehr an mich? Lief das so? Ihre Freundin kommt vorbei und ich bin abgemeldet? Heute Vormittag hatte ich sie gebeten, mir zu schreiben, ob wir uns heute noch treffen könnten. Zwar kannte ich mittlerweile die Antwort, weil ich gesehen hatte, wie ihre Freundin im schnittigen Sportauto vorgefahren war, aber hatte sie nicht doch die Pflicht, mich zu informieren?
Ah, allzu böse konnte ich nicht sein. Ich hatte sie ja auch betrogen. Und zwar auch mit ihrer Freundin. Sie war mir durch den Kopf geschossen und ihre langen Beine hatten mir die zusätzliche Erregung verschafft, die ich beim Wichsen zum Orgasmus gebraucht hatte. Ich fühlte mich schuldig. Ablenkung war jetzt von Nöten.
Ich würde heute und dieses ganze Wochenende nicht zum Zuge kommen, also konnte ich auch mit Freunden etwas unternehmen. Doch HORROR, die hatten bereits einen Disco-Abend geplant. Ich hasste Disco-Abende. Aber vielleicht ware ätzend laute Musik und Alkohol jetzt genau das, was ich brauchte. „Du, Tom, das ist jetzt voll blöd, aber wir dachten, du wärst dieses Wochenende nicht dabei, …“ Hatte ich auch gedacht … und gehofft! „…, also wir haben gar keinen Platz mehr im Auto.“ Nach 1 ½ Wochen des Glücks kam also mein normales Pech wieder zurück. Aber ich beschwerte mich nicht. Außerdem konnte ich einem längeren Spaziergang selbst bei der Kälte etwas Positives abgewinnen. Sowas macht den Kopf frei. Zurück könnte ich immer noch ein Taxi nehmen.
Der kalte Wind schnitt mir ins Gesicht und um so länger ich durch die Kälte stafpte, um so mehr freute ich mich auf die warme Disco. Die Disco war ca. 40 Minuten Fußweg entfernt, denn sie war nicht direkt in unserer Kleinstadt selber, sondern zwei Dörfer weiter. Meine Enttäuschung wich mit jedem Schritt Vorfreude auf den Abend mit Freunden. Fast schon strahlend stand ich an der Garderobe und wartete, meine Jacke abgeben zu können. Ja, vielleicht war es genau das, was ich heute brauchte.
NEIN, war es nicht. Die Musik hämmerte mir die Birne weich und für guten Alkohol war ich heute Abend zu geizig; vielleicht würde ich ja noch Geld für ein Taxi ausgeben müssen. Alles tanzte und bewegte sich um mich herum und doch war ich einsam. Meine Freunde tanzten mit ihren jüngeren Freundinnen und meine paar Single-Kollegen versuchten sich an plumpen Anmachen der weiblichen Gäste. Die Disco war beliebt in der Gegend. Es gab bei uns wahrlich nicht viele Möglichkeiten, was zu unternehmen, es sei denn man war bereit weitere Wege auf sich zu nehmen. Und so trafen sich hier alle Alters- und Sozialschichten im miesen Dunst dieses kleinen Schuppens. Ob Großstadtdiscos mir eher gefallen würden? Die Zeit verging, meine Freunde hatten sich verteilt und ich stand an der Bar und hielt mich an meinem Bier fest.
Mein Blick glitt lieblos über die weiblichen Körper. Sie alle waren mir altersmäßig näher als Marion und doch so fern. Fader Geschmack von Alkopops-Getränken zog sich durch meinen Mund und die Frage, ob es zu Hause nicht doch am schönsten ist, beschäftigte mich. Aber dann fand sich doch ein Knackarsch, den es zu bestaunen lohnte. Mein Geist war schon leicht vom Alkohol betrübt. Mein Kopf begann im Rhythmus der kreisenden Bewegungen dieses Prachtexemplars von Hintern zu wackeln. Uffta, uffta, uffta machte die Musik, doch jetzt störte mich das nicht mehr so sehr. Oh, und die Beine waren auch nicht schlecht. Fokussieren. Trotz Alkohols fokussieren! Den Blick wandern lassen. Welch seltsames Outfit für ein junges Mädel. Irgendwie so auf großstädtische Geschäftsfrau getrimmt, die Kleine. Oder war sie wohl doch etwas älter? Im Gewimmel war es schon gar nicht so einfach, ihre Beine und Hintern nicht aus den Augen zu verlieren. Jetzt noch den dazugehörigen Oberkörper ausfindig zu machen, stellte eine Herausforderung für mein angetrunkenes Ich dar.
Mädchen meines Alters trugen kaum Strumpfhosen. Die riskierten alle lieber eine Blasenentzündung, anstatt so etwas anzuziehen. Vermutlich unterschätzten sie die anziehende Wirkung einer Strumpfhose auf Männer oder aber sie überschätzten die Anziehungskraft ihrer Beine. Wer mag das schon entscheiden? Vielleicht war sie auch älter. Eigentlich ließ sich dieses Outfit nur so erklären. Nicht alt, aber eben kein Mädchen meines Alters. War ich von nun an nur noch durch ältere Frauen fasziniert? Keine zum Rock passende Anzugjacke, sondern ein blaues Hemd. Erstaunlich viel Armbewegung beim Tanzen, fand ich. Ihre Arme waren extrem schlank. Und durchtrainiert, glaubte ich. Es war alles immer schwerer für mich zu erkennen. Vielleicht sollte ich jetzt ein Wasser bestellen.
Und wie aufregend: Sie schien mit einer Frau zu tanzen. Das mochte ich ja immer, wenn sie das taten. Das signalisierte zwar irgendwie, dass sie von Jungs an diesem Abend nicht angesprochen werden wollten. Aber ich sprach eh nie Mädchen an … wobei … mit meinem neuen Selbstbewusstsein, vielleicht doch? Ich war schließlich keine Jungfrau mehr. Sie anzusprechen könnte mein geknicktes Ego richten, aber natürlich würde ich nichts mit ihr anstellen. Ich könnte allerdings dann Marion erzählen, dass ein Mädchen mich süß gefunden hat. Ich sie aber hatte abblitzen lassen, weil sie an Marion nicht annähernd heran käme. Es würde ihr schmeicheln, aber vielleicht doch auch etwas Eifersucht auslösen.
Ihr Po kreiste. Komm Tom, konzentrier dich. Such wieder ihren Oberkörper und versuch auch einen Blick auf die Freundin zu werfen. OH NEIN! Lass das lieber. Die schwarze Mähne ihrer Freundin erinnert dich nur wieder an Marion. Wieder zurück zu Mädchen eins. Blond war sie. Und ein Kurzhaarschnitt. So knapp unterhalb der Ohren hörten ihre Haare auf. Passte zu ihren Business-Klamotten. Sie drehte sich jetzt, so dass ich sie von vorne sehen konnte. Sie war wirklich gertenschlank. Allerdings auch nicht viel Busen. Schade. Und sie war wohl doch zu alt, als dass sich da noch was entwickeln würde. Schwer zu sagen, wenn man betrunken ist. Vielleicht war sie Anfang 30, Ende 20.
Sie warf die Arme hin und her und tanzte wirklich sehr ausgelassen. Doch ihr Gesicht wirkte gar nicht mal so entspannt. Fast ein wenig streng, würd ich sagen. Ihr Blick wanderte und fand mich. Schluck. Sie sah, dass ich sie anstarrte. Doch mein Hirn war benebelt. Verschämt weggucken, war die Idee, doch es passierte nichts: ich starrte weiter. Oh? Hatte sie sich gerade mit der Zunge über die Lippen gestrichen? Und kreiste sie jetzt wieder mehr mit der Hüfte? Neeeeien. Geh da weg! Ihre Tanzpartnerin nahm mir die Sicht. Ja, das war ein Mädchen meines Alters. Kaltes Herbstwetter, aber trotzdem ultra-kurzer Rock und nackte Beine. Meine Güte, wie konnte man nur so unvernünftig sein? Aber nein. Die war nicht in meinem Alter. Die war deutlich nicht in meinem Alter. Aber heiß war sie trotzdem. Nur der Blick nach oben deprimierte mich. Diese langen schwarzen Haare. Auch der Blick auf dieses Tanzpaar konnte nicht verschleiern, dass ich jetzt lieber woanders gewesen wär. Und zu Hause ist es nicht am schönsten. Im Haus neben zu Hause ist es am schönsten, dachte ich und musste fast ein wenig lachen.
Der Blick auf die blonde Frau wurde wieder frei. Sie guckte mich immer noch an. Stahlblaue Augen bohrten sich beinahe durch meinen Kopf. Da! Schon wieder! Ihre Zunge war kurz über ihre Lippen gesaust. Ich hatte schon öfter ältere Frauen in ihren Dreißigern gesehen, die Spaß dran hatte, die Teenie-Jungs aufzugeilen. Nur war das halt nie mir selbst passiert. Ob sie ahnen konnte, dass ich keine Jungfrau mehr war? Vielleicht sogar spürte, dass ich erst vor kurzer Zeit mein erstes Mal gehabt hatte? Oder spürte sie, dass ich Erfahrung hatte mit älteren Frauen? Älteren Frauen? Okay, es war nur eine gewesen, aber dafür war diese Erfahrung höchst intensiv gewesen! Aber eben immer noch andauernd und deswegen verbot sich eigentlich ein Blick auf ihre langen, schlanken Beine, ihre kreisenden Hüften, ihren Mund, ihre Zunge, die sich hervorschob und die sie jetzt genüsslich in den Mund ihrer Freundin steckte. WOW! Heiß! Und ihr Blick! Ihr Blick! Der galt nur mir und meiner Reaktion. Sie griff den Kopf ihrer Freundin mit den Händen und drehte sie ein wenig zur Seite, so dass wir zwei beide weiterhin einander in die Augen schauen konnte. Dann ließ sie los, warf den Kopf nach hinten und lachte. Sie tanzte weiter ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
War das ein besonders grausames oder ein besonders großzügiges Spiel? Ich war froh, dass mal gesehen zu haben, aber doch stand da ganz klar die Aussage: Nicht deine Liga, Kleiner! Am liebsten wär ich aufgestanden und hingegangen. „Nette Show, aber ich hab bereits eine Gespielin. Und die hat im Gegensatz zu dir sogar richtig Vorbau.“ Ah, solche Hartherzigkeiten passten gar nicht zu mir, doch ich war betrunken. Und aufstehen ging sowieso nicht. Das hätte Leute nur die leichte Ausbeulung in meiner Hose sehen lassen.
Die schwarzen Haare ihrer Freundin schwangen durch die Luft. Jetzt konnte ich auch sie von vorne sehen. Was für ein verdammt kurzer Rock. Marion würde sowas niemals tragen. Warum hatte sie denn jetzt aufgehört zu tanzen? Wie zu Stein erstarrt wirkten ihre Beine. Okay, Tom, Blick nach oben, Lage peilen. Oh, sie hatte dich gesehen. Sie hatte dich und die Beule in deiner Hose gesehen und war so schockiert, dass sie direkt zur Salzsäule erstarrt war. Doch das war es nicht ganz. Ich hatte mich schlichtweg geirrt. Marion würde sehr wohl einen derart kurzen Rock tragen. In aller Öffentlichkeit! Und aufreizend tanzen würde sie und mit anderen Frauen rumknutschen! In aller Öffentlichkeit! Wie zum Hohn. Als wäre sie auf der Suche nach einem Liebhaber, der eine lange Trockenperiode beenden möge. Dabei hatte sie doch einen solchen Liebhaber schon.
Ich sank in mich zusammen. Immer noch Salzsäule bei Marion. Ich gewann früher wieder Fassung. Zu tiefst verletzt drehte ich mich um und hielt dem Mann an der Theke meine Getränkekarte hin. „Issch will schahlen.“ – „Ist gut. Macht 14 Euro.“ Discos sind viel zu teuer! Für diese Plörre 14 Euro! Richtig so, Tom! Wut umlenken! Ich stapfte los. Die Trunkenheit ließ mich torkeln. Warum merkt man immer erst, wenn man aufsteht, wie betrunken man wirklich ist. Vielleicht war es auch etwas die Wut: Diese scheiß langen Schlangen an der Garderobe! Macht hinne! Ein Freund rief mir zu, wo ich denn hin wolle. „Mir ist schlecht, ich muss nach Hause.“, rief ich. Mir war auch schlecht. Unangenehme Gefühle zogen sich durch meinen ganzen Körper. Das alles war ihr blödes Spiel gewesen. Schön nen jungen Kerl flachlegen. Ihm sagen, man hätte jahrelang nicht mehr gevögelt. Das alles hatte sie nur gemacht, damit ich auch ja immer wieder käme. Vermutlich wollte sie einfach nen ständig verfügbaren Lover. Schnell eine SMS getippt: Tom, komm rüber. Und dann würde ich vorbeikommen, sie vögeln und dann wieder abhauen. Gott, wie naiv ich gewesen war. Diese Brüste, dieser Arsch. Sie konnte jederzeit Sex haben und das hatte sie auch! Jemand, der in aller Öffentlichkeit mit ner anderen Frau rumknutscht, hat Sex! Und zwar nach eigenem Belieben!
Schnelle Schritte brachten mich durch die Nacht. Mir würde es schlichtweg zu lange dauern, bis ein Taxi hier wäre und ich wollte so schnell es ging, Distanz zu diesem Drecksladen aufbauen. Es war zwar durchaus ein weiter Weg nach Hause, aber was solls. Ich wollte nur noch in mein Bett und meine Kissen vollweinen! Doch vielleicht ihr vorher noch den Schlüpfer demonstrativ vors Haus legen. Da würde ihre knutschende Freundin große Augen machen, wenn da ein fleckiger zerrissener Schlüpfer auf der Fußmatte läge. Die Straßen waren menschenleer und es war schweinekalt. Plötzlich laute Motorengeräusche hinter mir. Scheinwerferlicht erfasste mich. Das Auto wurde langsamer und fuhr in Schrittgeschwindigkeit neben mir. Es war ein kleiner roter Sportflitzer. Die Scheibe der Beifahrertür ging runter. „Tom, Tom. Ich bins, Marion.“ Ich ging weiter, Blick geradeaus. „Du warst auch gerade in der Disco, oder?“ Ich antwortete nicht. „Tom, das ist meine Freundin Sonja.“ – „Nabend.“, erklang eine helle Stimme. Gedanken bohrten sich durch die Nebelschwaden des Alkohols. Sie hatte mich gesehen, ihre Freundin gepackt und die Disco eilig verlassen. Um mich auf jeden Fall noch abzufangen, bevor ich zu Hause ankam. Was hatte sie ihrer Freundin erzählt? Die Wahrheit? Wie auch immer die aussah. Dass ihr junger Liebhaber böse mit ihr sei, weil sie mit Frauen rumknutscht und ihm gefolgt werden müsse? Dass da ihr Nachbarsjunge auf der Straße ging, den sie nach Strich und Faden belogen hatte, um ihn ins Bett zu kriegen? Oh, da war viel Unfug in meinem Kopf. Sie musste gar nichts tun, um mich ins Bett zu kriegen. Sie hätte nicht mal ein Wort mit mir wechseln müssen und ich hätte mit ihr geschlafen. Sie brauchte mich nicht zu belügen. Es musste also doch irgendwie die Wahrheit sein. Und vielleicht versuchte sie gerade vor ihrer Freundin den Schein zu wahren. Es wäre wohl vernünftiger, mitzuspielen: „Oh, hallo, Marion … Frau Weber.“, sagte ich. „Und hallo, Frau … Sonja.“ – „Komm, spring ins Auto, Tom, es ist doch viel zu kalt.“ Der Wagen hielt und ich auch. Auf Verdacht den Schein wahren? Auf Verdacht den Schein wahren! Widerwillig stieg ich hinten ein. Ich saß auf dem Platz hinter Marion und lange, schlanke Beine drückten das Gaspedal durch. Es war einige Zeit still im Auto, mit dem ihre Freundin viel zu schnell durch unsere Kleinstadt heizte. „Und? Hattest du einen schönen Abend?“ Marion versuchte mir wohl mitzuteilen, dass ihre Freundin nichts wusste. „Ja.“, log ich. „Der Tom hat mir beim Umzug geholfen.“ – „Oh.“, sagte Sonja desinteressiert.
Das Bein unter Sonjas Strumpfhose war ganz schön durchtrainiert und sie trug roten Lippenstift. Marion machte sich nicht viel aus Schminke. Sie hatte die auch nicht nötig. Ihre Freundin zugegebener Maßen allerdings auch nicht. Sie könnte wohl doch schon Ende 30 sein, dachte ich. Aber sie war auf jeden Fall etwas jünger als Marion. Und schon waren wir da. Kein Wunder, so wie die Gas gegeben hatte.
Wir stiegen schweigend aus dem Auto aus. Ich orientierte mich direkt in Richtung meines Hauses. Ein trauriger, vielleicht auch schuldbewusster Blick Marions traf mich. „Geh du schon mal vor, Sonja.“ Eigentlich hatte Sonja sich bereits auf das Haus ihrer Freundin zu bewegt, doch jetzt blieb sie stehen. Ihre Neugier war wohl geweckt. Marion registrierte das und wir standen uns schweigend gegenüber. „Könnt ihr das nicht drinnen besprechen, wos warm ist.“, forderte Sonja. Marions nackten Beine zitterten. Sie guckte mich an und erhielt mein Mitgefühl. Ich nickte – immer noch betrübt. Wir gingen alle ins Haus. Gerade einmal halb eins, erkannte ich auf der Wanduhr in Marions Flur. Die Frauen entledigten sich ihrer Jacken und hingen sie auf. Ich blieb wie angewurzelt hinter der Haustür stehen. Wollte ich wirklich Zeit hier verbringen? Marions Blick sorgte dafür, dass ich mir dann doch die Jacke auszog und sie aufhing. Ein Lächeln dankte es mir. Marion tauschte Blicke mit ihrer Freundin, die daraufhin Richtung Wohnzimmer stöckelte. Ich und Marion begaben uns in die Küche und setzten uns an den Esstisch. Mein Herz drückte gegen meine Brust.
Reichlich unangenehme Stille, dann: „Das ist nicht so, wie du denkst, Tom.“ Ich war beleidigt und das ließ ich sie spüren. „Ich war immer ehrlich zu dir. Sonja ist meine beste Freundin.“ Ich hatte dieses ganze Dinge um beste Freundinnen nie so ganz verstanden. Ich hatte vier enge Freunde, mit keinem knutschte ich rum. „Ich hab dir gesagt, dass du mein erster Mann seit langer Zeit bist.“ Ich gab ihr deutlich non-verbal zu verstehen, dass ich das jetzt für eine Lüge hielt. „Das ist die Wahrheit! … der erste Sex mit einem Mann seit langer Zeit! Aber eben nicht der erste Sex nach langer Zeit …“ Ich versuchte den Kloß in meinem Hals zu schlucken, aber es gelang nicht. „Mein Ex war lange schon am Fremdvögeln, als ich und Sonja zum ersten Mal, …“ Sie ließ es aus. Dabei hätte es mich interessiert. „Auch eine Frau hat ihre Bedürfnisse. Das hab ich doch versucht, dir klarzumachen.“ Ich nickte verhalten. „Sonja hat ständig Sex mit Männern … es ist nicht so, dass wir automatisch bei jedem Mal, wenn wir uns sehen, …“ Lass das doch nicht immer aus!
Marion berührte meine Hand, dann strich sie mir durchs Haar. „Ich hab überlegt, es dir zu erzählen. Ehrlich!“ Ich kam zu dem Schluss, dass sie mich nie belogen hatte. Nur hatte sie auch eben nicht die ganze Wahrheit erzählt. Aber eigentlich hatte ich schon geahnt, dass sie nicht jahrelang wie eine Nonne gelebt hatte. Und hatte ich überhaupt das Recht, Forderungen zu stellen? Wir waren ja nicht in einer Beziehung oder sowas. „Das hier war ne gleichberechtigte Sache zwischen uns beiden! Ich hab dich nicht besprungen und flachgelegt … Oder doch?“ Sie schien die Frage nicht rhetorisch zu meinen. Ich schüttelte den Kopf. „Aber ich hab dir gesagt, dass ichs gerne wüsste, wenn du dich für ein Mädchen interessierst. Das von dir gefordert. Und ich hab mich umgekehrt nicht dran gehalten. Das tut mir leid … Aber das zwischen uns beiden ging so unglaublich schnell … und sowohl bei dir als auch mit Sonja ist das … es ist Sex!“ Ich begann mich, für meine Eifersucht zu schämen. „Sonja und ich sind schon so lange befreundet. Es war ihre Art, einer Freundin in Not zu helfen … und das zwischen uns zwei beiden, Tom, ist zwar Lust. Aber wir mögen uns auch. Das weiß ich doch auch. Und deshalb hätte ich dir das spätestens gestern sagen müssen. Entschuldige.“
Ihre Hand strich meinen Arm hoch. Sie schaute kurz zur Küchentür, die geschlossen war, und sie fühlte sich sicher genug, mich zu küssen. Sehr zärtlich war das. Sie ließ ab und ich nickte. Der Kampf, ein wenig zu lächeln, war mein Zeichen, dass ich ihr verzieh. Aufrichtig verzieh. Marion nickte auch. Dann deutete sie mit dem Kopf zur Tür und legte ihren Zeigefinger auf die Lippen. Ich verstand. Sonja wusste von nichts. Was sie sich wohl dachte, was ihre Freundin mitten in der Nacht mit dem Nachbarsjungen zu besprechen hatte. Ich musste ein wenig grinsen.
Wir verließen die Küche und ich holte meine Jacke von der Garderobe. Marion und ich lächelten uns an. Das Klacken von Stöckelschuhen unterbrach diesen Moment. Sonja hielt zwei Meter Abstand und betrachtete uns. Sie musterte mich von oben bis unten, das konnte ich deutlich spüren. Dann guckte sie mir ins Gesicht. Es war ein kalter Blick. Mit einem genüsslichen Lächeln fragte sie mich: „Hat dir eigentlich unser Kuss gefallen?“ Sonjas Zunge wölbte leicht eine ihrer Wangen aus und mein Herz drückte wieder verärgert gegen meine Brust. Ich wusste nicht zu antworten und irgendwie kam mir das alles gefährlich vor. Diese gertenschlanke Person war mir nicht wohlgesonnen. Doch dann lächelte sie: „Natürlich hat er das.“ Sie zwinkerte. Okay, es gab wohl doch eine gemeinsame Ebene zwischen Marion und ihr.
„Ich war so frei, uns noch ein Glas Wein einzuschenken.“, gab Sonja bekannt und musterte dabei Marion, die nickte. Ich nickte auch – zum Abschied – und wandte mich zur Tür. „Uns ALLEN … hab ich ein Glas Wein eingeschenkt.“, fuhr Sonja fort. Ein gewisses Funkeln ihrer blauen Augen zog mich in seinen Bann, als ich mich langsam wieder umdrehte. Marion schien ebenso irritiert wie ich. Doch ich nickte und hing meine Jacke wieder auf. Das hier konnte alles mächtig schiefgehen, dachte ich.
Ich setzte mich in den Sessel und die zwei Damen nahmen auf dem Sofa platz. Auf dem Sofa hatte ich letzte Woche dem ersten weiblichen Orgasmus meines Lebens beigewohnt. Und der Hintern von Marions Freundin nahm genau dort Platz, wo ich Marions Muschi zum ersten Mal berührt hatte.
„Und du bist also ein talentierter Umzugshelfer, ja?“ Es lag Mehrdeutigkeit in ihrer Stimme, aber ich konnte nicht sagen, ob sie wirklich etwas andeutete oder ob das die Art war, wie sie sprach. „Find ich gut, dass du Marion geholfen hast. Ich hätte auch gerne letztes Wochenende geholfen, aber das wollte sie irgendwie nicht.“ Ein seltsamer Blick dieser blauen Augen wanderte über Marions Gesicht. „Gut zu wissen, dass sie dennoch Unterstützung hatte.“ Sonja nippte lustvoll am Wein und legte dann einen Arm um Marion. Ihr Kopf sank auf Marions Schultern. Markierte sie hier gerade Revier? Ich nahm selber einen Schluck Wein, in der Hoffnung, meine innere Ausgewogenheit wieder zu gelangen. Aber Alkohol hat wohl selten diesen Effekt.
Sonja drückte Marions Wange einen leichten Kuss auf und beobachtete genaustens, wie ich darauf reagierte. „Wie alt bist du, Tom?“ Ich versuchte dem kalten Blick standzuhalten. „Bin letzte Woche 19 geworden.“ Warum zum Teufel log ich? Marion wirkte enttäuscht. „Glückwunsch“, jauchzte Sonja, erhob ihr Glas und leerte es auf einen Zug. „Und da hast du ihn arbeiten lassen, Marion? Wo er doch Geburtstag hatte.“ – „Das war vorher“, warf ich ein. „Was schenkt man jemandem zum 19ten?“, sinnierte sie. „Ich weiß gar nicht mehr, was ich mir zum 19ten gewünscht habe. Du, Marion?“ Marion schüttelte den Kopf. Ich leerte mein Glas unverzüglich. Das hier wurde alles zu schräg. „Ich glaub, ich geh jetzt.“ Ich sah in Marions Gesicht, dass sie das auch für eine gute Idee hielt. Ich stand auf. Marion machte Anstalten, sich auch zu erheben, aber Sonja hielt sie auf: „Mach dir keine Mühe, ich geleite deinen Gast zur Tür.“ Verzweiflung machte sich in mir breit. Diese Frau wollte mich ärgern und sie hatte ein Talent dafür.
Wir standen in der Diele. Ich wollte einfach nur raus, nahm meine Jacke vom Haken und griff bereits nach der Türklinke. Aber Sonja war mir schnellen Schrittes gefolgt und stand so eng an mir, dass ich die Tür nicht hätte aufschwingen können. Ich drehte mich ein wenig und mein Rücken spürte die Tür. Ihr Gesicht kam mir nahe, sie war selbst auf Stöckelschuhen ein ganzes Stück kleiner als ich und ihre blauen Augen waren zu mir aufgerichtet. Sie sagte nichts und ich war völlig planlos: „War nett, sie kennenzulernen, Frau …“ Sonja lachte mir ins Gesicht. Ihre Stimme blieb sehr leise, sie wollte wohl nicht, dass Marion etwas hören konnte: „Glaubst du, ich bin blöd? Glaubst du, ich versteh nicht, was hier vor sich geht?“ Keine Antwort ist auch ne Antwort. „Versteh mich nicht falsch“, fuhr sie fort, „ich bin froh, dass sie wieder vögelt. Sehr froh sogar. Das ist doch nicht gesund! So lange ohne Schwanz.“ Ich bemühte mich, nicht zu reagieren. „Ich habs sofort gewusst. Sie war so fröhlich. Schon am Telephon, die letzten Tage. Und als ich heute hier ankam und sie nicht direkt über mich her fiel, war mir klar: Sie vögelt wieder!“ Eine attraktive Frau stand ganz dicht vor mir und benutzte wiederholt das Wort vögeln. Meine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt der Aufgabe, einen Ständer zu vermeiden. „Bist du gut?“ Erwartete sie eine Antwort? „Jugendliche Kraft macht ja manchmal mangelnde Erfahrung wett.“ Ihre Hand griff in meinen Schritt. Ob ich Hilfe, Hilfe rufen sollte? „Wärst du sehr böse, wenn ICH ihr heute Nacht die Muschi lecke?“ Ich wurde in ihrer Hand hart. „Ist das ein Nein?“ Sie begann, ihn ein wenig zu reiben. Dann griff sie die Türklinke hinter mir, öffnete die Tür einen Spalt und schlug sie laut wieder zu. „Was für ein reizender Junge.“, rief sie ins Wohnzimmer und rieb mich weiter. „Ja.“, hallte Marions Stimme. „Macht ers dir besser als ich?“ Keine Antwort. Schritte. Marion sah mir ins Gesicht, dann auf Sonjas Hand in meinem Schritt. „Ich mach nur Spaß“, sagte Sonja und ließ von mir ab. Sie wandte sich um und ging entschlossen auf Marion zu und küsste sie heftig auf den Mund. Sonjas Hand schob sich zeitgleich zwischen Marions Schenkel. Ihr blonder Kopf wanderte und schob sich jetzt über Marions Brüste. Ich guckte Marion in die Augen. Ihr Blick wollte das alles hier entschuldigen, aber dann machte Sonja wohl etwas sehr richtig mit ihrer Hand und Marion schloss vor Erregung die Augen. Sonja saugte jetzt heftig an Marions Nippeln, obwohl die noch ein Oberteil trug, dann griff sie sie am Arm und zog sie richtig Wohnzimmer: „Der Kleine kommt mit, der kann da noch was lernen.“ Ich wurde allein gelassen an der Haustür und war plötzlich meiner Latte sehr gewahr.
Ich war vor Schock immer noch gegen die Haustür gelehnt und die Gedanken wirbelten: Nach Hause gehen? Ihnen folgen? Worauf lief das hier denn überhaupt hinaus? Würde ich einem lesbischen Spektakel beiwohnen dürfen oder sollte ich gar eingreifen? War ich bereit, auch Marions Freundin zu bumsen? Sie sah geil aus, keine Frage, aber ich vertraute ihr nicht.
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Ich schreibs noch mal hierhin: Die Geschichte ist noch nicht komplett zu Ende geschrieben, aber es existieren bereits 19 fertig geschriebene Teile, die ich nach und nach veröffentliche. Anders wär das auch gar nicht zu bewerkstelligen, täglich in diesem Umfang zu posten. Die Teile unterscheiden sich in der Länge und es gibt Episoden, in denen hat niemand Sex und sie dienen “nur” dem allgemeinen Spannungsbogen (es sind verhältnismäßig wenige).
Ich freue mich über jeden Kommentar, auch – vielleicht sogar besonders – über die kritischen. Es würde mich aber freuen, wenn Kritik sich auf die Entwicklung der Geschichte bezieht und nicht gezielt darauf, wieviel denn in der einzelnen Episode gevögelt wird oder wie lang die einzelne Folge ist. Über den Gesamtunfang kann sich eigentlich niemand beschweren, oder?
Es grüßt Tom Horni