London Calling 08
London Calling
By plusquamperfekt ©
Achter Teil – London Calling
In den nächsten zwei Monaten blieb ich erst einmal zuhause und kümmerte mich auch noch nicht um einen neuen Job. Das hatte mehrere Gründe. Für den Gutschein, den mir meine Kollegen zum Abschied gegeben hatten, besorgte ich mir nämlich nach kurzer Überlegung etwas Speicher und weil noch eine weitere Summe offen war, ein Modem.
Ich entdeckte das Internet, dass zu dieser Zeit noch deutlich anders daherkam als heute. Vor allem deutlich langsamer, denn das erste Modem, das ich mir da besorgte, hatte die sagenhafte Geschwindigkeit von 28 KB/s. Da ich aber zunächst überhaupt nicht wusste, was ich mit dieser neuen Welt anfangen sollte und konnte, war mir das aber auch relativ egal. Ich suchte mir meinen ersten Provider und da bei den zahlreichen Computermagazinen, die ich zu dieser Zeit las, regelmäßig eine CD mit gebührenfreien Stunden von Anbietern wie Compuserve dabei waren, nahm ich auch gleich diesen.
Man hatte dort ein Startcenter, wie es auch heute bei manchen noch üblich ist, das sich auf den Browser setzte. Verblüfft stellte ich fest, dass sogar dort Bilder von nackten Frauen zu bestaunen waren. Fand ich zu der Zeit aber weniger interessant, vor allem, weil es Ewigkeiten dauerte, bis sich so ein Bild mal aufbaute. Dann gab es Chaträume, wo ich neugierig hereinschaute. Ich plauderte ein wenig dort herum, fand es jedoch schon fast langweilig, als ich plötzlich von einer jungen Dame in ein privates Gespräch gezogen wurde.
Wir fingen an, eher harmlos zu flirten und ich schickte ihr, da sie klassische Musik mochte, mein soeben vollendetes kleines Klavierstück, was fast eine halbe Stunde zur Übertragung brauchte, während wir weiterhin locker plauderten. Dann hatte sie es endlich geladen und gehört, fand es wohl auch richtig gut.
„Okay, normalerweise tue ich das nicht sofort, aber du bist so süß, dass wir meinethalben cybern können.“
Cybern? Was zum Teufel war das? Sie erklärte es mir auf Anfrage. Unter cybern verstand man erotische Gespräche, bei denen man sich so heiß redete oder Sex „literarisch“ simulierte, dass irgendwann einer oder beide dazu masturbierten. Da ich in dieser Beziehung ja noch Jungfrau war, stellte ich mich etwas unbeholfen an. Ich spielte auch nur pro Forma und über der Hose an meinem Schwanz, da ich zwar schon marginal aufgeregt war, aber das Ganze viel zu abgefahren und neu fand, um mich wirklich darauf konzentrieren zu können. Die Dame vermeldete aber ein Erfolgserlebnis auf ihrer Seite.
Ich war fassungslos. Nur durch labern, beziehungsweise tippen hatte ich eine Frau so heiß bekommen, dass sie sich am anderen Ende der Welt zum Höhepunkt schruppte. Nette Sache. Oder ob auch der Orgasmus nur vorgegeben war? Sie behauptete, er wäre sehr real gewesen. Na denn. Sowas …
Ich hoffte bei jedem Einloggen, sie dort wieder vorzufinden, aber das war nicht der Fall. Sie war Studentin und schickte mir auch eine Offline-Botschaft, dass sie etwas für die Uni tun müsse und wahrscheinlich eine Weile keine Zeit zum „Spielen“ hatte. Nun, wie ich sehr schnell feststellte, war diese junge Dame nicht die einzige, die dieser Tätigkeit frönte und bald hatte ich jeden Abend eine andere, geilte mich zwar auch an den Gesprächen auf, „simulierte“ aber eine echte Eigenbeteiligung.
Eines Abends fragte eine junge Dame, ob jemand aus London im Chat-Raum war. Ich meldete mich sofort und wir gingen in ein Privatgespräch. Im Verlauf wurden wir beide ordentlich geil und fingen auch schon an zu cybern, als sie plötzlich abbrach und meinte, das sei zu frustrierend und fragte, ob wir uns nicht stattdessen lieber treffen und richtigen Sex haben wollten.
Hoppala. Ich war natürlich sofort Feuer und Flamme. Sie wollte zunächst zu mir kommen, aber konnte mit meiner Adresse erst einmal gar nichts anfangen. Ihren Stadtteil kannte ich, er war nicht weit von unserem entfernt. Ich war schon ein wenig verblüffte, als sie meinte, ich könnte ja auch zu ihr kommen, sie hätte einen Whirlpool in ihrem Haus, in dem wir spielen könnten. Die schien ja ganz schön Knete zu haben. Als ich sie fragte, woher dieser Reichtum stammte, meinte sie, dass sie Stripperin sei und ob ich das in Ordnung fände.
Nun, das hielt ich selbstverständlich für moralisch so verwerflich, dass ich mir sofort ihre Adresse geben ließ, um sie in Person die ganze Nacht hindurch zu bekehren. Den Stadtteil kannte ich, aber die Straßenbezeichnung war doch komisch. Ich war fast schon soweit, mich auf die Ortskundigkeit des Taxifahrers zu verlassen, als wir bei der Zeitabsprache bemerkten, dass wir zwar schon auf einer Wellenlänge, aber nicht in derselben Zeitzone weilten, nicht einmal auf demselben Kontinent.
Zum ersten Mal hörte ich, dass es auch in Kanada ein London gab. Was für ein Mist. Wir konnten es beide kaum glauben. Wir versuchten stattdessen noch zu cybern, aber brachen ab, weil es nach der ganzen Aufregung und Vorfreude einfach zu frustrierend war. Eine erste Lektion, dass im Netz nicht alles so war, wie es schien.
Ich traf diese Dame nie wieder, aber das war eh die Regel. In den Compuserve Chaträumen fiel immer öfter der Name VP, Virtual Places, dasselbe in Grün, nur größer, wo sich viele der Stammkunden nach und nach hin verzogen. Ich lud mir schon mal die Oberfläche runter, hatte aber zunächst bei Compuserve jemand, der auf mein Profil aufmerksam geworden war, weil dort nun „London, England“ stand. Sie zog mich in ein Privatgespräch.
Sie behauptete, Stewardess zu sein und nahe Heathrow zu wohnen, ständig geil zu sein und auf diesem Wege Partner zum Spielen im richtigen Leben zu finden, was bei ihrem Beruf ja sehr praktisch war, da sie eh immer nur für wenige Tage da war. Ich glaubte ihr irgendwie kein Wort. Dann aber meinte sie, ob wir nicht das Gespräch lieber am Telefon fortsetzen wollten. Es war damals Dial-up, also hatten wir beide jeweils nur eine Leitung zur Verfügung. Gut, warum nicht. Sie weigerte sich, mir ihre Nummer zu geben, also gab ich ihr meine, loggte aus und holte mir das Telefon in mein Zimmer.
Ich hatte es gerade auf dem Boden abgestellt, als es klingelte.
„Hallo, mein Name ist Cindy … ich hoffe, ich hab die richtige Nummer … wohnt bei euch jemand namens Tom?“
„Am Apparat. Ich glaub es ja nicht. Du bist tatsächlich eine Frau …“
„Was hast du denn gedacht? Nicht nur eine Frau, sondern eine extrem geile Frau.“
„Das hört man gern. Also wollen wir uns tatsächlich treffen? An wann hattest du denn gedacht?“
„Ich flieg morgen schon wieder nach Thailand. Du wohnst in Hanwell? Es ist zwar schon spät, aber ich würde vorschlagen, wir treffen uns noch heute … ich bin schon ganz nass …“
Alter Schwede. Was für eine Abfahrt. Irgendwie glaubte ich immer noch nicht daran, dass sie echt war.
„Ich wär nicht böse drum. Hm … kommst du zu mir, oder …“
„Nein, komm du hierher, wenn das geht. Ich muss morgen früh raus. So besonders lange können wir deshalb auch nicht vögeln, aber beim nächsten Mal sieht das vielleicht schon anders aus.“
Aha. Okay, die Taxifahrt würde mich maximal einen Zehner kosten. Das konnte man ja schon mal riskieren. Auch wenn ich die Chancen auf echten Sex immer noch als relativ gering einschätzte. Vielleicht war sie ja in Wirklichkeit sechzig Jahre alt und zwei Zentner schwer. Ich ließ mir nichtsdestotrotz ihre Adresse geben, loggte aus und rief mir ein Taxi, machte mich auch noch schnell frisch, bis dieses eintraf.
Ich wühlte wie angestochen in meinen Habseligkeiten um meine letzten Kondome zu finden und wurde richtig nervös, als mir dies nicht gleich gelang, da ich das Taxi nun schon jede Minute erwartete. Gerade, als es an der Tür bimmelte, fand ich dann zwei. Ich rief meinen Mitbewohnern zu:
„Ist für mich, mein Taxi. Ich geh ficken!“
Schallendes Gelächter im Wohnzimmer, vom Klang her Markus und Peter, aber auch eine Frau stimmte ein, die das vermutlich für einen Witz hielt. Ein etwas indignierter Blick des Taxifahrers, der dies vor der Tür natürlich auch gehört hatte. Zudem hielt ich noch meine Gummis in der Hand, als ich die Tür öffnete. Ich verstaute sie schnell in meiner Hosentasche.
Auch während der Taxifahrt glaubte ich noch nicht so richtig daran, dass ich nun ein echtes sexuelles Blind Date haben würde. Die Adresse existierte schon mal. Mit klopfenden Herzen betätigte ich die Klingel. Eine junge Frau Mitte Zwanzig, blond und bestimmt einen halben Kopf größer als ich, öffnete mir im Bademantel.
„Ehm … Cindy?“
„Ja, was dachtest du denn? Komm rein.“
Wahnsinn. Sie war tatsächlich echt. Vom Aussehen her konnte das mit dem Beruf der Stewardess sogar stimmen. Sie führte mich in ihr Wohnzimmer. Es war eine ziemlich kleine, aber schnucklige Zweizimmerwohnung. Im Flur standen tatsächlich kleine Köfferchen, die sie als Mitarbeiter der British Airways auswiesen. Sie hatte nicht gelogen.
Wir unterhielten uns ein paar Minuten und tranken ein Glas Wein. Und fühlten wohl beide dasselbe. Wir fanden uns gegenseitig nicht besonders attraktiv. Das war im Internet ja noch deutlich anders gewesen. Tja, watt nu?
„Okay, wie ich schon sagte, ich muss morgen früh raus …“
„Okay …“
Eigentlich wollte ich sagen, dass ich auch fand, dass wir die Sache wegen mangelnder Anziehungskraft abbrechen sollten und ich mir ein Taxi rufen wollte. Ich stoppte aber sofort, als sie aufstand und den Bademantel ablegte. Darunter trug sie Strapse und sexy Unterwäsche, wie ich sie bis zu diesem Zeitpunkt nur in Pornos zu Gesichte bekommen hatte. So kam ich mir dann auch vor. Wie in einem billigen Porno. Egal. Immerhin war ich da, wir waren beide halbwegs geil, also konnten wir die Sache auch durchziehen, um nicht völlig enttäuscht die Geschichte ad acta legen zu müssen.
„Gefall ich dir?“
Nun, sie sah wirklich gut aus, hatte einen erstklassigen Körper. Nur darauf bezog ich dann auch meine Antwort.
„Jau, richtig gut, du siehst klasse aus.“
Sie spielte befriedigt mit ihrem Haar.
„Lass uns ins Schlafzimmer gehen. Ich werd langsam wieder geil.“
Ich folgte ihr artig in den angesprochenen Raum. An ihrem Kleiderschrank hing tatsächlich eine Stewardessen Uniform. Sie folgte meinem Blick.
„Entschuldige, aber ich werde sie nicht anziehen, wenn’s recht ist.“
„Häh? Wie kommst du darauf, dass ich …“
„Jeder zweite Mann scheint da irgendwelche Fantasien ausleben zu müssen … geht mir mittlerweile ganz schön auf den Geist.“
Das konnte ich gut nachvollziehen. Um zu zeigen, dass ich eigentlich viel mehr am Aus- denn Anziehen von Klamotten interessiert war, tat ich dies mit meinen. Sie legte sich aufs Bett und schaute sich das ganze aufmerksam, aber nicht wirklich begeistert an. Na ja, ich war auch noch ziemlich schlaff. Besonders aufregend war es zu bis dahin auch noch nicht gewesen.
Kaum lag ich neben ihr, nahm sie meinen Schwanz dann auch schon in die Hand und wichste munter daran herum. Okay, wenn es so ablaufen sollte, meinethalben. Ich griff ihr ebenfalls in den Schritt, zog das dünne, fast transparente rote Höschen zur Seite und rieb an ihrem sehr nett durchgestylten Mäuschen, ihrem Beruf angemessen mit dunkler Einflugschneise versehen. Also echt war die Blondine nicht. Feucht schon.
Langsam aber sicher kam ich nun doch auf Betriebstemperatur. Auch sie wirkte deutlich zufriedener, als sie den Lohn für ihre Mühen in voller Größe in ihrer Hand bewundern konnte.
„Schöner Schwanz. Lass uns ficken.“
Keine Freundin des Vorspiels, wie es schien. Egal. Ich kündigte an, meine Kondome erst aus meiner Hose holen zu müssen, aber da hatte sie schon in ihre Nachttischschublade gegriffen und ein solches aus ihrem Fundus produziert. Sie übernahm auch die Aufgabe, dies am richtigen Orte anzubringen, gleich selbst, routiniert und ohne Hast, aber nun mit fühlbarer Geilheit.
Diese war durchaus ansteckend. Zu meiner Freude begab sie sich sofort in die Hündchenstellung und zog ihren kleinen Slip einfach an die Seite. Sie hatte ziemlich große Schamlippen, die sich eingerollt hatten, aber durchaus formschön wirkten. Ich drang ohne große Probleme tief in sie ein, sie war schon gut geölt.
„Oh ja, jetzt fick mich, du geile Sau. Fick meine geile Fotze. Fick … ja … so … schneller … ah … gut … geil!“
Ich fand, dass selbst ihre verbalen Darbietungen irgendwie schlechten Pornos entlehnt waren, aber die Rödelei fühlte sich gut genug an, um mich auch daran nicht großartig zu stören. Ich klatschte ihr ein paarmal auf den Arsch, der wirklich knackig war, was sie mit begeisterter Zustimmung quittierte.
„Ja … geil … nochmal … gib’s mir … bestraf mich … geile Sau … ich bin eine dreckige Schlampe … benutz mich … ja … hau mir noch mal drauf …“
Okay, jetzt fing es an, interessanter zu werden. Als ich ihr meine Fingernägel in ihre Bäckchen krallte, war sie allerdings nicht so angetan.
„… au, das tut weh … fick mich lieber … härter …“
Schade eigentlich. Also kein Schmerzfan. Sei’s drum. Ich ließ nun mein Becken richtig fliegen. Sie war jetzt viel zu sehr mit Stöhnen beschäftigt, um noch viele dumme Sprüche zu machen. Trotzdem, irgendwie kam ich nicht wirklich rein. Bei ihr schon natürlich, aber es war irgendwie alles gekünstelt und mechanisch, es fehlte irgendwo ein echter Kick. Zumindest bei mir, ihr schien es schon richtig zu gefallen, von Minute zu Minute mehr.
„Ah … ich komm gleich … härter … fick mich … härter …“
Ich tat ihr den Gefallen und setzte zu einem Zwischenspurt an, meine Hände an ihre schlanke Taille gelegt und mit schnellen und langen Ausholbewegungen meines Beckens. Sie kam tatsächlich kurz darauf. Ich ließ sie kurz zur Ruhe kommen, um das Gefühl auszukosten und machte dann munter weiter. Sie schien aber schon genug zu haben.
„Bist du auch bald soweit? Nein? Okay, dann zieh ihn ab, ich blas ihn dir, bis du kommst.“
Klang als Vorschlag okay, obwohl ich auch mit längerem Ficken keine Probleme gehabt hätte, immerhin waren wir höchstens fünfzehn Minuten dabei. Sie rollte den Gummi ab und sah sich zunächst prüfend meinen Schwanz aus nächster Nähe an, vielleicht um nach Zeichen irgendwelcher Geschlechtskrankheiten oder so etwas zu suchen. Als sie ihre Prüfung abgeschlossen hatte, ging sie aber gleich mächtig zur Sache.
Routiniert und ergebnisorientiert saugte und wichste sie mich, während ich meine Arme hinter dem Kopf verschränkte und ihre Expertise nun mit geschlossenen Augen genoss. Blasen konnte sie wirklich gut, allein wegen dieses Blow-Jobs hatte sich die Sache durchaus schon gelohnt. Sie ging immer härter zur Sache, wollte die Geschichte wohl auch schnell über die Bühne bringen. So einfach ging das aber nicht, sie musste richtig hart und lange arbeiten, bis auch ich ihr von einem kommenden Erfolgserlebnis erzählen konnte.
Sie nahm ihm prompt aus dem Mund und wichste mich wild. Ich spritze ihr meine Ladung voll ins Gesicht. Sie schloss schnell die Augen, als erste Spritzer dicht daneben einschlugen. Am Ende sah ihr Gesicht richtig gut aus, Sperma stand ihr sozusagen. Das schien sie auch so zu finden, denn sie machte zunächst keinerlei Anstalten, es sich abzuwischen und versorgte uns stattdessen mit Zigaretten.
„Soll ich dir ein Taxi rufen?“ kam die etwas überraschende Frage, nachdem sie nach diesen doch das kleine Kunstwerk zerstörte und mit Kleenex abwischte.
„Du hast es ja echt eilig, mich loszuwerden. War ich so schlecht?“
„Nein, wieso? Ich hab dir doch gesagt, dass ich heute nicht so viel Zeit hab. Du hast ganz schön lange gebraucht.“
„Normalerweise höre ich das ohne vorwurfsvollen Ton, aber okay.“
„Echt, so meinte ich das nicht. Beim nächsten Mal lassen wir uns richtig Zeit, versprochen.“
Ich krauste die Stirn, als ich dies im Prozess des Anziehens hörte. Beim nächsten Mal? Wohl eher nicht. Sie rief mir ein Taxi, das nach wenigen Minuten kam.
„Ich melde mich, wenn ich wieder in London bin“, gab sie mir noch zum Abschied mit.
Irgendwie leer und unbefriedigt fuhr ich wieder nach Hause. Gut, es war okay gewesen, aber irgendwie nur eine absolut körperliche Geschichte. Wir hatten uns nicht einmal geküsst. Ficken, blasen, ab dafür. Nicht mein Ding. Ich beschloss, mich nicht noch einmal auf so eine Geschichte einzulassen. Da war ja selbst das Cybern aufregender.
***
Tatsächlich meldete sie sich nicht mehr. Vielleicht hat sie es telefonisch ja versucht, aber genauso wenig Erfolg wie alle anderen damit gehabt, uns zu erreichen. Das lag daran, dass ein gewisser Tom die Telefonleitung fast permanent mit seinem Internetzugang blockierte. Ich trieb mich mittlerweile nämlich auf Virtual Places rum, mit einem Avatar von einem Häschen in einem Zylinder und dem dazu passenden Usernamen „Hattrick“.
Sehr zur Freude meiner Hausgenossen verlagerte sich dies aber bald mehr in die Nachtstunden, da ein Großteil der dort anwesenden Leute Amerikaner waren und meine virtuellen Freunde und Spielgefährten wegen der Zeitdifferenz erst so gegen elf Uhr abends einloggten.
Ich gebe es offen zu: Ich war eine Cyberschlampe, baggerte und flirtete, dass es nicht mehr feierlich war. Und hatte fast immer Erfolg. Das hing auch damit zusammen, dass mir mein bescheidenes schriftstellerisches Talent dabei nun wirklich half, auch und insbesondere den simulierten Sex fantasievoll und abwechslungsreich zu halten.
Ich tat wenig anderes. Wir hatten uns entschlossen, das Haus aufzugeben. Unsere Ärztin war bereits ausgezogen, da ihr Praktikum beendet war. Markus und Peter hatten von einer Tante von Peter ein Haus angeboten bekommen, etwas außerhalb vom zentralen London, im sogenannten „Greater London“, in Hither Green. Das war mehr oder minder Vorstadt, deshalb war ich ursprünglich nicht so begeistert, als sie mich fragten, ob ich auch weiterhin mit ihnen zusammenleben wollte. Nur wir drei Männer natürlich, ohne Miss Piggy, die mit uns eh nichts am Hut hatte.
Wir sahen uns das Teil an. Das Haus selbst war ganz schön, wenn auch noch renoviert, beziehungsweise der Flur noch tapeziert und ein Bad noch gefliest werden musste. Mein Zimmer war nicht eben groß, aber irgendwie hielt ich mich zu dieser Zeit ja eh mehr in der virtuellen Welt auf und wir hatten zusätzlich auch noch ein kleines Arbeitszimmer, was wir gemeinsam nutzen wollten, neben einem riesigen Wohnzimmer, heißt das, also sagte ich nach kurzer Überlegung zu.
Nun, da meine Wohnsituation geklärt schien, hätte ich mich so langsam ja auch um einen Job kümmern können und müssen, aber das war in diesem Moment finanziell noch nicht nötig, auch wenn ich durch meine Internetaktionen Telefonrechnungen in Höhe von zweihundert Pfund und drüber produzierte. Das steigerte sich noch, als ich „HeartofGold“ traf.
Wir trafen uns in einem virtuellen Raum, der nicht unbedingt einer der Sexräume war und fingen an privat zu chatten. Sie schickte gleich voraus, dass ihr erst einmal nicht wirklich nach cybern war, weil es ihr nicht so gut ging. Ich ließ sie einfach erzählen, weil ich den Eindruck hatte, sie brauche das, was übrigens bei so einigen in den virtuellen Räumen der Fall war. Ich hatte viele Freunde, auch Frauen, mit denen ich einfach nur chattete, gerade bevor ich „HeartofGold“ traf hatte ich eine Stunde mit einer Chinesin in Amerika gesprochen, die sich gerade scheiden ließ und schreckliche Angst vor einem Leben allein und kulturell isoliert in einem fremden Land hatte.
HeartofGold hatte dem Vernehmen nach noch heftiger vom Leben eingeschenkt bekommen, ihr Bruder und ihre Mutter waren gerade beide an Leukämie verstorben, so erzählte sie. Auch sie lebte in Scheidung, beziehungsweise Trennung, was ihren Ex-Mann aber nicht daran hinderte fallweise noch einmal vorbei zu schauen, um sie zu verprügeln. Sie erzählte mir, dass sie ihre eigene Ranch mit Pferden hatte und als selbstständige Buchhalterin ihr Leben fristete.
Nun, nach vier Stunden Aufbaugespräch ging es ihr wieder deutlich besser und wir cyberten am Ende doch. Und verabredeten uns für den nächsten Abend. Und den nächsten. Und den nächsten. Nach kurzer Zeit hatte ich eine virtuelle feste Freundin, mit der ich Alltag und ein virtuelles Bett teilte und der ich sogar treu war, was aufgrund meines guten Rufs und vorheriger Rumschlamperei gar nicht einfach war, weil ich ständig neue Angebote kriegte.
Meine Hausgenossen und Freunde fanden die Geschichte zwar witzig, aber schon etwas quer und das war sie auch. Ich verliebte mich nämlich in die Dame. Eine Frau, die ich nie gesehen hatte, und die ja auch genauso gut ein Mann hätte sein können. Ich sagte ihr das auch mal so.
„Wenn du in Wahrheit ein zwei Meter großer kanadischer Holzfäller bist, ist jetzt der Moment gekommen, mir reinen Wein einzuschenken, denn ich verliebe mich gerade in dich.“
Der Spruch kam nicht gut an, sie war richtig sauer und beteuerte ihre Weiblichkeit. Danach stellte ich keine ihrer Erzählungen mehr in Frage, auch nicht, als sich ihr Leben „zuspitzte“, das heißt, als sie plötzlich Nasenbluten bekam, das nicht mehr aufhörte. Leukämie ist erblich. Nasenbluten ein Symptom. Bald ging sie zum Arzt und wartete auf das Ergebnis von Blutuntersuchungen.
Wir zogen um. Stan, der mir auch schon beim Einzug geholfen hatte, mietete für mich einen kleinen LKW, denn ich hatte mir für das Zimmer in Hanwell einen Futon und ein paar Regale besorgt, sowie einen Schreibtisch. Wir packten das ganze Zeug ein und fuhren spät am Abend los, da wir zuvor noch sauber machten und den Urzustand des Hauses wieder herstellten. Ich hatte noch keinen Schlüssel, aber Markus und Peter waren schon vor uns aufgebrochen, also hätte es eigentlich kein Problem sein dürfen.
Bis mir dann in Hither Green auffiel, dass ich vergessen hatte, mir die Adresse aufzuschreiben. Unser Telefon würde erst am nächsten Tag freigeschaltet werden. Es machte mir zunächst nicht so viele Sorgen, da ich ja mit den Beiden einmal zumindest das Haus angesehen hatte. Ein Reihenhaus, das wie hunderte andere in exakt gleich aussehenden Straßen lag, wohlgemerkt. Wir irrten über Stunden in Hither Green herum, bis ich schließlich doch am Straßenrand den Wagen mit deutschen Kennzeichen von Markus entdeckte und wir um zwei Uhr morgens meine Hausgenossen aus dem Bett klingelten und einräumten.
Mein Wohnort hatte sich geändert, aber ich lebte eigentlich wirklich in meiner virtuellen Welt, in der sich das Drama immer weiter zuspitzte. Sie loggte sich plötzlich nicht mehr ein, sondern angeblich eine ihrer Angestellten unter ihrem Account, um mir mitzuteilen, dass „HeartOfGold“ eine Herzattacke erlitten hatte und im Krankenhaus war. Dort wurde dann auch ihre Leukämie festgestellt und angeblich war sie dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen. Noch im Krankenhaus begann die Chemo-Therapie.
Ich glaubte das alles. Ich sah auch gar keinen Grund daran zu zweifeln. Sie kam wieder aus dem Krankenhaus und war sehr unglücklich, weil ihr von der Chemo die Haare ausfielen, auch mussten wir unsere Cybersex-Sessions von durchschnittlich drei oder vier Durchgängen auf einen beschränken. In ihrer Abwesenheit hatte ich angefangen, etwas für sie zu komponieren. Da sie unter anderem auch klassische Musik mochte, komponierte ich für sie eine „Sinfonie“, da ich eine recht gute Soundkarte mit für die damaligen Verhältnisse recht ordentlich klingenden Instrumenten hatte.
Zudem beschäftigte ich mich auch noch mit Animationsprogrammen, die mich so sehr faszinierten, dass ich ernsthaft über einen Berufswechsel nachdachte. Also kriegte sie von mir auch erste kleine Animationen, mit vom Himmel regnenden Rosen und so ‘nem schwülstigen Zeug. Was soll ich sagen, ich war verliebt. So sehr, dass ich auch bereit war, mein Leben in London für sie aufzugeben und nach New Mexico, wo sie lebte, zu ziehen.
Als ich ihr dies mitteilte, wurde sie plötzlich unruhig. Ein leichtes Misstrauen schlich sich bei mir ein, als sie ihre Zurückhaltung damit begründete, dass sie Angst hatte, ihr Ex-Mann könnte mir etwas antun. Die Aussicht, dass die Chemotherapie aber doch nicht erfolgreich war und ich ihr zumindest noch ihre letzten Monate auf dieser Welt versüßen konnte und in Person für sie da sein würde, ließ mich aber trotz ihrer Bedenken schon ernsthaft darüber nachdenken.
Sie ließ sich eines Abends meine Telefonnummer geben. Zum ersten Mal hörte ich ihre sexy, rauchige Stimme, der von Sharon Stone sehr ähnlich. Dazu schickte sie einige Bilder von sich. Genau mein Typ und für ihr Alter von neununddreißig sah sie fantastisch aus. Wir hatten öfter mal Telefonsex, was aufregend war, aber irgendwie immer unerträglicher wurde, wie die ganze Situation auch. Ich wollte die Beziehung und unsere Gemeinsamkeit endlich aus der virtuellen in die richtige Welt bringen.
Obwohl meine Freunde mich langsam alle für verrückt erklärten, kaufte ich mir von meinem so ziemlich letzten Geld ein Flugticket nach Albuquerque. Da ich nur einen Hinflug buchte musste ich aber für die Einreise eine Adresse und Telefonnummer beim Reisebüro nachreichen und zudem einen Einladungsbrief von ihr besorgen. Also konnte ich sie nicht völlig überraschen. Ihre Reaktion traf mich mitten ins Herz. Sie weigerte sich und meinte, ich solle mein Leben nicht einfach so für sie hinschmeißen.
Wir stritten richtig, ich war wirklich verletzt, dass sie mit meiner sich für mich sehr real anfühlenden Liebe nicht zurechtkam und mit immer neuen Gründen ankam, warum ich nicht kommen sollte. Ihre Freunde äußerten angeblich den Verdacht, ich wollte einfach nach Amerika, und würde sie nur benutzen, um eine Green Card, also eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, war ihr letzter Ansatz. Das sie solche Verdächtigungen überhaupt auch nur in Betracht zog, war für mich Grund genug, verletzt und beleidigt den Kontakt abzubrechen.
Sie hielt es zwei Tage aus, dann rief sie mich an und bat mich um Verzeihung. Also ging es weiter. Ich hatte mittlerweile meine Sinfonie fertiggestellt und schickte sie ihr. Sie weinte am Telefon, während sie das Stück hörte. Sie wollte noch immer nicht, dass ich zu ihr nach Amerika kam, aber wollte mich alternativ dazu wenigstens in London besuchen, sofern es ihr der Arzt erlaubte.
Ich hatte sogar schon eine Abschiedsparty mit meinen Freunden zelebriert gehabt, der Flugtermin kam und verstrich. Dadurch, dass es ein Budget Flug gewesen war, konnte ich auch mein Geld nicht wiederbekommen. Meine Anteile an den Telefonrechnungen waren noch immer zweihundert bis dreihundert Pfund.
Es ging noch eine Weile hin und her, sie weigerte sich auch weiterhin, mir ihren wirklichen Namen und ihre Adresse mitzuteilen, was ich als Mangel an Vertrauen und echter Liebe auf ihrer Seite auslegte. Das führte zu mehreren Trennungen, aber wir konnten trotzdem immer wieder nicht die Finger voneinander lassen und kamen immer wieder zusammen.
Nach einem weiteren Streit kam es dann im November zum endgültigen Bruch. Ich war pleite, hatte mein Konto bereits heftig überzogen, hatte ein gebrochenes Herz, war in der Mitte von Nirgendwo, ohne Job und Perspektive. Der Katzenjammer war groß. Um überhaupt noch Miete zahlen zu können, verkaufte ich meinen Rechner an Josh, der mittlerweile ein Filmstudium begonnen hatte und zum Arbeiten zuhause einen Rechner dieser Güte gebrauchen konnte.
Damit hatte ich mir dann auch die Möglichkeit genommen, mit ihr in Kontakt zu treten. Die Geschichte war für mich beendet. Für einige Tage hing ich noch fertig ab. Dann stand ich wieder auf und fing an, den Scherbenhaufen von Leben wegzukehren, den meine Beziehung mit jemandem, der in der geglaubten Form vielleicht nie existiert hatte, verursacht hatte.
***
Ich machte mich auf Arbeitssuche. Ich brauchte schnell Geld, also konnte ich mich auf langwierige Bewerbungen nicht einlassen. Auf Anraten der Cousine von Peter, die dies ebenfalls tat, bewarb ich mich stattdessen in Person bei mehreren der zahllosen Zeitarbeitsfirmen im Westend. Nachdem ich vielleicht vier oder fünf erfolglos abgeklappert hatte, klappte es dann bei einer Firma namens Kelly.
Zeitarbeit in England ist etwas anders als hier. Man wird nicht von der Firma eingestellt, sondern man registriert sich dort und sie vermitteln, was sie haben. Haben sie nichts in einem Monat, gibt es auch kein Geld. Kelly hatte gleich am nächsten Tag etwas beim Westminster Council, also der Stadtregierung.
Nur für einen Tag, Pförtner spielen und das Telefon besetzt halten, in einem Außenbüro der Stadtverwaltung. Dann hatten sie zwei Tage nichts, aber stellten mir für die nächste Woche etwas in Aussicht, diesmal einen echten Bürojob, auch für die Stadtverwaltung, in der Housing Abteilung.
Die Stadt besaß eine ganze Reihe von Sozialwohnungen, die in sogenannten Estates zusammengefasst waren, meist Blöcke mit im Schnitt fünfhundert Wohnungen. Diese wurden von Estate Büros verwaltet. Die Estate Büros wiederum wurden von einer zentralen Stelle verwaltet und überwacht. In diese führte mich der Job. Da dort nicht Microsoft Office, sondern Corel Office verlangt wurde, nutzte Kelly die zwei Tage, um mich darin zu schulen, unbezahlt, aber auch kostenlos.
Ich war jedenfalls erleichtert, dass sich meine Finanzkrise einem absehbaren Ende zuneigte, auch wenn mir die Fahrerei mit den Vorortzügen ins Westend zusätzlich zu acht Stunden Arbeit täglich auch noch zwei bis drei Stunden Fahrzeit abverlangte. Bei meiner letzten Firma war ich immer noch ohne Schlips und Kragen durchgekommen, hier wurde es Pflicht. Also kratzte ich noch meine letzten Pfund zusammen, um mir aus Second Hand Läden Anzüge und Krawatten zu besorgen.
Am Freitag kam ich nach der letzten Schulung also mit Klamotten und einer gewissen Aufregung über den neuen Job, den ich am Montag beginnen sollte, nach Hause. Peters Cousine wartete vor dem Haus. Angela war klasse, eine wilde, verrückte Nudel, die gerne trank und auch Drogen nicht abgeneigt war, Sachen brachte, wie in dem Gay Club Heaven irgendwelchen Lesben die Brüste zu fühlen, weil sie darauf irgendwie fixiert war. Dabei war sie Hetero. Sie war eine der ersten, die ich kennenlernte, die sich Implantate besorgte.
Diese hatte sie vor einigen Wochen einpflanzen lassen und obwohl sie mir dies angeboten hatte, hatte ich den Fühltest nicht gemacht. Peter und Markus machten diesen aber und meinten, es würde sich recht echt anfühlen. Ich hielt ihren Erfahrungshorizont aber für zu begrenzt, um da allgemeingültige Aussagen treffen zu können.
„Hey. Wo sind denn die Beiden? Es macht keiner auf.“
„Ehm … sie wollten nach der Arbeit was essen und in den Pub. Ich glaub nicht, dass sie vor Mitternacht nach Hause kommen.“
„Kann ich eben mit rein? Ich muss pullern.“
„Klar. Ich hab übrigens eine Zeitarbeitsfirma gefunden und auch schon einen Tag gearbeitet. Am Montag fange ich dann einen zunächst unbefristeten Job in der Stadtverwaltung an.“
„Erzähl’s mir gleich, sonst piss ich mich ein.“
Ich ließ sie ihrem dringenden Bedürfnis nachgehen, räumte meine Lebensmitteleinkäufe in die Küche und setzte mich ins Wohnzimmer, in das sie auch kam.
„Möchtest du einen Tee oder ein Bier?“
„Bier … cool. Hast du vielleicht auch was zu rauchen?“
Hatte ich. Sie setzte sich zu mir auf das Ledersofa. Markus und Peter hatten richtig investiert, eine Ledergarnitur und ein Wasserbett angeschafft. Sie spielten auch mit dem Gedanken, einen Kredit aufzunehmen und ihrer Tante, der Mutter von Angela, das Haus abzukaufen. Beide verdienten okay, Markus arbeitete zwar noch bei meiner alten Firma, hatte aber schon einen neuen Job, bei dem er etwas schlechter verdiente, aber der zumindest etwas krisensicherer wirkte. Peter, der auch kein Kind von Traurigkeit war, arbeitete in der Drogenberatung als Sozialarbeiter.
„Was macht die Liebe? Fickst du die Ami-Braut immer noch virtuell?“
„Nein, es hat sich ausgefickt. Alles, was mir geblieben ist sind sehr reale Telefonrechnungen und ein Ticket, dass ich mir einrahmen werde, um mich mein Lebtag an meine Dummheit zu erinnern.“
„Ich versteh dich nicht. Du lebst in London, Mann! Hier gibt es soviele klasse Frauen, warum musst du dich dann mit so einer einlassen? Du siehst doch gut aus, du könntest so viel Pussy haben, wie du willst.“
„Ich bin da halt so reingerutscht.“
Sie nahm den Spliff entgegen und blies mir ein wenig den Rauch ins Gesicht. Was wurde das denn? Sie sah fantastisch aus, blond, schlank und hatte nun richtig große Titten, aber nicht übertrieben groß, sie passten schon noch gut zu dem Rest ihres Körpers. Mein Blick fiel in diesem Moment fast automatisch darauf. Sie trug ein enges, langärmliges T-Shirt mit weitem Ausschnitt, das natürlich auch darauf angelegt war, sie zu betonen und als Blickfang zu dienen.
„Gefallen sie dir? Du hast immer noch nicht den Fühltest gemacht.“
Das holte ich nun nach. Etwas eigenartig fühlten sie sich schon an, nicht natürlich jedenfalls, aber auch nicht schlecht. Ich gab meinem Eindruck Ausdruck.
„Fühlt sich gut an. Und sie stehen dir. Teuer?“
„Hat mein Freund für mich bezahlt. Ich wollte sie noch eine Nummer größer, aber der Arzt hatte uns davon abgeraten.“
„Dein Freund ist ein glücklicher Bastard.“
„Das kann man so oder so sehen. Wir haben uns gerade getrennt. Ich wollte mich eigentlich mit Peter besaufen und über ihn herziehen.“
„Sorry, tut mir echt leid. Nun, das waren unsere letzten Biere, aber wenn du willst, können wir uns ja einen Pub in der Nähe suchen und ich hör dir zu.“
„Ich hab keine rechte Lust auf Pubs. Wenn’s dir recht ist, heule ich dir lieber hier die Ohren voll. Kiffen ist auch okay. Hast du vielleicht noch ne Nase oder ein paar Pillen?“
„Eine halbe Pille, die könnten wir uns teilen, aber außer ein bisschen Körpergefühl wird das nichts bringen.“
„Das ist okay. Ich geb dir auch ein paar Pfund dafür.“
„Quatsch. Ich hole sie runter, warte.“
„Wie ist das, ist ihr Wasserbett eigentlich eingetroffen?“
„Ja, sie haben es auch schon in Betrieb genommen. Soll sich wohl sehr gut drauf schlafen lassen.“
„Das muss ich sehen. Lass uns hoch.“
Da sie ja seine Cousine war und die beiden ziemlich eng miteinander umgingen, hatte ich keine Bedenken, sie in Peters Schlafzimmer stiefeln zu lassen, während ich nach der halben Pille suchte. Ich mochte Angela, weil sie so eine große Klappe hatte und absolut unberechenbar war. Mit ihr den Abend zu verbringen würde auf jeden Fall lustig werden.
Als ich mit meinem Fundstück im Schlafzimmer ankam, hatte sie sich auf den Rücken gelegt und genoss das eher gewöhnungsbedürftige Gefühl der Wassermatratze. Ich hatte am Vortag natürlich auch probegelegen. Ich reichte ihr den Pillenkrümel, aber anstatt ihn anzunehmen, streckte sie die Zunge raus. Ich legte ihn also da drauf und sah ihn sogleich in ihrem Mund verschwinden.
„Und, was sagst du?“
„Geil. Muss ich mir irgendwann auch anschaffen. Komm doch mit drauf.“
Bis dahin war alles locker und flapsig gewesen. Jetzt wurde mir schlagartig bewusst, dass ich mit einer Hammerfrau alleine in einem Schlafzimmer war und gerade auf ein Bett eingeladen wurde.
„Ich hab’s gestern schon probiert.“
„Red nicht, komm her. Ich beiße nicht. Oder nur auf Wunsch.“
Gianna fiel mir in diesem Moment ein. Ich seufzte und legte mich zu ihr aufs Bett. Wir schaukelten wie Kinder darauf herum.
„Oh Mann, da wird man ja seekrank bei“, meinte sie kichernd.
„Na ja, gewöhnungsbedürftig halt. Aber hat bestimmt seine Vorteile. Soll ja gut für den Rücken sein.“
„Und soll gut zum Ficken sein. Darum wird es Peter vor allem gegangen sein, wie ich ihn kenne.“
Oh, oh. Jetzt wurde es langsam wärmer im ungeheizten Zimmer.
„Ja, das kann ich mir gut vorstellen.“
„Mit Vorstellen scheinst du ja ohnehin keine Probleme zu haben. Wie lief das eigentlich ab, habt ihr mit einer Hand getippt, oder was?“
„Nein, eher uns heiß geschrieben und dann zugeschlagen, vielleicht noch mal eine Kette Os und As mit einer Hand getippt, wenn wir nah dran waren, oder gekommen sind.“
„Ich stell mir das frustrierend vor.“
„War es auch. Aufregend, aber frustrierend.“
„Willst du sie auch sehen?“ wechselte sie unvermittelt das Thema.
„Häh?“
„Meine Titten. Willst du sie auch sehen?“
„Ehm … hm, ja, warum nicht.“
Sie rollte mit den Augen.
„Das klingt, als ob ich dich zum Bingo eingeladen hätte. Etwas mehr Enthusiasmus bitte, das sind sie doch wohl wert.“
„Ja, zeig mir deine geilen Mega-Titten“, erwiderte ich grinsend.
„So ist das schon besser.“
Sie zog das Top über den Kopf und öffnete langsam ihren BH. Alle Achtung, das hatte der Arzt gut hinbekommen. Sie sahen wirklich echt aus, nur als sie sie ein wenig anhob, konnte man noch die langsam verheilenden Operationsnarben sehen.
„Spektakulär. Eine wirklich gute Investition.“
„Fass noch mal an.“
„Hab ich doch schon.“
„Willst du mich beleidigen? Nun zier dich doch nicht so. Oder bin ich dir zu echt?“
Nun, echt war relativ, bei Leuten, die sich operativ verändern ließen. Um Ruhe zu haben, knete und streichelte ich eine Weile genüsslich daran rum.
„Wirklich schön.“
„Danke. Ich bin jetzt übrigens geil. Gehst du das Bier raufholen? Ich finde, wir sollten das Bett richtig ausprobieren.“
Hoppala. Da hatte ich nun gar nicht mit gerechnet. Mir war irgendwie nicht wohl bei dem Gedanken. Immerhin hatte sie ja einen Freund, auch wenn sie sich gerade mal wieder getrennt hatten. Das kam aber öfter vor. Ich konnte mir auch gut vorstellen, dass es gar nicht so einfach war, mit ihr in einer Beziehungskiste zu stecken.
„Oder hast du keine Lust?“ fragte sie, als ich eher perplex sitzen blieb und meinen Gedanken nachhing. Sie spielte nun selbst mit ihren Nippeln. Alter Schwede.
„Meinst du das ist eine gute Idee? Ich meine, mit deinem Freund und so …“
Sie seufzte.
„Vergiss ihn. Eh, nun komm, mach hier doch nicht auf Moralapostel. So kriegst du nie ne echte Frau. Ich will ficken. Ficken, ficken, ficken. Dann ein Päuschen einlegen und danach umso heftiger weiterficken. Sag nicht, dass du das Angebot nicht annehmen willst. Wir können’s doch wohl beide gebrauchen, oder?“
Eigentlich wollte ich mich nach dem ganzen Dreck mit meiner Internetliebe wieder auf Yoga und Meditation stürzen und mich nicht mehr von meinen Hormonen leiten lassen. Aber sie hatte Recht. Wir konnten es beide wohl gut gebrauchen. Entsprechend geschwind kehrte ich mit den Bieren vom Wohnzimmer zurück. Auch sie schien eine gewisse Dringlichkeit zu verspüren, denn sie hatte in der Zwischenzeit den Rest ihrer Kleidung abgelegt und in meiner Abwesenheit schon mal alleine angefangen.
Ich zog mich aus, während sie mit viel Engagement an ihrem Pfläumchen schruppte.
„Ich bau erst einmal einen“, meldete ich der verdutzten Dame, als ich mich schon zwischen ihren Beinen aufbaute, auf meiner linken Gesichtshälfte auch schon ihre Hitze spürte. Den Duft ihrer lockenden Weiblichkeit roch, was mir in diesem Moment die etwas abstruse Assoziation mit einer Venusfliegenfalle bescherte.
„Okay. Ich hab’s doch gewusst, du bist auch schwul, nicht wahr? Die Internetbraut war in Wirklichkeit ein Bräutigam, oder was?“
„Schon mal davon gehört, dass Gut Ding Weile haben will? Ich merk auch noch nichts von dem Pillenkrümel. Unter dessen Einfluss würde ich mich schon gern befinden, wenn du verstehst, was ich meine?“
„Drogie. Phhht. Reichst du mir das Bier? Du bist irgendwie komisch. Ich mag dich trotzdem.“
Sie wartete noch, bis ich das Blättchen angeleckt und die Rollerei beendet hatte, bevor sie meinen Kopf zwischen ihren Schenkeln einschloss. Sie öffnete sie sogleich wieder und ich tat ihr nun endlich den Gefallen, ihrer Muschi kurzzeitig mit meiner Zunge Gesellschaft zu leisten.
„Okay, ich nehm das schwul zurück. Man muss Pussies lieben, um so zu lecken. Ist das geil. Oh ja. Warum hörst du denn auf? Mistkerl. Mach gefälligst weiter.“
„Ich will den Spliff anrauchen, was glaubst du denn?“
„Beeil dich, bevor ich anfang, dich zu hassen.“
Nun, ich zog zweimal einigermaßen schnell, reichte ihr den Spliff und widmete mich wieder ihrem Prunkstück.
„Oh … braver Junge. Fuck, ist das geil. Du merkst echt noch nichts? Ich fange gerade an zu fliegen.“
Ich hatte mir auf dem Weg nach Hause ein Stück Pizza gegönnt, das wohl die Sache verzögerte. Ich merkte wirklich noch nichts. Außer, dass ich langsam richtig geil wurde. Dass sich alles in meinem Körper zog und wuchs und drängte. Und dass ich außerdem von ihr langsam die ersten Gefühlsimpressionen aufnahm. Ihr gefiel wirklich, was ich da mit ihr anstellte. Ihr anfänglich leicht säuerlicher Geschmack hatte sich mittlerweile auch schon verwässert.
Sie hielt den Spliff Ewigkeiten in der Luft, die Augen meist geschlossen. Ihre Gesichtsmuskeln zuckten und ihr Atem ging stoßweise.
„Der Spliff geht gleich aus, wenn du nicht dran ziehst.“
„Egal, ich will nicht mehr. Bitte nicht aufhören. Leck mich weiter. Oh ja. Du machst das guuuuut.“
Ich hätte schon noch mal gern gezogen, aber sie packte das Teil in den Aschenbecher und platzierte ihn außer Reichweite für mich auf den Nachtschrank. Ihre Hände wuselten durch meine Haare, ihr Mund öffnete sich leicht. Sie stöhnte emphatisch, aber erstaunlich leise. Ich spürte genau, dass ich sie mit schneller Züngelei ruck-zuck über die Klippe hätte stoßen können, aber ich fand sie sollte richtig was davon haben.
Ich ließ mir zwei Kissen von ihr reichen und schob sie unter ihren hübschen Po. Sie protestierte leise grummelnd, dass ich sie so um ihre Aufbaukurve brachte, aber erfreute sich danach um so mehr meiner sie so entspannt verwöhnenden Zunge. Ich verschränkte meine Arme wie zum Baggern beim Volleyball, schob sie der überraschten Frau unter den Hintern und bockte sie sozusagen ein wenig auf. Dann züngelte ich an ihrem kleinen rosigen Poloch. Sie hielt eine Weile die Luft an und entließ sie leicht prustend.
Ich hob und senkte ihr Becken, während sich meine Zunge wieder zu ihrem anderen Eingang hochleckte, kurz dort eindrang, um sie dann an den Ort, wo sie schon schmerzlich vermisst wurde, zurückkehren zu lassen. Ich zog meine Arme ab und widmete mich nun ausschließlich dem in diesem Moment erbsengroßen Zentrum ihres Universums.
Langsam, ständig die Bewegung wechselnd, so dass sie hin und her geschüttelt wurde, zwischen Glühen und Brennen geriet. Ich fühlte sie jetzt so klar, wie mich selbst. Das versetzte mich in die wundervolle Lage, sie für Minuten auf einer „Fast-Schwelle“ zu halten, bis ich es schon selbst nicht mehr ertragen konnte und sie erlöste. Ihr Becken zuckte hart und wie in einem epileptischen Anfall, während mich ihr Orgasmus wie eine Hitzewelle traf.
Mir war schon klar, dass sich die Mini-Dosis E gerade richtig gut bemerkbar machte, aber ich hatte so viel Freude an ihrer dankbaren Miau, dass ich noch keine Veranlassung zur Beendigung meiner Mission dort sah. Im Gegenteil. Es war fast, als ob ich mich selbst stimulierte. Das war ein unfassbar abgefahrenes Gefühl. Es war, als ob wir unser eigenes Stück intimer, gemeinschaftlicher und ob des Bettes leicht schwankender Realität und Identität schufen, auf einer Welle von Genuss und Seligkeit trieben.
Ich ließ sie diesmal zum Höhepunkt gleiten, leckte sie mit moderatem Tempo, aber sehr konstant. Sie war noch immer sehr leise, bog aber ihren Kopf weit nach hinten und hatte den Mund weit geöffnet. Ihr Becken hob sich etwas, als ich spürte, wie sie erneut an die Schwelle geriet. Mein nun einsetzender harter Zungeneinsatz ließ sie förmlich explodieren, sie bäumte sich richtig auf und schrie ihr Glück heraus. Sie hielt diese Position für einige Sekunden, bevor sie ihren Körper wieder entspannt auf die Kissen sinken ließ.
Zum Nachglühen saugte und verwöhnte ich noch eine Weile ihren Wonneknopf, bevor ich mich von ihm mit einem letzten Kuss verabschiedete und mich neben sie legte. Sie schlang ihren Arm um meinen Hals und küsste mich lange. Sie seufzte, als mich schließlich von ihr löste, um den Spliff wieder anzuzünden.
„Was ist? Hat es dir etwa nicht gefallen?“
„Nicht gefallen? Ich war im Himmel. Entweder ist es dieses E oder einfach nur du. Oder beides. Fuck.“
„Ja gleich, lass uns doch erstmal in Ruhe rauchen.“
Sie kicherte und spielte andächtig mit meinen durchaus lebendigen männlichen Attributen. Schnell hatte sich mein Säckchen munter gespannt und sich alles in das richtige Format begeben. Ich steckte ihr den Spliff in den Mund und ließ sie ziehen, denn es fühlte sich gerade deutlich zu gut an, um sie davon abzulenken. Ganz langsam bewegte sie die Haut meines Schwanzes mit ihren Fingerkuppen, formte dann einen magischen Kreis mit ihrem Daumen und Zeigefinger knapp unter meiner Eichel und rüttelte in kurzen Bewegungen sozusagen an meinem Gen-Cocktail Mixer.
Begnadet. Diese Frau hatte magische Hände. Scheiß auf den Spliff. Ich gab ihr noch einen letzten Zug und drückte ihn dann ungeduldig aus. Sie quittierte dies mit einem Kuss und bog an meinem Walter, dass ich dachte, sie wollte ihn abbrechen.
„Mann, ist der hart. Fickst du mich jetzt endlich damit? Ich kann es kaum erwarten herauszufinden, wie sich das Teil in mir anfühlt. Hörst du Schatz? Ficken. Ich will ficken.“
Generös wie ich nun mal bin, wollte ich auch in diesem Fall kein Spielverderber sein. Ich drang mühelos bis zum Anschlag in sie ein. Eigenartigerweise konnte ich sie jetzt nicht mehr fühlen, vielleicht lag es daran, dass meine eigenen Gefühle zu überwältigend waren. Das sanfte Schaukeln des Betts erzeugte ein Gefühl völliger Schwerelosigkeit, als ich begann, sie zu stoßen. Es war fantastisch, wundervoll, immer an der Grenze zur Fassungslosigkeit, einem ständigen Staunen.
Wir verloren jedes Gefühl für Zeit und Raum, da war nur dieser entspannte Rausch der Vereinigung und des Verschmelzens, ruhige, weiche Bewegungen, wie Wanderdünen in der Wüste. Wir küssten uns unablässig. Das plötzlich auftauchende blendende Licht war kein Effekt der Droge, es waren meine heimkehrenden Mitbewohner Markus und Peter, die etwas überrascht herausfanden, wer sich da im Dunkeln vergnügt hatte.
„Hey, Cousinchen. Das ist ja schön dich zu sehen.“
Peter sprang zu uns aufs Bett und wir wurden wie von einer Welle angehoben.
„Wie ich sehe, hast du deine Drohung wahrgemacht, ihm einen Grund zu geben in London zu Bleiben.“
Aha? Das war von langer Hand geplant gewesen? Aber ich hatte ihr doch vorher erzählt, dass ich nicht nach Amerika gehen würde. Verdammt, wie lange hatten wir gefickt? Nun, da ich darauf achtete merkte ich, dass ziemlich fertig war. Mein Blick glitt zum Radiowecker auf dem Nachttisch. Zwei Stunden. Hoppala. Ich hoffte nur, dass wir Eis im Kühlschrank hatten.
„Peter-Schatz. Das Bett ist voll die Abfahrt. Dein Hausgenosse hier aber auch“, freute sie sich.
„Sollen wir mitmachen? Oder ist das zu quer für euch?“ fragte ihr Lieblingscousin.
Das war sicher eine interessante Option, aber in dem Zustand, den ich nun deutlich bemerkte, eine eher akademische Frage. Ich wurde auch gerade nachhaltig schlaff.
„Nee. Aber wir haben etwas mehr als zwei Stunden ohne Pause durchgefickt. Tut mir leid, dass wir euer Bett ohne zu fragen heterosexuell entjungfert haben. Also ein andermal würde ich ja sagen“, gab ich meine ehrliche Meinung ab.
„Schade.“
Er schaute mir aber schon recht intensiv aufs Gerät, als wir uns an Zigaretten und dem Rest aus unseren Bierdosen labten. Wir plauderten eine Weile. Markus setzte sich zwar auch zu uns aufs Bett, wirkte aber deutlich gehemmter und verunsicherter, ob unserer Nacktheit. Machten ihn nackte Frauen nervös? Oder war ich es gar? Nach einer halben Stunde zogen wir uns dann auf mein Zimmer zurück. Wir lagen lange schweigend wach, kuschelten und genossen die Wärme des anderen. Erst als es draußen schon wieder hell wurde, schlief ich langsam ein.
***
Als ich erwachte, war sie bereits verschwunden, aber mir wurde über Peter ausgerichtet, dass ich ein „begnadeter Lecker und Ficker“ sei und sie nun öfter mal rumkommen würde. Daraus wurde aber nichts, weil sie wieder mit ihrem Freund zusammenkam. Am Sonntagabend klingelte dann das Telefon und eine hingebungsvoll heulende Sara meldete sich. Sie hatte sich mal wieder richtig mit Stan gezercht und war aus der Wohnung gestürmt. Sie befand sich schon in Victoria, um von da aus den Vorortzug zu uns zu nehmen, wollte sich aber vergewissern, ob es okay wäre, wenn sie sich bei mir ausmärte.
Selbstverständlich gab ich grünes Licht und wenig später stand sie dann vor unserer Tür. Sie sah noch immer ziemlich verheult aus und beruhigte sich nur langsam. Er hatte sie wieder geschlagen. Ich würde mich nun wirklich mit ihm darüber unterhalten müssen. Das ging ja gar nicht. Ich nahm sie in den Arm und ließ sie ihren Tränen freien Lauf lassen. Sie erzählte dann bald eine Stunde von dem Streit, in dem er natürlich auch wieder seine Verdächtigungen über unser Verhältnis angebracht hatte.
Sie kam langsam runter und ich ging in die Küche, um uns einen Tee zu machen. Als ich zurückkam, spielte sie geistesabwesend auf meinem Keyboard. Sie konnte ganz gut spielen, sie hatte als Kind Akkordeon gelernt. Ich reichte ihr ihren Tee und hörte zu.
„Das solltest du aufnehmen, als Basis für ein Stück und dann drüber improvisieren. Warte, ich mach den PC an.“
Sie lächelte schüchtern.
„Wirklich, findest du das gut? Ich weiß nicht, es fehlt noch irgendwas. Ach übrigens, bevor ich es vergesse, Gianna hat dich versucht zu erreichen. Chris ist verhaftet worden, in Barcelona.“
„Ach du Scheiße. Oh nein. Ich hätte ihr so gewünscht, dass auch einmal Glück hat. Verdammt.“
„Das hat sie aber wohl auch. Gianna hat erzählt, dass die ihre Untersuchungen noch gar nicht abgeschlossen hatten, als sie geflohen ist. Der Mann ist überhaupt nicht erstickt. Er hatte einen Herzinfarkt. Er ist also nicht direkt durch ihre Hand gestorben. Und da sie versucht hat, ihn wiederzubeleben, können sie ihr nicht einmal unterlassene Hilfeleistung vorwerfen.“
Das war eine elektrisierende Nachricht.
„Wo ist sie jetzt? Schon in England?“
„Nein, noch in Spanien, aber sie wird wohl in der nächsten oder übernächsten Woche nach England geflogen. Freust du dich?“
„Natürlich. Für den Fluchtversuch drücken sie ihr aber bestimmt noch einen rein.“
„Ja, das glaube ich auch. Liebst du sie?“
Tat ich das? Ich hatte in letzter Zeit nicht einmal mehr oft an sie gedacht. Aber auch nach unserer letzten Trennung war das Gefühl in voller Intensität wieder dagewesen, als wir uns wiedergetroffen hatten.
„Ich glaube schon.“
„Das glaubst du? Das weiß man doch wohl.“
Ich weiß nicht, warum ich mich plötzlich so zu ihr hingezogen fühlte. Eigentlich hätte die Erinnerung an Chris eine gegenteilige Wirkung haben sollen.
„Ich weiß, dass ich dich liebe. Mehr als mein Leben. Mehr als irgendjemand oder irgendetwas anderes auf der Welt.“
„Tom, tu das nicht … bitte nicht. Ich brauch dich jetzt als Freund. Mehr als jemals zuvor. Bitte. Nur als Freund, verstehst du?“
„Kein Problem. Ich kenn mich ja mit der Rolle langsam aus. Ich werd dich trösten und dir zuhören, wie unglücklich Stan dich macht, dann werd ich dich eng an mich drücken und mich vor Eierschmerzen in den Schlaf weinen, wie immer.“
„Was meinst du, Eierschmerzen? Ich verstehe nicht.“
„Es meint, dass ich vor Sehnsucht nach dir vergehe, wenn du’s lieber poetisch haben willst.“
„Das ist doch Unsinn. Du hast Angst davor, dass du Chris wieder völlig verfällst. Versprichst du mir, dass du niemals mehr diese … komischen Dinge mit ihr tust? Wobei man umkommen kann, meine ich, verstehst du? Auch wenn sie diesmal nicht Schuld war … es hätte doch aber genauso gut so sein können, oder nicht? Ich hab richtig Angst um dich.“
Es hatte keinen Sinn das mit ihr zu diskutieren, sie hätte es vermutlich eh nicht verstanden. Und irgendwie war es ihr wieder gelungen, von uns abzulenken.
„Ich werde mich mit Chris auseinandersetzen, wenn und falls wir uns überhaupt wiedersehen.“
„Hat sie sich denn mal bei dir gemeldet?“
„Sie hat mir eine Karte aus Spanien geschickt, aber nicht mitgeteilt, wo sie genau ist. Ich wollte eigentlich Stan fragen, ob er den abgebildeten Ort kennt, aber dann kam eure letzte Trennung dazwischen. Erinnerst du dich noch daran?“
„Ja, ich erinnere mich. An alles. Was nie hätte passieren dürfen, verstehst du?“
„Es ist überhaupt nichts passiert.“
„Oh doch, das ist es ja gerade … ich hab mich nicht mal mehr wehren können, als er wieder damit angefangen hat.“
„Du hast es ihm erzählt?“
Sie sah zu Boden.
„Nein.“
Sie setzte ein paarmal zum Sprechen an, bevor sie den nächsten Satz rausbrachte.
„Und er darf das niemals erfahren, hörst du? Es hätte niemals soweit kommen dürfen.“
„Es ist nichts passiert verdammt. Und natürlich erzähle ich ihm nicht davon. Ich würde ihm auch nichts davon erzählen, wenn du mich darum bittest, dir jetzt den Verstand raus zu vögeln.“
„Tom! Hör bitte sofort auf, oder ich frage, ob ich bei Peter und Markus mit im Bett schlafen kann. Lass uns nicht wieder damit anfangen. Ich hab mich so dafür geschämt, das kannst du dir gar nicht vorstellen.“
„Du schämst dich dafür, dich von mir sexuell angezogen gefühlt zu haben? Na klasse. Danke für das Kompliment.“
„Du weißt genau wie ich das meine. Kannst du nicht einfach wieder mein Freund sein, der für mich da ist, wenn ich ihn brauche? Ist das zu viel verlangt? Das hat beim letzten Mal richtig wehgetan, dass du versucht hast, meine Situation auszunutzen und mich rumzukriegen. Das war nicht schön.“
„Sorry, wie hässlich von mir, dass ich dich daran erinnere, dass du Optionen hast. Das es jemanden gibt, der dich über alles liebt und alles tun würde, um dich glücklich zu machen.“
Sie seufzte.
„Ich verstehe euch Männer nicht. Für euch ist das alles immer völlig in Ordnung. Ihr gebt jedem noch so dummen Impuls nach. Habt ihr überhaupt kein Gewissen? Stan ist dein Freund. Und du versuchst ihm die Freundin auszuspannen. Was sagt das denn über dich aus?“
„Komm, lass uns dieses Gespräch abbrechen und lieber Musik machen. Du willst mich überhaupt nicht verstehen.“
„Doch, ich will dich verstehen, aber ich verstehe dich nicht. Du hast jede Menge Freundinnen gehabt und mit anderen Frauen geschlafen, du hast mit Chris fliehen wollen und wolltest zu deiner Internetfreundin nach Amerika ziehen. Und kaum erwischt du mich in einer schwachen Stunde, bin ich wieder deine große Liebe und du versuchst mich ins Bett zu ziehen? Ist dir eigentlich klar, wie das auf mich wirkt?“
Mein Magen zog sich zusammen. Ich hätte heulen können, nicht, weil die Vorwürfe mich trafen, aber weil sie all meine Empfindungen ihr gegenüber einfach nicht wahrhaben wollte oder konnte.
„Bitte, lass uns aufhören. Du merkst nicht einmal, wie weh du mir tust.“
Ich seufzte, als sie mich verständnislos ansah.
„Aber damit du siehst, dass in diesem Moment nur der Freund sein werde, den du haben willst, werde ich heute Nacht im Wohnzimmer schlafen und du kannst mein Bett haben. Okay? Beruhigt dich das?“
Sie sah mich traurig an. In mir verkrampfte sich wieder alles.
„Wenn das der einzige Weg ist, dich wie ein Freund zu verhalten, akzeptiere ich das. Ich wäre aber lieber in deinen Armen eingeschlafen.“
Na toll. Jetzt kam auch noch die verletztes-Rehlein-Routine. Ich öffnete Cubase und stellte ihr den Sound ein, den sie gerade benutzt hatte. Wir schafften es tatsächlich, so zu tun, als hätte es diese Diskussion nie gegeben. Aber es stoben schon wieder Funken. Ich konnte sie diesmal nicht fühlen. Was mich sehr irritierte. Scheiß Talent, wenn es nie da ist, wenn man es mal braucht. Vielleicht bildete ich mir das ja auch nur ein.
Wir spielten ihr Stück ein und ich zeigte ihr ein paar Tricks in dem Programm. Wir saßen so dicht zusammen, dass wir uns seitlich berührten. Es war kaum auszuhalten.
„Tom, darf ich dich was fragen?“ kam kleinlaut von ihr.
„Schieß los.“
„Kannst du … wieder … fühlen, was ich fühle?“
Ich hätte ja den Schuss ins Blaue probieren können. Aber ich tat es nicht.
„Nein. Heute nicht. Es kommt und geht.“
„Gut.“
„Gut, weil du dich für deine Gefühle schämst?“
„Gut, weil du sie wieder missverstehen würdest.“
„Aha. Es ist spät. Vielleicht sollten wir langsam ins Bett. Beziehungsweise auf die Couch.“
„Wenn du versprichst, brav zu sein, kannst du auch mit mir hier schlafen. Ich möchte eigentlich gar nicht alleine sein, verstehst du?“
Also wieder eine frustrierende Nacht neben ihr, aber nicht mit ihr. Wollte ich das? Nein, wollte ich nicht. Aber ich würde ihr trotzdem ihren Wunsch erfüllen. Chris hatte meine Beziehung zu Sara masochistisch genannt. Irgendwie hatte sie recht.
„Brav sein, klar. Und wenn ich richtig artig bin, darf ich auch dein Händchen halten.“
„Man kann sich auch nahe sein, ohne miteinander zu schlafen“, meinte sie trotzig.
„Ja, das kann man. Ich kann dich beispielsweise auch …“
„Tom! Ich will das gar nicht hören.“
„Okay, ich wollte ja brav sein. Ist es meine Schuld, dass du so eine aufregende Frau bist und dass es mir deshalb so schwer fällt?“
„Findest du. Ich gar nicht. Egal. Also, wirst du nun vernünftig sein?“
Ich konnte von ihrem feinen Lächeln, das dieses Statement begleitete, aber schon ablesen, dass sie sich durchaus geschmeichelt fühlte.
„Natürlich. Jetzt lass uns aber, es ist schon nach zwölf und ich muss früh raus. Habe ich dir ja noch gar nicht erzählt, ich fange morgen früh in der Stadtverwaltung an. Die Zeitarbeitsfirma hat mir da einen wohl längeren Einsatz besorgt.“
„Das ist doch klasse. Freut mich für dich. Okay, ich geh dann Zähne putzen.“
Sie nahm ihren Rucksack mit, also wollte sie sich wohl im Bad umziehen. Tausend Sachen schossen mir durch den Kopf. Chris würde bald wieder da sein. Ich war mir wirklich nicht sicher, wie ich mit ihr umgehen sollte. Und vielleicht war Saras erneuter Stress mit Stan ja der Anfang von Ende ihrer Beziehung und alles, was ich jetzt brauchte, war etwas mehr Geduld.
Sara kehrte tatsächlich in ihrem knielangen Nachthemd zurück und ich sprang auch noch schnell zum Zähneputzen ins Bad. Als sie dann so neben mir lag, war die leichte Müdigkeit, die ich zuvor verspürt hatte, allerdings wie weggeblasen. Sie drehte mir den Rücken zu, rückte aber vergleichsweise dicht an mich heran. Nach kurzem Zögern strich ich über ihr weiches, langes Haar. Es kam kein Protest. Im Gegenteil, sie schmiegte sich nun richtig an mich. Ihr Hinterteil kam in Kontakt mit meinem Unterleib.
Brav oder nicht, für die dort entstehende Schwellung konnte ich schließlich nichts. Ich fasste kurz in meine Unterhose, um meinem besten Stück die notwendigen Entfaltungsmöglichkeiten zu verschaffen, die dort freudig begrüßt wurden. Dann ließ ich sie wieder spüren, was sie dort bei mir anrichtete. Sie rückte nicht ab, aber ich meinte eine minimale Beschleunigung ihres Atems feststellen zu können. Ich strich noch eine Weile über ihr Haar, während sie meinen knüppelharten Prügel an ihrer Hinterseite spüren musste.
Es war nicht auszuhalten. Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, mich auf die andere Seite zu drehen und mir Erleichterung zu verschaffen, egal, ob sie das mitkriegte oder nicht. Dann aber seufzte ich nur, schnappte mir eine ihrer Hände, schmiegte mich so eng es ging an sie an und versuchte zu schlafen, was mir irgendwann auch gelang.
Das Klingeln meines Weckers weckte uns beide. Verschlafen sah sie mich an.
„Okay, ich werde mich dann duschen, fertigmachen und los. Wirst du noch hier sein, wenn ich wieder nach Hause komme?“
„Nein, ich glaube nicht. Ich muss später auch noch ins College. Ich glaube auch nicht, dass ich zurückkommen werde. Ich werde mit Stan reden müssen. Ich werde ihn bitten, auszuziehen, oder zumindest wieder in das freie Zimmer umzuziehen, bis wir alles geklärt haben.“
„Hm … okay. Wenn alles schief geht, du weißt, wo du hinkannst.“
„Danke. Und danke dafür, dass du nicht versucht hast, die Situation auszunutzen. Ich rechne dir das hoch an … ich habe gemerkt … wie schwer dir das gefallen sein muss …“
Ja, ich war der Held. Ich schnappte mir meine Arbeitsklamotten und verabschiedete mich von ihr, da sie noch versuchen wollte, etwas länger zu schlafen.
***
Sie kehrte tatsächlich nicht zurück, sondern kriegte Stan dazu, für ein paar Tage zu verschwinden, wie sie mir abends am Telefon mitteilte. Sie jammerte, dass sie ihn schon wieder vermisste. Ich trug ihr auf, dass sie sich langsam darüber klar werden sollte, ob sie glaubte, mit ihm glücklich werden zu können. Da ich nicht wusste, wie ich ihn erreichen könnte, verschob ich mein Gespräch „von Mann zu Mann“ mit ihm auf unbestimmte Zeit.
Der neue Job war zunächst sehr simpel, ich musste Sachen fotokopieren und ein paar Zahlen in Statistiken einfügen. Erst nach und nach wurde ich mit komplexeren Aufgaben betraut. Ich war ganz schön am Schwimmen, weil ich zum ersten Mal seit dem College in einem Meeting Notizen in Kurzschrift machen musste. Dabei wurden so viele Fachwörter verwendet, die ich nicht einmal kannte, dass ich zwar schon mitschreiben konnte, aber hinterher wie der Ochs vorm Berg vor meinen Aufzeichnungen saß und sie absolut nicht entziffern konnte.
Ich musste also in den sauren Apfel beißen und meinen Bereichsmanager, der dort ebenfalls anwesend gewesen war, interviewen, um das geforderte Protokoll der Sitzung fertigstellen zu können. Das schien diesen aber nicht besonders zu irritieren. Die Kollegen waren alle sehr nett und mir wurden nach und nach interessante Aufgaben zugeschustert. Ihre Arbeitsweise war etwas umständlich und es wurden Massen an unnötigen Papieren hin und her geschoben, was mir ziemlich schnell einige Ideen brachte, wie man das ganze besser organisieren konnte.
Der einzige, der wirklich etwas nervte, war der Manager, der als Abteilungsleiter fungierte und wohl mit dem Druck, unter dem er stand, nicht wirklich gut fertig wurde, also manchmal zu oft nervös nachfragte, wann ich dann mit den mir übertragenen Aufgaben fertig wäre, sich dann immer entschuldigend, wenn ich zurückgab, es würde dauern, so lange es dauert. Meine Kollegen verteidigten mich auch immer noch gleich und zogen über ihn her, wenn er nicht im Büro war. Er ging wohl allen damit auf die Nerven.
Wir hatten dabei kein schlechtes Verhältnis, er lud mich gar in seine Wohnung ein, da er an seinem privaten PC Probleme hatte, die ich dann dort für ihn löste. Obwohl Zeitarbeiter, fühlte ich mich bald als Teil des Teams und auch ausgesprochen wohl. Der Manager jedoch würde bald gefeuert und von drei Frauen ersetzt werden.
Ich rief Jamie an, die tatsächlich immer noch in Chris Haus wohnte. Tina war zu Clara gezogen. Sie wusste noch nichts Neues, nur, dass Chris wohl bis zu ihrer Verhandlung in Holloway in London untergebracht werden würde und dass man sie dort eventuell besuchen konnte. Sie versprach mir, mich anzurufen, wenn sie genaueres wusste. Dann erzählte sie von ihrem neuen Freund, der zwar nicht mehr zustande brachte, als ihr ab und zu den Hintern zu versohlen, aber in den sie schrecklich verliebt war. Ich freute mich für sie.
Bis Weihnachten hörte ich aber weder von ihr, noch von Sara etwas. Es war mir auch gar nicht so unrecht, denn ich begann wieder, mein Leben umzukrempeln. Ich las viel spirituelle und philosophische Texte, stand um vier Uhr morgens auf, um erst eine Stunde zu meditieren und dann eine weitere Yoga anzuhängen, fuhr dann nach Frühstück und Duschen mit den meist völlig überfüllten Vorortzügen zur Arbeit. Wenn ich zurückkehrte, folgte eine längere Yoga-Session, Abendessen, manchmal noch ein Video und etwas Lesen und dann war ich um zehn Uhr im Bett.
Das zog ich auch nach meiner Rückkehr aus Deutschland weiter so durch. Von Sara erfuhr ich, dass sie sich mit Stan wieder versöhnt hatte und er sogar über Weihnachten mit ihr in Italien gewesen war. Von Jamie, dass Chris mich nicht sehen wollte. Beides prallte eigenartigerweise an mir ab. Es war einem anderen Leben zugehörig.
Mir ging die Wohnsituation aber ein wenig auf die Nerven, zum einen, weil die Fahrerei mit den Zügen recht unangenehm und langwierig war, zum anderen, weil Markus und Peter irgendeine schwule Sex-Hotline regelmäßig anriefen und sich Spielgefährten einluden. Während ich versuchte zu meditieren, dran wildes Gestöhne von ihren Dreiern an meine Ohren. Im Februar besuchte ich Stan und Sara und klagte Stan mein Leid. Der hatte von einem Freund gehört, der eine Wohnung in Tufnell Park nur pro Forma und für Wohngeld gemietet hatte, aber sonst wohl nur bei seiner Freundin lebte und jemand suchte, der bar zahlen konnte.
Ich nahm mit ihm Kontakt auf und sah mir das winzige Zimmerchen mit Kochzeile unter dem Dach an. Es erinnerte mich ein wenig an Noelles Wohnung, obwohl es vielleicht nur halb so groß war. Ich kriegte gerade so mein Bett rein, dann gab es einen schmalen Streifen von vielleicht einem halben Meter Platz vor der Küchenzeile und im hinteren Teil des Raumes kriegte ich dann gerade so Schränke, Regale und meinen Schreibtisch unter.
Da Markus und Peter mir einiges an Geld für ihren Anteil der Telefonrechnung schuldeten – ihre Sex-Hotline war alles andere als billig – und beide pleite waren, gaben sie mir stattdessen Markus alten PC, ein vorsinnflutliches Teil, mit dem ich auch nicht viel anfangen konnte und mit dem ich auch nicht ins Internet konnte, weil da noch Windows 3.1 drauf war.
Es war mir egal. Ich konnte wieder zu meiner Yoga-Gruppe und besuchte auch Adrian und Monica, letztere bekam ich allerdings nur kurz zu Gesichte, da sie wieder schrieb und sich in ihrem Arbeitszimmer verschanzte. Adrian erzählte mir unter vorgehaltener Hand, dass sie sich wohl scheiden lassen würden. Er gab mir einen weiteren Übersetzungsauftrag und die Aufgabe, eine Seminarreihe auszuarbeiten, die sich um die Sprache Heideggers drehen sollte.
Gleichzeitig besuchte ich abends Kurse, um meinen Schein als anerkannter Yoga-Lehrer zu machen. Ich rührte keine Drogen an, hielt mich von Frauen fern und schlug auch Einladungen auf Partys zunächst aus. Mitte März wurde ich dann in das Büro unseres Bereichsmanagers gerufen. Sie waren mit meiner Arbeit so zufrieden, dass sie mich von der Zeitarbeitsfirma auslösen und übernehmen wollten. Ich war darüber natürlich begeistert, zumal ich auch fast doppelt so viel Gehalt sowie Urlaub und Krankheit bezahlt bekommen würde, und damit auch wieder ein richtig geregeltes Leben vor mir sah.
Dann kam völlig überraschend eine Hiobsbotschaft aus Deutschland. Meine in Scheidung lebende ältere Schwester war im Krankenhaus, nachdem sie verwirrt durch die Straßen geirrt war und von besorgten Passanten dorthin gebracht wurde. Meine Mutter war außer sich vor Sorge und konnte trotz ihres langjährigen Lebensgefährten, der deutlich älter war, mit der Situation nicht umgehen. Mein Vater war gestorben, als ich vierzehn war, mit Anton, den ich nie als Vater betrachtet hatte, sondern nur als den Mann, mit dem sie später ein vergleichsweise harmonisches und glückliches Leben geführt hatte, war sie zu diesem Zeitpunkt auch schon fast zwanzig Jahre zusammen.
Ich hatte mich finanziell gerade erholt, aber trotz der anstehenden Festeinstellung entschloss ich mich, zu ihrer Unterstützung nach Deutschland zu fahren, zumal die Ärzte den noch nicht bestätigten Verdacht geäußert hatten, Regina hätte Krebs, im Endstadium sogar. Ich informierte meinen Boss, der meinte, er würde mich voll verstehen und unterstützen, ich sollte unbedingt nach Deutschland fahren und sie würden mir die Stelle auf unbestimmte Zeit offen halten.
Ich saß mit Regina in der Besprechung mit dem Oberarzt, als er den Verdacht bestätigte und ihr reinen Wein einschenkte. Sie hatte einen großen Tumor zwischen Wirbelsäule und Lungen so versteckt, dass er auf normalen Röntgenaufnahmen nicht zu sehen war. Die Verwirrung hing mit Metastasen im Hirn zusammen. Er erzählte von Chemotherapie und Strahlung als letzten Schritt. Eine Operation würde nichts mehr bringen.
Es war ein Todesurteil. Es ging nur noch darum, wie lange sie leben würde. Ihr schien das aber nicht aufzugehen. Sie gab nur ihr Einverständnis für alle Maßnahmen und schien damit zufrieden zu sein. Ich diskutierte die Angelegenheit nach dem Gespräch mit ihr mit dem Arzt weiter. Mir gegenüber sagte er sehr klar, dass er persönlich ihr noch vier bis sechs Wochen geben würde. Wir sollten uns auch nach einem Pflegeheim umsehen, da sie nur noch zu Beginn der Therapie im Krankenhaus verbleiben könne. Sie bekam schon viele Schmerzmittel und würde auch weiterhin genug bekommen, damit sie nicht leiden musste.
Das war natürlich ein Brett von einer Nachricht. Sie war durch ihre Ehe in eine andere Stadt zwanzig Kilometer von meiner Heimatstadt verzogen gewesen und ich hatte sie in den letzten Jahren kaum noch gesehen. Sie war zehn Jahre älter als ich und besonders eng war unsere Beziehung nie gewesen. Kurz vor meiner Abreise nach England hatte ich ihr beim Umzug zurück in unsere Stadt geholfen und an einer Weihnachtsfeier in der Familie hatte ich sie auch noch einmal gesehen, aber das war es dann auch schon.
Das tat mir nun furchtbar leid. Da war ein Mensch, den ich liebte und der nun von mir gerissen wurde, bevor ich meine Versäumnisse nachholen konnte. Ich ging jeden Tag ins Krankenhaus, brachte sie auch zur Chemotherapie, die sie am Anfang so schrecklich mitnahm, dass wir schon in diesen Wochen mit dem Schlimmsten rechneten. Dann aber schien sich ihr Körper daran zu gewöhnen. Es brachte aber nicht viel.
Über die Einweisung in ein Pflegeheim, in dem zudem auch fast nur alte Leute waren, war sie alles andere als begeistert, meinte aber, es sei ja nur temporär, bis die Chemo endlich anschlug. Ich brachte es nicht übers Herz, ihr die Realität vor die Augen zu führen. Sie rappelte sich auch wieder auf und fing gar an, den alten Leuten auf ihrer Station zu helfen.
Seit meiner Abreise aus England waren sechs Wochen vergangen. Ich sprach mit dem Arzt, da ich nun doch langsam wissen musste, wie lange mich meine Verpflichtung noch in Deutschland halten würde, denn obwohl mein neuer Arbeitgeber den Vertrag für mich offen hielt, kriegte ich natürlich in dieser Zeit kein Geld und ewig wollte ich sie auch nicht hinhalten. Er konnte mir keine Angaben machen, meinte nun, es könne jeden Tag oder erst in einigen Monaten geschehen und empfahl mir, nach England zurückzukehren.
Auch meine Mutter meinte, sie würde es schon irgendwie hinbekommen und ihr Lebensgefährte und ihr auch in der Nähe wohnender Bruder würden ihr helfen. Also kehrte ich widerstrebend nach sechs Wochen zurück. Zwei Wochen später wurde ich dann auf der Arbeit angerufen. Sie war tot, friedlich in einem Rollstuhl auf dem Gang eingeschlafen, ohne Todeskampf, so lautlos und still, wie sie ihr Leben gelebt hatte, war sie auch aus diesem geschieden.
Ich fuhr für einige Tage zurück zur Beerdigung, konnte aber nicht länger bleiben, weil mein Vertrag nun begonnen hatte und ich eigentlich bis auf den Sonderurlaub für einen Todesfall in der Familie ja noch gar keinen Urlaubsanspruch hatte. Weiteren unbezahlten Urlaub konnte ich mir auch einfach nicht leisten. Der Bestattungsunternehmer hatte eh fast alles für uns abgewickelt. Ich trauerte, weniger über ihr Dahinscheiden, als darüber, nicht mehr Zeit mit ihr zugebracht zu haben, nicht in ihren letzten Wochen, sondern generell.
Ich hatte auch das Gefühl, sie und meine Familie im Stich gelassen zu haben. Und nahm mir vor, in Zukunft weniger an mich und mehr an diese zu denken. Gelegenheit dazu würde ich in nicht allzu ferner Zukunft auch erhalten. Aber ich will nicht vorgreifen.
Bei der Arbeit wandelte sich mein Tätigkeitsfeld nun. Ich hatte mich mehr und mehr mit Datenbanken auseinandergesetzt und einige neue in Paradox geschrieben, bekam dann den Auftrag, die existierende Datenbank für unseren Bereich zu überarbeiten. Ich fing zwar damit an, aber im Grunde war das Flickschusterei. Wir zogen von unserem Gebäude, das dem Rathaus schräg gegenüber lag, in das Rathaus selbst, ein verspiegelter Glaspalast, der recht nobel aussah.
Ich arbeitete ein Konzept für eine fette Datenbank aus, die all unsere Tätigkeiten begleiten sollte, von Budget-Geschichten, Beschwerde-Management, Dokumentenverwaltung, der Überwachung von Zulieferern und Handwerksunternehmen, die für uns tätig waren, E-Mail, usw. usf. Da wie gesagt unsere Abteilung im Gegensatz zu den meisten anderen im Rathaus noch Corel benutzte, schlug ich außerdem vor, um Office Lizenzen zu sparen, das ganze in Visual Basic zu programmieren.
Unser Housing Direktor war begeistert und sagte nach fünf Minuten meiner Präsentation ja, was mich völlig aus dem Konzept brachte, da auch der Rest der halbstündigen Präsentation die Vorzüge erklärte und anpries und ich immer nur zu hören bekam „brauchst sie mir nicht mehr zu verkaufen, ich hab schon ja gesagt“. Sie bestellten mir also eine Visual Basic Version, während ich mir nun auch einen neuen, bzw. gebrauchten Rechner zulegte, um zuhause arbeiten zu können.
Das wurde auch wegen Adrian notwendig, denn er wollte mich nun nach all den Jahren, die wir darüber gesponnen hatten, auf die Seminarreihe festnageln und ließ mich nach anderthalb Flaschen großartigen französischen Rotweins einen entsprechenden Vertrag unterschreiben. Ich hatte aber Zeit bis zum Beginn des Wintersemesters. Gleichzeitig begann ich auch den Yoga-Lehrer Kurs erneut, da ich durch meine Zeit in Deutschland den ersten Kurs hatte abbrechen müssen.
Ich war jedenfalls ordentlich beschäftigt und ich glaube, ich flüchtete auch ein wenig in die Arbeit. Sowohl die Geschichte mit meiner Schwester, als auch die unabgeschlossenen mit Sara und Chris schwelten irgendwo unter der Oberfläche vor sich hin. Ich hörte von Gianna, die ich bei einem meiner wenigen Besuche im Falcon traf, dass Chris bereits wieder von Holloway nach Styal verlegt worden war. Ihre Verhandlung sollte Ende April stattfinden.
Sara und Stan waren wieder zusammen und ich sah kaum etwas von ihr, nur Stan kam ab und zu vorbei und verführte mich zu dem einen oder anderen Spliff, denn wegen meiner geistigen Tätigkeiten und dem Yoga brauchte ich einen klaren Kopf und rauchte alleine gar nicht mehr. Ich lebte im Reich der reinen Quantität, der klaren und halbwegs vorhersehbaren Strukturen der Programmiersprache, die ich durch dieses Projekt erst richtig lernte, der noch viel klareren Sprach- und Gedankenwelten Heideggers und Rombachs und lernte Physiologie und Anatomie für den Lehrerschein.
Ich ließ mir einen Kabelanschluss legen und bezog darüber auch eine Telefonleitung, da ich nun teilweise zuhause programmierte und Westminster dabei war, ein Konzept von Heimarbeitsplätzen umzusetzen, an das ich mich anklinken durfte. Ich konnte mich mit meinem PC und dem Abteilungslaptop, den ich mehr oder minder ständig in Beschlag nahm, direkt in unserem Netzwerk einloggen und so auf Daten zugreifen, die ich zum Testen meiner Module brauchte. Die IT-Abteilung brachte mir auch einen Laserdrucker vorbei.
Die Herrschaften waren gerade verschwunden, als es an meiner Tür klopfte. Ich nahm an, es wäre der Vermieter, der zwei Häuser weiter einen kleinen Laden mit Post betrieb und öffnete. Es war eine junge Dame, die ich öfter mal auf der Treppe getroffen hatte und die eine Etage unter mir wohnte. Sie hatte ein Handtuch um ihren Körper geschlungen, wollte wohl also das gemeinsame Badezimmer nutzen, das sich gleich neben meiner Wohnung befand.
Das Badezimmer war größer als meine ganze Wohnung, hatte eine Dusche, die umsonst war und eine große Badewanne, die einen Münzautomaten dranhatte, in den man fünfzig Pence einwerfen musste, wenn man baden wollte. Ich duschte jeden Morgen, weil mir das zu viel Aktion war, denn man musste dann erst noch warten, bis der Boiler heiß geworden war.
„Hast du vielleicht noch Fünfzig-P Stücke? Ich dachte, ich hätte noch welche, aber ich hab überhaupt kein Kleingeld mehr und hab mich jetzt schon ausgezogen.“
„Keine Ahnung, ich schau mal“, gab ich zurück und, da sie leicht fröstelnd im kühlen Flur stand, „komm doch rein.“
Ich wühlte in meinem Portemonnaie und fand tatsächlich zwei Stücke, die ich ihr in die Hand drückte.
„Kriegst du nachher wieder. Hm, dein Zimmer ist ja echt klein, aber gemütlich. Ich bin Helen, nebenbei. Ich wohne in der Etage unter dir.“
„Wir haben uns ja wohl auf der Treppe das eine oder andere Mal gesehen. Ich bin Tom.“
Fasziniert sah ich, wie sie sich auf meinem großen Chefsessel vor meinem Schreibtisch niederließ und mit dem Drehmechanismus spielte. Sie hatte braune Dreadlocks, die sie hinten zusammengebunden hatte. Das Handtuch reichte ihr im Sitzen gerade so über die Schenkel und darunter gab es eine verlockende Dunkelheit zu bestaunen.
„Cooler Stuhl. Du bist ein Computer-Freak?“
„Könnte man so sagen, ich programmiere im Moment, Datenbanken und so was.“
„Ich versteh davon nichts. Okay, ich schmeiß dann mal die Knete rein. Kann ich hier bei dir warten, bis das Wasser heiß wird? Wenn du nochmal pissen musst, geh übrigens jetzt, ich verbringe immer Ewigkeiten in der Wanne.“
„Danke für den Tipp, aber zur Not gibt es ja auf eurer Etage noch ein Klo. Natürlich kannst du hier warten. Willst du einen Tee?“
„Gern. Bin gleich wieder da.“
Sie rumorte im Badezimmer rum, während ich den Tee zubereitete, lief dann aber anstatt zurückzukehren die Treppe runter. Wenig später kam sie zurück, mit einer kleinen Plastiktüte voll Grass in der Hand.
„Einen rauchen?“
Eigentlich hatte ich noch an einem Tutorial, beziehungsweise den Programmieraufgaben darin arbeiten wollen, aber die Aussicht, mit einer halbnackten Frau einen Spliff zu teilen, war einfach zu verlockend. Wir setzten uns auf mein Bett. Ich hatte große Schwierigkeiten ein Gentleman zu sein, denn so, wie sie dort saß, konnte ich recht eindeutig dunkles Schamhaar unter dem in ihrer Schneidersitzstellung nur noch als Makulatur nutzbringenden Handtuch ausmachen. Hoppala. Das grenzte ja an Tierquälerei. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich sie mit einem männlichen Begleiter gesehen hatte.
„Wohnst du alleine?“ versuchte ich dies zu klären.
„Nein, mit Lennard, meinem amerikanischen Freund. Er studiert Wirtschaft und ist noch an der Uni im Moment. Warum?“
„Nur so.“
„Lennard ist echt locker. Wir müssen mal was zusammen unternehmen. Eigentlich eine Schande, dass man hier immer aneinander vorbeiläuft, ohne sich kennenzulernen, findest du nicht?“
Nun, nach all der WG-Erfahrung war mir das eigentlich eher recht gewesen. Die Tatsache, dass ich für einen Moment sogar eine Vollansicht ihrer von reichlich Schamhaar umrahmten Pussy bekam, als sie sich zurücklehnte, nachdem sie mir den Spliff zum Anrauchen gereicht hatte, ließ mich allerdings zustimmen. War sie sich nicht bewusst, dass sie da eine Peep-Show lieferte? Und das alles für ein Pfund. Sagenhaft.
„Ja, hast schon recht. Ich kenn hier gar keinen im Haus, hier oben sind ja auch nur meine Wohnung und das Bad.“
Sie hörte schon gar nicht mehr richtig hin, da sie meine neben dem Bett befindliche Platten- und CD-Sammlung unter die Lupe nahm.
„Trance … cool. Kennst du Return to the Source?”
“Klar. Bis vor kurzem war ich dort auch regelmäßig. Ein Freund von mir organisiert meist den Chill-Out Raum.“
„Ja, ist total geil, findest du nicht?“
Ich reichte ihr den Spliff, den sie in ihren Mund steckte, während sie eine Drehung auf dem Bett vollführte, um besser an den drehbaren CD-Ständer zu kommen. Teufel auch. Jetzt präsentierte sie mir ihren knackigen Hintern in dieser Stellung. Mein Ständer war nicht drehbar, aber nicht weniger offensichtlich, da ich eine bequeme Jogginghose trug.
„Ich muss dir mal ein paar leere Tapes hochgeben, damit du mir was aufnehmen kannst. Geile Mucke hast du da.“
„Gern.“
Sie beendete ihre Folter-Live-Show und setzte sich nun mit übergeschlagenen Beinen an meine Wand. Ihr Blick fiel auf die überdeutliche Beule in meiner Hose. Sie grinste anzüglich, aber enthielt sich eines Kommentars und reichte mir stattdessen den Spliff.
„Das Wasser müsste jetzt eigentlich heiß sein. Willst du mit mir baden? Ich hab beide Münzen eingeworfen, das reicht für uns beide.“
„Und Lennard?“
„Lennard ist voll locker. Wir sehen es beide nicht so eng. Schließlich sind wir keine Spießer.“
Aha. Gut zu wissen, aber irgendetwas sträubte sich trotzdem weiter in mir.
„Manchmal laden wir auch Leute zu uns ein.“
Oh? Sieh an. Ich grinste ein wenig verunglückt, auch, weil sie in diesem Moment mit ihrem Fuß über meinen Schwellkörper fuhr, der seinem Namen alle Ehre machte.
„Magst du auch Männer? Lennard ist bi. Ich finde es voll geil, wenn er vor meinen Augen in den Arsch gefickt wird.“
„Hm … na ja, ich hatte die eine oder andere Begegnung dieser Art … aber bislang nur oral … ehm … neugierig bin ich aber schon …“
„Na, dann komm doch heute Abend runter. Wir kochen was Schönes und dann ficken wir. Du bist ziemlich genau Lennards Typ. Er würde sich bestimmt freuen.“
Die Selbstverständlichkeit, mit der sie all das vorbrachte, war entwaffnend. Ich reichte ihr den Spliff.
„Hm … ich weiß nicht … es klingt schon interessant, aber ob ich das so ohne weiteres bringen würde …“
„Dann einigen wir uns auf ein Abendessen und schauen einfach, womit du dich danach wohlfühlst. Sorry, ich bring dich total aus dem Konzept, nicht wahr? Ich weiß auch nicht, warum … normalerweise mache ich Nachbarn nicht so an, falls du das jetzt denkst. Ich gefalle dir doch aber, nicht wahr?“
„Ehm, ja, klar. Und … ich nehme die Einladung zum Essen auch gerne an … was das Baden angeht … ich muss noch einiges für die Arbeit tun … ich kann mir zwar meine Stunden einteilen, aber die letzten zwei Stunden haben ein paar IT-Leute hier meinen Rechner eingerichtet und so.“
„Verstehe. Sorry, ich wollte dich nicht von der Arbeit abhalten. Vielleicht solltest du dir schnell einen runterholen, damit du’s aus dem System kriegst … ich kann auch gern dabei helfen …“
Das klang zwar himmlisch, aber ich war viel zu überfahren von der Entwicklung der, wie mir ein Blick auf die Uhr verdeutlichte, letzten zwanzig Minuten.
„Hm, ja … der kommt auch schon wieder runter. Du bist bildhübsch nebenbei und danke für das Angebot. Aber im Moment …“
„Versteh schon. Sorry, ich bin manchmal so impulsiv. Auch und gerade, wenn es um Sex geht. Aber du kommst heute Abend zu uns? Sagen wir um acht? Wir sind beide Vegetarier, also wird es kein Fleisch geben.“
Sie unterbrach kurz und lächelte verführerisch.
„Zumindest nicht zum Essen … aber vielleicht als Dessert.“
„Ich bin auch Vegetarier. Das klingt sehr gut. Und glaub mal nicht, dass es mir leicht fällt, hier auf vernünftig zu machen. Okay, ich werde kommen. Soll ich vielleicht eine Flasche Wein oder ein paar Biere mitbringen?“
„Beides wär okay.“
Sie drückte den Spliff aus und rappelte sich auf.
„Unsere Wohnung ist die am Ende des Ganges. Acht Uhr. Ich kann es kaum erwarten.“
Sie stand schon an meiner Wohnungstür und strahlte mich an. Dann löste sie mit einem kurzen Zug ihr Badetuch und stand nackt vor mir.
„Kleine Vorschau auf kommende Attraktionen …“, meinte sie erklärend und badete in meinen bewundernden Blicken. Sie hatte kleine Brüste und ein etwas breiteres Becken, aber kein Gramm Fett zu viel am ganzen Körper. Fast war ich geneigt, meine vorherige Entscheidung zu kippen und doch mit ihr im Wasser zu planschen.
„Wow. Du siehst fantastisch aus.“
„Ich weiß. Und ich bin auch richtig gut im Bett. Freu dich drauf. Zeigst du mir jetzt auch deinen Schwanz? Dann hab ich was vor Augen, wenn ich mir gleich beim Baden an meiner Fotze spiele.“
Alter Verwalter. Ihre ganze Art hatte etwas Mitreißendes, Unwiderstehliches. Ich konnte gar nicht anders, als ihr den Gefallen zu tun und ihr meinen aufgrund ihrer Vorstellung in voller Pracht befindlichen Mannesstolz zu präsentieren.
„Oh … das ist ein klasse Teil … danke Nachbar … bis später dann.“
Sprach’s und verschwand, mich in einem Zustand angenehmer Verwirrung und Erregung zurücklassend. Für einen Moment war ich auch versucht, mir in Handarbeit Erleichterung zu verschaffen, aber trotz der längeren Flaute, die ich erlebt hatte, wollte ich mir mein Pulver für den Abend aufheben.
Ich setzte mich vor den Computer und starrte auf meine Aufgabe, aber mit der Konzentration war es nicht mehr so weit her. Auch und insbesondere, weil ich Helen aus dem Bad stöhnen hörte. Was für eine abgefahrene Frau. Ich versuchte, mich an Lennard zu erinnern, aber ich hatte ehrlich gesagt bei unseren kurzen Begegnungen im Treppenhaus nicht so genau hingeschaut. Der Gedanke daran, einen vollen Dreier zu erleben, war schon reizvoll. Ich war mir trotzdem nicht sicher, ob ich es bringen würde. Helen zu widerstehen würde ich allerdings auf keinen Fall hinkriegen, so viel war schon klar.
Ich ging auch davon aus, dass die Beiden es verstehen würden, wenn ich nicht alles mitmachte. Ich weiß nicht wie, aber nachdem ich Helen fast eine dreiviertel Stunde später das Bad verlassen hörte, schaffte ich es tatsächlich auch wieder, mich zunächst auf die Arbeit zu konzentrieren. Gegen sechs hatte ich davon aber genug und ging stattdessen zur Off-Licence, um Bier und Wein zu besorgen.
Und zwei Schachteln Zigaretten. Bis zu diesem Tag hatte ich mich auf drei bis vier pro Tag runter dosiert gehabt, auch wegen des Yogas. Nun rauchte ich schon die Zehnte des Tages. Danach saß ich bald zehn Minuten auf dem Pott, um für wirklich alle Optionen des Abends vorbereitet zu sein und sprang dann noch unter die Dusche, während ich eine meiner Goa-Trance CDs als kleines Mitbringsel auf der Stereoanlage für die Beiden kopierte.
Schon recht nervös und aufgeregt klopfte ich um Punkt Acht an ihrer Tür. Lennard öffnete sie mir. Wir grinsten uns erst einmal an. Er sah wirklich gut aus, braungebrannt, wirres, ein wenig wie ein Vogelnest wirkendes braunes Haar, Dreitagebart. Ihre Wohnung war auch klein, aber deutlich größer als meine. Genau wie ich hatten sie einen großen Futon, der einiges an Platz wegnahm. An den Wänden hingen indische Tücher und zum Teil sehr witzige Poster. Auch sie hatten ihre Küchenzeile im Zimmer, an der Helen gerade noch Gemüse schnippelte. Sie lächelte mich entschuldigend an.
„Sorry, ich hab die Zeit verpasst, aber wir wollten Pasta machen, das dauert eh nicht so lange.“
„Kein Problem, soll ich beim Schneiden helfen?“
„Nö, lass mal. Ihr zwei könnt ja mal einen bauen und euch erst richtig beschnuppern.“
Ich ließ mich auf einem Bean-Bag nieder und reichte Lennard meine Mitbringsel. Er las freudig das Label auf dem Tape und warf es gleich in seinen Ghetto-Blaster ein, der einen erstaunlich guten Sound hatte. Helen schnitt das Gemüse und wackelte dazu im Takt der Musik.
„Ich will jetzt braten, Lenny, machst du den Rauchalarm aus?“
Aha, also hatten sie dasselbe Problem wie ich. Wir hatten ein Rauchalarm-System, das deutlich zu sensibel reagierte. Dabei musste man nicht einmal etwas anbrennen oder so, meist reichte einfacher Brat-Duft, um das infernalische Teil zum Anschlagen zu bringen. Lennard kletterte auf einen kleinen Hocker und stand sehr wacklig im Raum.
„Tom, bist du so lieb und stützt ihn, damit er nicht auf die Fresse fällt? Ich bin hier zu beschäftigt“, vermeldete seine Freundin.
Ich stellte mich dazu und fasste ihm etwas scheu um die Beine. Sein Unterleib war knapp unter meinem Gesicht, während er sich an dem Plastikgehäuse des Rauchmelders zu schaffen machte. Er trug eine weite Buddhahose. Die bis dahin noch unklare Frage, ob er mich so interessant fand wie seine Freundin, wurde von seinem sichtbar schwellenden Gerät beantwortet. Schau an. Auch an mir ging seine Erregung nicht spurlos vorbei. Wir grinsten uns beide an, als er schließlich sein Werk vollendet hatte und wieder runter kletterte.
Also gut. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher gewesen, ob ich mich auf die Geschichte voll einlasse. Jetzt konnte ich es kaum erwarten. Statt mich wieder auf dem Bean-Bag niederzulassen, setzte ich mich nun auch zu ihm aufs Bett. Helen lächelte fein, als sie bemerkte, dass wir uns gerade näherkamen, derweil sie ihr angenehm duftendes Kochwerk vollendete.
Lennard zeigte mir Bilder aus Indien, wo die Beiden in den Semesterferien für fast zwei Monate herumgereist waren. Er rückte mir ziemlich dicht auf die Pelle und stützte sich manchmal auch auf meinem Oberschenkel ab. Trotz der kühlen Frühlingsluft, die durch das weit geöffnete Fenster drang, wurde mir langsam richtig warm. Zwischen den Bildern von Saddhus und Tempeln waren auch ein paar, die sie im Hotel geschossen hatten, Nacktbilder heißt das.
Auch bei mir bildete sich langsam eine Beule in der Hose.
„Okay, fertig. Ich lass das Fenster noch ein paar Minuten auf, damit der Kochdunst abzieht. Ich packe gleich alles auf den Teller, aber es ist noch genug da, um Nachschlag zu holen, okay?“
Sie reichte uns jeweils einen Teller, der brechend voll war und setzte sich zu uns, dabei nahmen sie mich in die Mitte. Die Pasta schmeckte sehr gut, nicht unbedingt authentisch italienisch, aber schon interessant. Wir unterhielten uns über Indien, Musik und Partys, während wir die Riesenportionen niederkämpften. Ich lehnte ab, als ich noch einen Nachschlag angeboten bekam.
Lennard drehte eine ziemlich große Tüte, rauchte an und reichte sie dann Helen, praktisch über meinen Schoß hinweg, auf den er dann die nun freie Hand sinken ließ. Diese blieb dort nicht lange inaktiv, sondern strich über meine Oberschenkel und bewegte sich dann langsam genug, um mir Zeit zur Intervention zu geben, auf meinen von dieser Behandlung recht angetanen Dödel zu. Helen betrachtete sich das ganze mit einem gespannten Grinsen und gab mir die Tüte weiter.
Da ich keinerlei negative Reaktion auf seine Stimulationsversuche zeigte, machte Lennard munter weiter, rieb an meinem schwellenden Schwengel, ergriff meine linke Hand und legte sie auf sein ebenfalls hart werdendes Pendent. Damit Helen nicht außen vor blieb, streichelte ich mit meiner freien rechten Hand ihre Schenkel. Nachdem sie die Tüte wieder in Empfang genommen und an mich weitergereicht hatte, sprang sie auf, um das Fenster zu schließen und den Gasofen anzumachen.
„Zeit fürs Dessert“, meinte sie lächelnd und zog sich langsam aus. Ich gab Lennard die fast aufgerauchte Tüte und folgte ihrem Beispiel. Sie drehte das Tape um und kehrte aufs Bett zurück, schlang ihre Arme um meinen Hals und küsste mich leidenschaftlich, während auch Lennard sich seiner Kleidung entledigte. Wir sanken rückwärts aufs Bett. Helen gab mich frei und Lennard übernahm ihren Part in der Küsserei, was sich zunächst etwas ungewohnt anfühlte, weil ich seine Bartstoppeln auf meinem Gesicht bemerkte. Küssen konnte er aber richtig gut.
Helen blieb derweil nicht untätig und wanderte küssend und leckend über meinen Oberkörper nach unten, bis sie dort ankam, wo ihre Ankunft schon heiß und hart ersehnt wurde. Ich stöhnte begeistert, als sich ihre Lippen um meinen Schwanz schlossen. Lennard löste sich von mir und sah sich das Ganze für einen Moment an, um dann im Bett weiter nach oben zu kriechen, bis er mir seinen Pimmel in voller Pracht zur Verköstigung anbot. Er war beschnitten, deutlich kleiner als meiner, aber recht dick.
Ich zögerte nicht lange und gewährte ihm Einlass in meinen Mund, während ich die gelassenen Blasversuche seiner Freundin genoss, emulierte ihre eher ruhige Herangehensweise, saugte und leckte seine recht große Eichel mit leichter Handunterstützung. Er brummte zufrieden, zog dann aber nach kurzer Zeit aus meinem Mund ab und begab sich zu seiner Freundin, um diese bei ihrem Tun zu unterstützen.
Helen war durchaus zum Teilen bereit und bot ihm meinen Schwanz zur Verköstigung an. Ein Angebot, dass er sofort annahm. Man merkte überdeutlich, dass dies nicht sein erstes Mal war, denn er ging wirklich geschickt zur Sache. Ich kam jedenfalls richtig auf Touren, wozu auch die Optik so einiges beitrug, denn zu sehen, wie mein bestes Stück abwechselnd und auch gemeinsam von dem Pärchen nach allen Regeln der Kunst verwöhnt wurde, machte mich richtig geil.
Das ging wohl nicht nur mir so, denn Helen schien zu meinen, dass eine Person an meiner Südfront durchaus ausreichend wäre und krabbelte an mir hoch, leckte kurz meine Brustwarzen, um sich dann aber hockend mit ihrer bislang in unserem Spiel noch nicht einbezogenen Pussy über meinem Gesicht zu platzieren.
Die leichte Ablenkung kam mir gerade recht, denn Lennards Blaserei war so gut, dass ich ansonsten wahrscheinlich richtig schnell gekommen wär. Ich konzentrierte mich also auf Helens rosiges Schatzkämmerlein, dass ich mit beiden Händen offenhielt, auch und gerade um ihr recht langes und ungestutztes Schamhaar in Schach zu halten, während ihr Freund hingebungsvoll an meinen Eiern saugte. Helen stöhnte leise vor sich hin, als ich ihren süßen kleinen Kitzler mit schnellen Züngelbewegungen auf Betriebstemperatur hielt. Ihr Freund benutzte nun seine Hände und obwohl ich dies aufgrund des alles verdeckenden weiblichen Horizontes vor meinen Augen nicht sehen konnte, merkte ich schon, dass er mich mit irgendetwas einschmierte.
Auch seine Finger unterzog er wohl dieser Prozedur, denn zwei davon drangen recht mühelos in meinem Poloch ein und bereiteten mich zielsicher auf folgende Attraktionen vor. Zunächst aber schien er mehr um eine Füllung seines eigenen besorgt, denn dort führte er meinen glitschigen Günther schnell und problemlos ein. Das bekam auch Helen mit, die ja schon einmal geäußert hatte, dass sie von diesem Schauspiel ganz besonders angetan war. Offenbar war dies so sehr der Fall, dass sie sich genötigt sah, ihr eigenes Verwöhntwerden zurückzustellen und sich näher an den Ort des sie interessierenden Geschehens zu begeben.
Auf jeden Fall verschwand ihre haarige Pussy aus meinem Blick- und Zungenfeld und gab den Blick auf den Rücken und Po ihres Freundes frei, der sich mit langsamen, von ächzendem Stöhnen begleiteten Bewegungen, auf meinem harten Zauberstab absenkte. Vielleicht bildete ich mir dass ja auch nur ein, aber irgendwie fühlte sich das Arschficken doch etwas anders an, als bei einer Frau. Geil war es allemal. Lennard kriegte zusätzlich nicht nur die optische Unterstützung seiner Freundin, sie stellte ihm auch freundlicherweise ihren Mund zur Verfügung, was seine Stöhnerei doch deutlich verschärfte.
Das hätte aber auch daran liegen können, dass er nun heftiger auf meinem Pfosten rotierte, immer wieder verlangsamend und Päuschen einlegend, um dann mit leicht höherem Tempo wieder fortzufahren. Ich fand trotzdem, dass ich doch auch einmal ein wenig Energie einbringen sollte und stieß von unten in einer Phase, wo er versuchte, sich ein wenig auszuruhen, mal ein wenig engagierter zu. Das schien ihn nachhaltig zu beeindrucken, denn er hielt nun den Zeitpunkt für einen Stellungswechsel für gekommen.
Er baute sich in Hündchenstellung auf, seine Freundin legte sich lang unter ihn und ließ sich von mir ein Kissen reichen, das sie einmal gefaltet unter ihrem Kopf platzierte, um ihn so in Ruhe blasen zu können. Ich wartete, bis sie die optimale Position gefunden hatte und befüllte hernach wiederrum sein kurzzeitig verwaistes Loch. So nett sich die langsamere Gangart zuvor auch angefühlt hatte, mir war mehr danach, ihn richtig durchzuziehen, also ließ ich mein Becken ordentlich fliegen.
„Oh … ja … fuck … geil …“, waren die ersten Worte, die seit Beginn unseres Spiels fielen, vorerst auch die letzten, da er jetzt röhrte wie ein Hirsch. Das hing wohl auch damit zusammen, dass Helen unter uns im Gleichklang härter an seinem Dödel saugte und diese duale Stimulation dann doch erstaunlich schnell zu dem unvermeidlichen Ergebnis führte. Ich spürte deutlich das Verkrampfen seines Schließmuskels, als er seiner Geliebten den Mund mit der physischen Manifestation seiner Erlösung füllte und hielt kurz an, damit er dies in vollen Zügen genießen konnte.
Zu meiner Überraschung hatte er aber wohl eine längere Pause im Sinn, denn er wich nach vorne aus und ließ mein hochaufragendes Prunkstück unverrichteter Dinge allein. Helen schien darauf aber nur gewartet zu haben, denn sie robbte nun ebenfalls unter meinen Schenkeln durch und kam an meiner Front hoch. Sie hatte die Gabe ihres Freundes noch nicht geschluckt, wie ich bei dem nun anschließenden Kuss feststellte, der dementsprechend schleimig, aber geil war. Das war die gute Dame auch, denn sofort ging ihre rechte Hand an meinen vereinsamten Schwengel und sorgte dafür, dass sich an seinem Format zunächst nichts änderte. Ich tat es ihr gleich und rieb wild an ihrer heißen Mu.
Lennard schien sich nun zunächst mit einer Zuschauerrolle begnügen zu wollen, denn er zündete sich eine Zigarette an und beobachtete den Fortgang unseres Spiels aus einiger Entfernung. Etwas überrascht nahm ich zur Kenntnis, dass auch Helen keine Bedenken hatte, meinen Schwanz trotz seines vorherigen Aufenthaltsortes und des nun etwas klebrigen Gleitmittels in den Mund zu nehmen. Erst dachte ich, sie wollte mich auch absaugen, aber nach kurzer Blaserei ließ sie das sein und ließ sich stattdessen auf den Rücken sinken, wobei ihr Kopf über den Futon hinaus geriet und auf dem Fußboden ruhte.
Sie spreizte ihre Beine weit genug, um auch dem dümmsten Bauern klar zu machen, welches Feld nun gepflügt und bestellt werden sollte und ich sah keinerlei Veranlassung, ihr dieses zu versagen. Nun war es an ihr, heftig zu stöhnen, weil ich sie gleich von Anfang an richtig hernahm, mit emphatischen und schnellen Beckenbewegungen hart und tief in sie eindrang, was sie auch noch unterstützte, indem sie ihre Beine selbst an den Kniekehlen anfasste und zurückbog. Das schien auch optisch sehr ansprechend zu sein, denn Lennard vergaß vor Faszination an seiner Zigarette zu ziehen, die in seiner rechten Hand verqualmte, während er mit seiner linken an seinem wiedererwachenden Mannesstolz rupfte.
In unsere Lustlaute hinein kam prompt nach kurzer Zeit ein Schmerzlaut, als sich die Hitze der verglühenden Zigarette zwischen seinen Fingern bemerkbar machte, bis er diese fluchend entsorgte. Ich wurde aber langsam viel zu geil und weggetreten, um noch weiter auf ihn zu achten, denn die Fickerei mit seiner Freundin machte mächtig viel Spaß. Ihr nicht nur Spaß, denn sie kam nun mit verzerrtem Gesicht und einem brünstigen Schrei. Speichelfäden hingen an ihren Mundwinkeln, die wild zuckten, als ich mit ungebrochenem Elan weiter fickte.
Lennard hatte meine Abgelenktheit dazu benutzt, sich hinter mir zu positionieren. Erneut drangen zwei seiner Finger in meinen After ein. Ich hielt kurz inne, denn natürlich wurde mir sofort klar, was er da vorhatte. Und ehrlich gesagt, ich konnte es kaum erwarten, nun wirklich zum ersten Mal einen echten Schwanz als Gast in meinem hinteren Garten begrüßen zu können. Dieser ließ in der Tat nicht lange auf sich warten.
Besonders hart war er nicht, aber steif genug, um sich interessant anzufühlen. Es dauerte eine Weile, bis wir einen gemeinsamen Rhythmus gefunden hatten. Ich war gerade dabei, richtig abzugehen, als er völlig unerwartet abzog und mich wieder gänzlich seiner Freundin anvertraute. Überrascht folgte ich mit einem Seitblick seinem Tun, sah, wie er aufstand und an ihrem Bücherregal herummachte. Verblüfft sah ich, wie er eine Kamera hervorzog und eine Kassette wechselte.
Was zum Teufel? Ich hielt sofort an.
„Hey, was wird das denn?“
Auch Helen schien aus ihrem tranceähnlichen Zustand zu erwachen und folgte meinem Blick. Sie seufzte.
„Wir waren uns nicht sicher, ob das okay für dich wäre. Ist doch aber geil, oder? Wir machen dir auch eine Kopie.“
„Was? Ihr tickt doch wohl nicht mehr ganz richtig.“
Ich weiß nicht genau, warum ich so ausrastete. Ich stand richtig unter Schock. Auf jeden Fall ließ ich Muschi Muschi sein und rappelte mich auf und bewegte mich auf den von der Entwicklung sichtlich unangenehm berührten Lennard zu.
„Das Tape. Gib mir sofort das gottverdammte Tape. Hast du hier noch mehr Kameras aufgebaut, du Arschloch?“
Er schien mit meiner Aggression nicht gut umgehen zu können, denn er wirkte richtig verängstigt und reichte mir auch folgsam das Tape, das er gerade aus der Kamera entfernt hatte.
„Nein, nur diese Kamera … sorry, wir hätten es dir doch vorher sagen sollen …“
„Ja, verdammt, das hättet ihr.“
„Mach doch nicht so ‘nen Aufstand, was ist denn dabei?“ meldete sich Helen zu Wort.
Ich würdigte sie keines Blickes mehr, schnappte meine Klamotten und zog mich wortlos an. Lennard stand hilflos vor dem Regal, während seine Freundin nun versuchte, die Situation zu retten.
„Echt, Tom, das ist doch alles nicht so schlimm … mach doch nicht den schönen Abend kaputt. Okay, wir hätten vielleicht doch besser fragen sollen, aber so wild ist es doch wohl auch nicht, oder?“
„Nicht so wild? Du kannst froh sein, dass ich deinem Gockel hier nicht dafür die Fresse poliere. Ihr merkt doch echt keine Einschläge mehr.“
Ich stürmte nur mit meiner Hose bekleidet aus ihrer Wohnung und rauf in meine. Ich schimpfte noch Minuten vor mich hin, zog mich vollständig an und marschierte immer noch total geladen zur nächsten Off-Licence, um mir ein paar Biere zu besorgen. Ich war richtig bedient, von den beiden, der ganzen Aktion, aber auch von mir selbst. Verfluchter Sex, der mich immer wieder in Situationen manövrierte, aus denen ich wie ein Idiot hervorging. Ich hatte den Kanal richtig voll. Und beschloss feierlich, dem schnellen, von allem Gefühl losgelösten Sex nun endgültig ade zu sagen.
Das Tape zerstörte ich noch am selben Abend, riss das Band heraus und schmiss es in meine Mülltonne. Zwei Biere später gelang es mir dann trotz immer noch aufgewühlten Bewusstseins einzuschlafen.
***
Ich würdigte die beiden bei späteren Begegnungen im Treppenhaus keines Blickes mehr. Überhaupt isolierte ich mich im Folgenden von allem und jedem, nur bei der Arbeit, wo ich fallweise auch mal auflaufen musste, und beim Yoga traf ich noch auf Menschen. Ansonsten saß ich in meinem stillen Kämmerlein, programmierte und ließ nebenbei den Fernseher laufen, wurde dabei Cricket-Fan, wenn ich nicht irgendwelche amerikanischen Comedys laufen ließ, bei denen man nicht ständig hingucken musste.
Zum Teil kriegte ich nicht einmal mehr mit, wie lange ich arbeitete, das Programm und die Problemchen, die ich ausbügeln musste, nahmen mich völlig gefangen. Ich lernte die Programmiersprache ja erst durch diese Aktion und vieles löste ich doch noch sehr umständlich. Verblüfft bemerkte ich ein ums andere Mal, dass es schon wieder hell geworden war und als mich ein besonders hartnäckiges Problem ärgerte, programmierte ich tatsächlich ohne es großartig zu merken sechsunddreißig Stunden durch. Danach verschlief ich einen kompletten Tag.
Stan besuchte mich und ich führte ihm mit einigem Stolz die ersten funktionierenden Module meines Programmes vor. Er wurde auch der einzige, der von meiner Geschichte mit den Nachbarn erfuhr. Auch er schien nicht so ganz nachvollziehen zu können, warum mich das so aufgeregt hatte. Wirklich erklären konnte ich es ihm nicht.
Er hatte interessante Neuigkeiten. Gianna hatte seit einiger Zeit einen festen Freund und lebte mit diesem auch zusammen. Sie war schwanger, schon im sechsten Monat. Da hatte mir Sara, die das ja sicher auch wissen musste, kein Wort von erzählt gehabt. Ihr Freund fand die Idee, Vater zu werden, nicht so toll und es kriselte wohl mächtig.
Er nannte mir auch den Namen und woher ich ihn eigentlich kennen müsste, aber ich konnte mich nicht an ihn erinnern. Ich hoffte nur für sie, dass sie nicht allein gelassen würde, denn das ganze musste für sie eine Drehung um 180 Grad bedeuten. Dem Vernehmen nach schlug sie sich soweit aber sehr gut.
Verblüfft ging Stan wenig später, als ich sein Angebot, einen zu bauen, ablehnte. Ich machte unter anderem die Drogen für meine impulsiven Handlungen, die mich immer wieder in Schwierigkeiten und Mini-Krisen beförderten, verantwortlich und brauchte nun Klarheit mehr als alles andere. Nicht nur wegen dem Programmieren, ich arbeite auch sehr hart an der Vorbereitung für die Vorlesungen, sowie für meinen Yoga-Lehrer-Schein.
Während der gesamten Sommermonate und am Anfang des Herbstes war dies mein Leben. Arbeit, noch mehr Arbeit und zum Relaxen Körperarbeit, also Yoga. Die einzige Ausnahme, die ich mir gönnte, waren die Whoop Whoops. Ich baggerte dort keine Frauen an, ich hielt mich sogar mit dem Body-Dancing zurück, stattdessen haute ich mir zwei bis vier Pillen rein und schwebte für den Rest der Nacht unter der Decke.
Ich bestand meine Lehrerprüfung und hatte mein erstes Vorlesungswochenende, zwei Tage zu je vier Stunden, das Ganze vier Wochenenden hintereinander. Die erste Vorlesung war komisch, ich hatte Schwierigkeiten, in die mit vierzig Studenten überschaubare Menge zu schauen, las viel von meinem Skript ab und gestaltete die Geschichte außerdem wahrscheinlich sterbenslangweilig. Erst in der zweiten Session des Tages ließ ich Fragen zu und schon wurde die Geschichte für alle Beteiligten spannender.
Am Sonntag war die Vorlesung bereits deutlich lebhafter und ich suchte mehr den Dialog, um Sachen nahezubringen. Prompt hatte ich nach Vorlesungsschluss eine ganze Schar von Studenten um mich, die mich auf ein Bier einluden. Ich sagte zu und es wurde eine lustige Runde, in der ich am Ende Rombach vorstellte, als Weiterentwicklung Heideggers sozusagen. Ich hatte große Schwierigkeiten seine sprachliche Präzision auch nur annähernd in die fremde Sprache zu übertragen, aber ich denke das Meiste kam an.
Das nächste Wochenende war dann schon Routine. Ich wurde bei der Arbeit durch die Erkrankung zweier Kollegen vom Programmieren erst einmal wieder abgezogen und in die normalen Verwaltungstätigkeiten und den Telefondienst zurückbeordert. Natürlich machte ich zuhause nichtsdestotrotz weiter. Auch um das zu unterbinden, weil ich eine Art Entspannung brauchte, kaufte ich mir einen Mixer und zwei DJ CD-Spieler.
Schließlich hatte ich mir, seitdem ich gutbezahlte Jobs hatte, eine stattliche CD-Sammlung zusammengekauft, die ich nun auch noch gezielt erweiterte. Mixen ist gar nicht so einfach. Mit den CD-Spielern war es auch ganz schwer, ein Gefühl für die Geschichte zu entwickeln. Also folgten wenig später ein größerer Mixer und zwei Plattenspieler dazu. Recht einfache Dinger, um zu üben und es richtig zu lernen, bevor ich mehr Geld investierte.
So ganz ohne Platten sind diese natürlich auch nur die halbe Freude, also hatte mein lokaler Plattenladen einen neuen Lieblingskunden, der richtig befüttert auch schon mal mit Platten für fünfhundert Pfund den Laden verließ, weil er sich nicht entscheiden konnte. Das Vinyl hatte es mir angetan. Die direkte Möglichkeit der Manipulation, zur Not noch mal die Geschwindigkeit mit der Hand nachjustieren, alles, was mit den CDs nicht gegangen war, weil man nur Knöpfchen bediente, zumindest bei den Modellen, die ich da zu stehen hatte.
Eigene Stücke komponierte ich zunächst nicht mehr. Aber auch das Mixen ist eine Form des Musizierens. Es ist Handwerk, Intuition, das Gefühl für das Zusammenfließen, das Sich-Ergänzen, mit der Musik eine Geschichte erzählen. Den Zuhörer auf eine Reise zu entführen. Ich kaufte Platten bald nicht mehr wahllos, sondern suchte ganz gezielt nach logischen Ergänzungen, entwickelte mein Set ständig neu. Da ich technisch noch nicht so gut war, übte ich stundenlang immer wieder dieselben Mixe, bis ich sie perfekt beherrschte.
Auf einer Party von Stans Freunden Dennis und Annie legte ich zum ersten Mal vor Zuhörern auf. Ich war schrecklich nervös und verseppelte den einen oder anderen Mix, aber im Großen und Ganzen war ich zufrieden mit mir und der Welt. Sara gratulierte mir zu meiner Vorstellung und zeigte mir Adriana, die Dame die sie nach einer Party mal nachhaltig beeindruckt hatte, weil sie sich ohne Unterwäsche allen Anwesenden präsentiert hatte. Also, um Aufmerksamkeit oder Männer an sich zu ziehen, brauchte sie das mit Sicherheit nicht.
Adriana hatte eine wilde blonde Mähne, war für den Winter erschreckend braungebrannt und hatte eine so erotische Ausstrahlung, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Und dabei hatte ich Chris erlebt. Hoppla. Sie setzte sich prompt neben mich auf das Sofa, auf dem ich am relaxen war. Irgendwie kam mir die Assoziation einer Raubkatze, wie sie sich da hinflezte. Nun, da mein Arbeits- und Konzentrationsteil erledigt war, hatte ich gerade eine Pille eingeschmissen, aber ich merkte noch nichts.
„Schade, ich hab das Meiste von deinem Set verpasst, aber was ich gehört hab, hat mir gut gefallen. Ich bin Adriana.“
„Ich weiß. Sara hat mir von dir erzählt. Und Gianna.“
„Ach, du kennst Sara? Und Stan dann bestimmt auch?“
„Ja, wir sind eng befreundet. Hast du gehört, dass Gianna schwanger ist?“
„Sie war vorgestern bei mir. Sie hat ein ganz hübsches Bäuchlein. Sie hat sich von diesem Schwachkopf von einem Freund nun getrennt und will es alleine durchziehen. Sie ist eine starke Frau und wird das schon packen.“
„Das glaube ich auch. Ich bin Tom. Warst du gerade in Italien, oder warum bist du so braungebrannt?“
„Indien. Ich war gerade vier Monate in Indien. Ich kaufe Schmuck und Tücher und Räucherkram und sowas an, kleine Statuen, Kunsthandwerk und verscherbel es hier für das zehnfache. Und ich kann dabei die meiste Zeit durch Indien reisen. Warst du schon mal da?“
„Nein, aber ich würde gerne gehen. Ich hab Yoga nach der Iyengar-Methode gelernt und der Guteste macht tatsächlich trotz seines hohen Alters immer noch Vorführungen. Würde ich mir schon mal gern ansehen.“
„Yoga. Also deshalb dieser erstaunliche Körper. Fahr hin. Geh rüber, aber nimm dir wenigstens ein halbes Jahr Zeit, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Es ist unglaublich anders.“
„Kann ich mir vorstellen.“
„Tanzt du mit mir? Ich mag dich.“
Das ging mir ähnlich. Sara sah sich das Ganze mit ziemlich finsterer Miene an, als wir beide uns gegenseitig demonstrierten, das wir unsere Körper richtig gut unter Kontrolle hatten und auf den anderen eingehen konnten. Ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, dass ich diese Nacht nicht alleine verbringen würde. Ein Traum, der schnell zerplatzte, als ein ebenfalls sehr braungebrannter Gentleman auftauchte und ihr etwas von einem nahenden Aufbruch erzählte.
„Mein Freund“, meinte sie entschuldigend.
„Das kann passieren“, gab ich vielsagend zurück.
„Wir hauen dann jetzt wohl ab. Warum kommst du nicht mal mit Stan rum zu meinem Haus? Jeremy übt jeden Mittwoch- und Freitagabend mit seiner Band. Wir drei wären ganz unter uns. Stan kann dir sicher berichten, wie lohnend das sein könnte. Was hältst du davon?“
„Viel. Zu viel? Sorry, meine Pille fährt grad ein. Aber sicher. Früher oder später schau ich mal rum. Aber mit Stan … Sara ist meine beste Freundin. Ich weiß, dass Stan kein Kind von Traurigkeit ist, aber so zum Mitwisser und –täter zu werden, ich weiß nicht …“
„Okay, ich hole mir jetzt meine Jacke und geb dir noch meine Nummer. Ruf mich an, okay?“
„Gern. Vergib mir, wenn ich das bald tue. Ich mag, wie deine Nähe sich anfühlt. So vielversprechend.“
„Genau das hab ich auch gedacht. Ich muss los, aber ich geb dir gleich noch die Nummer.“
Das tat sie dann auch. Sie küsste mich schnell auf den Mund und für einen wunderbaren Moment war ich in ihrem Duft und ihre Nähe eingehüllt. Oh mein Gott. Mir wurde grad ganz anders. Dann war sie verschwunden. Schade eigentlich. Sara setzte sich sofort auf ihren Platz.
„Adriana gefällt dir, nicht wahr?“
„Und wenn? Aber ja, und ich habe nicht mal ihre Muschi gesehen.“
„Tom, nicht so laut. Sie hat einen Freund, ich hoffe, das hat sie dir erzählt?“
„Natürlich. Also läuft alles auf eine Freundschaft hinaus, wie ich sie so liebe.“
„Ich trau der Frau nicht. Ich glaube, sie hat mal was mit Stan gehabt.“
Ich hielt die Vergangenheitsform da für sehr optimistisch. Aber das brauchte ich ihr ja schließlich nicht auf die Nase zu binden.
„Gut möglich.“
Stan setzte sich zu uns.
„Dein Set war richtig gut. Soll ich mal mit Robert reden? Spiel ein wenig mehr House und weniger Trance und du kannst beim Whoop Whoop das Eröffnungsset machen.“
„Ist er denn wieder draußen? Das wusste ich gar nicht. Aber ein Whoop Whoop? Das ist, glaube ich, noch eine Nummer zu groß. Wann ist denn das nächste?“
„In sechs Wochen. Da hast du doch genug Zeit, dein Set anzupassen.“
„Klingt verlockend. Aber ich bin ganz schön breit und wenn ich jetzt zusage, werde ich mich bestimmt hinterher tausendmal in den Hintern treten.“
„Nein, im Ernst, das war richtig gut. Ich leg selber auf, wie du weißt. Also weiß ich, wovon ich rede.“
„Und warum legst du nicht dort auf?“
„Kein Geld für Platten. Wenn man nicht so einen hübschen Nebenverdienst hat wie du, heißt es meist viele Gigs machen, um wenigstens die Kosten für die Platten wieder rein zu bekommen. Ich hab das viel zu lange gemacht. Das Whoop Whoop ist übrigens nicht so gut bezahlt.“
„Es wäre einfach eine Ehre, da spielen zu dürfen.“
„Das ist es. Ich sprech mit ihm.“
Auf dem Rest der Party war ich entsprechend aufgekratzt, bis wir am Ende Tequilas tranken, dann müde wurden und alle in der riesigen Wohnung der Beiden abdösten und schließlich auch einschliefen.
***
Bis Dienstag der nächsten Woche spielte ich noch mit dem Gedanken, Adriana anzurufen. Dann entschied ich mich dagegen. Ob sie es okay fand, ihren Freund zu betrügen, oder ob da mal wieder eine jener obskuren „offenen Beziehungen“ vorlag, war mir in diesem Moment egal. Es ging darum, was ich noch tun konnte und für mich vertretbar hielt.
Nun, da kein E mehr durch meinen Körper brauste und ich mich nicht mehr in ihrer berauschenden Nähe befand, hielt ich die Sache für keine gute Idee mehr. Ich verbrannte diesmal ihre Telefonnummer nicht, aber packte sie zwischen meinen ganzen Papierkram, wo ich vermutlich Schwierigkeiten gehabt hätte sie zu finden, wenn ich dies wirklich gewollt hätte.
Mit dem Gedanken, auf einem Whoop Whoop aufzutreten, freundete ich mich aber doch an. Die Party wurde einmal verschoben und fand schließlich am letzten Wochenende vor Weihnachten statt. Ich musste ein Tape meines Sets einreichen und Robert fand es okay, machte aber bei meiner beiliegenden Track-Liste durch vier der Stücke einen Strich. Vier der besten Stücke wohlgemerkt. Das hatte den einfachen Grund, dass sie von Leuten stammten, die dort selbst auftreten würden und diese Stücke mit großer Wahrscheinlichkeit selber in ihrem Set verwenden würden.
Ich baute also noch einmal um und war schon sehr nervös, als ich dann mit meiner eigens für diese Gelegenheit angeschafften Plattenkiste in den Osten Londons fuhr, wo die Party diesmal stattfinden sollte. Der Laden, in dem das ganze stieg, war ein Pub, aber ein ziemlich großer, mit einer ordentlich großen Tanzfläche und einem DJ-Pult, das in der Ecke hinter einer Art Tresen versteckt war. Wir hatten gleich beim Soundcheck derbe Probleme, weil die fette Anlage so hart an dem Holz des Pultes zupfte, dass einem die Platten sprangen.
In fieberhafter Eile probierten wir alles mögliche, was nicht von Erfolg gekrönt war, bis jemand auf die geniale Idee kam den Flightcase, also die große, schwere Kiste in der das Mixmischpult und die Decks transportiert worden waren, mit von einer nahen Baustelle „entliehenen“ Metallstreben von der Decke zu suspendieren. Zehn Minuten, bevor es eigentlich losgehen sollte, hatten wir es dann geschafft und die Bässe brachten die Tonabnehmer nicht mehr zum Hüpfen. Stan baute alles fürs Aufnehmen auf, denn er nahm die ganzen Partys auf DAT auf, um dann hinterher CDs davon zu brennen.
Ich kriegte von Robert noch zwei Lines Koks spendiert und dann war ich auch schon dran. Die ersten drei Mixe gelangen sauber und meine Anfangsnervosität legte sich. Die Tanzfläche füllte sich wie üblich langsam, aber stetig. Ein paar Mädels tanzten genau vor meiner Ecke, vielleicht Anfang zwanzig oder so; wie sie sich miteinander unterhielten, waren sie vermutlich befreundet. Ich baute mein Set langsam auf, mit einem eher ruhigeren Anfang, um dann nach der ersten Stunde richtig loszulegen. Nach einer halben Stunde kam eines der Mädel zu mir und brüllte etwas in meine Richtung, was ich nicht verstand.
Ich beendete noch den gerade laufenden Mix und hielt ihr mein Ohr hin. Es war richtig heftig laut, wie es halt auch sein musste. Selbst von dem, was sie mir ins Ohr brüllte, kriegte ich nur die Hälfte mit. Bruchstück wie „will“ „Blow“ „Lust“ usw. Aha? Sie wollte mich blasen? Ich grinste sie an und fragte:
„Jetzt oder später?“
Sie sah mich etwas verdutzt an und meinte „natürlich jetzt“. Die war ja drauf. So dachte ich zumindest und brüllte „na denn komm hoch“ zurück, was sie wieder die Stirn krausen ließ. Aber sie krabbelte tatsächlich durch die kleine Absperrung und stand neben mir. Sie hockte sich neben meine Plattenkiste und blätterte kurz durch die Platten. Ich zog noch schnell die nächste raus und legte sie auf den Plattenteller. Sie war von der Tanzfläche aus nicht mehr zu sehen und ich war von dem Koks auch nachhaltig enthemmt, also öffnete ich kurzum meine Hose und präsentierte ihr meinen nur moderat geschwollenen Heinz.
Ihr etwas ungläubiger Blick wich nach kurzer Zeit einem Kopfschütteln und verdorbenen Grinsen, dann machte sie sich munter ans Werk. Alter Schwede. Das war vielleicht abgefahren. Während ich mit großer Mühe versuchte, „normal“ auf die Tanzenden zu wirken und arge Schwierigkeiten hatte, mich auf das Mixen zu konzentrieren, leckte und lutschte die Kleine mit einer Hingabe an meinem rasch aufgewachten Pint, dass es kaum auszuhalten war. Der zweite Mix seit Beginn ihrer Tätigkeit lief prompt aus dem Ruder und ich grinste entschuldigend in die Menge, die natürlich von meinen erschwerten Bedingungen nichts mitbekam.
Die Kleine war die geborene Assistentin, reichte mir die Platten hoch und kaute und schruppte an meinem Zipfel, dass es eine wahre Wonne war. Ich brauchte noch bis zum nächsten Mix, den ich halb verdaddelte, aber nicht so, dass es jemand mitbekam, bevor sie mich zum Platzen brachte und alles artig runterschluckte. Wow. Was ein Service. Es lohnte sich also wirklich, DJ zu sein. Sie kam langsam hoch und schmiegte sich an mich.
„Zufrieden?“
„Vollauf. Du bist ja echt hart drauf … wie war noch gleich dein Name?“
„Eileen. Wieso ich? Du hast ja schließlich deinen Schwanz rausgeholt.“
„Ehm … hattest du nicht gesagt, du wolltest mich blasen?“
Sie lachte vergnügt.
„Nein, ich habe gesagt, die Platte, die du gespielt hast ‚blows‘ und wollte dich dazu bewegen, was Schnelleres aufzulegen.“
Hoppala. Was für ein geiles kleines Missverständnis.
„Oh … sorry … ich …“
„Ist schon okay. Hat Spaß gemacht. Und deine Musi ist auch schon besser geworden. Ich geh dann wieder tanzen.“
Ich küsste sie noch kurz auf ihren nach Sperma riechenden Mund und fing dann eilig den nächsten Mix an, obwohl ich bestimmt noch zehn Minuten danach in mich hinein kichernd den Kopf schüttelte. Ich kriegte den Rest meines Sets aber fast fehlerfrei hin und zum Ende war die Tanzfläche auch brechend voll, als ich schließlich abgelöst wurde. Ich erzählte Robert und Stan noch kurz von meinem kleinen Abenteuer. Die beiden pissten sich vor Lachen fast ein.
Ich dachte kurz daran, mich Eileen zu nähern, aber sie war wohl auf den Geschmack gekommen und tanzte sehr intensiv mit einem jungen Mann. Also begab ich mich stattdessen in den Kreis meiner Freunde und genoss den Rest der Party nach herkömmlichem Muster.
Weihnachten in Deutschland war etwas trist, da meine Mutter noch immer stark um meine Schwester trauerte. Anton erzählte mir, dass sie in den ersten Monaten völlig durcheinander gewesen war. Meine Mutter erzählte über ihn dasselbe. Sie stritten öfter, was vorher nie der Fall gewesen war, weil einer von Beiden irgendetwas vergessen hatte und das nicht zugeben wollte oder konnte.
Auch Udos Geburtstagsparty war eher still. Ich berichtete ihm von den letzten Entwicklungen und gab ihm auch einen Mitschnitt der Party auf CD als Geburtstagsgeschenk. Es war nicht unbedingt seine Musik, aber durch mich und einen ebenfalls auflegenden anderen Freund wurde er langsam auf den Geschmack gebracht.
Bei meiner Rückkehr bemerkte ich deutlich, dass ich mich ziemlich isoliert hatte. Aber ich hatte genug Arbeit und Hobbies, um mich auch in den nächsten Monaten beschäftigt zu halten. Ich gab dieselbe Vorlesungsreihe noch einmal und schrieb weiter an meinem Programm herum. Die Estate Büros mussten in regelmäßigen Abständen die für uns tätigen Handwerksbetriebe bewerten, um uns eine Entscheidungsgrundlage für die Neuvergabe von Verträgen zu geben. Als ich zu Westminster stieß, wurde das alles noch mit Papierformularen abgewickelt. Zwischenzeitlich hatte ich alle mit einer nicht hundertprozentig funktionierenden Paradox Datenbank gequält, nun hatte ich das ganze in ein Modul des neuen Programms umgewandelt.
Ich reiste also durch unsere Estates, installierte das neue Programm und zeigte den Usern die Nutzung. Ich konnte auch nicht mehr ganz so viel von zuhause aus arbeiten, da eine pakistanische Kollegin wegen Brustkrebs lange fehlte und ich so öfter mal wieder ans Telefon musste. Wir waren neben unserer Überwachungsrolle die zweite Instanz für Beschwerden. Ich geriet öfter mit Karen, der mir direkt vorgesetzten Managerin aneinander.
Das hatte schon bei ihrem Eintreffen begonnen. Wir, dass heißt die Männer der Abteilung, spielten gern in unseren Pausen Solitaire. Natürlich gab es so etwas wie Sicherheitsbestimmungen, nach denen man echte Bildschirmpausen einlegen sollte und musste. Also verbot sie uns als eine ihrer ersten Amtshandlungen das Spielen. Wir waren entsprechend angepisst und ich überlegte mir eine passende Antwort. Ich schrieb ein kleines Programm, das ich auf ihrem Computer installierte.
Eine Stunde nach Arbeitsbeginn öffnete dieses Solitaire auf ihrem PC. Danach alle zehn Minuten. Sie war natürlich am Kochen und war, da sie von Computern nicht so viel verstand, der Ansicht, irgendeiner von uns würde das sozusagen per Fernbedienung tun. Unsere Hauptmanagerin nahm mich dann nach einer Stunde zur Seite und bat mich, das Programm wieder zu deinstallieren. Sie hatte mich richtigerweise als den Urheber der Aktion erkannt. Ich tat das dann auch, als sie kurz von ihrem PC weg war. Danach durften wir aber wieder Solitaire spielen, was mich zum Helden unter meinen Kollegen machte.
Sie war in dieser Zeit auch nicht geneigt, mir die Freiheiten zu geben, die ich für das Programmieren brauchte, und meinte, ich solle ihr noch einmal Sinn und Zweck der ganzen Geschichte erklären. Ich ließ sie einfach damit stehen, dass ich meinte:
„Sinn und Zweck habe ich dem Direktor in einer einstündigen Präsentation erklärt, woraufhin er mich mit dem Programmieren beauftragt hat. Also frag ihn doch selbst, warum ich es tue.“
Ihre ganze autoritäre Art ging mir mächtig auf den Zeiger; mit Betty, der Hauptmanagerin, kam ich deutlich besser zurecht. Diese musste öfter mal schlichten, wenn ich mit Karen aneinander rasselte. Ich arbeitete jetzt auch nicht mehr ganz so hart, wie zuvor, blieb Ewigkeiten an einem Fehler hängen, den ich nicht identifizieren konnte.
Beim Programmieren verwendet man Komponenten, die von Visual Basic zur Verfügung gestellt werden, wie Tickboxen, Schaltflächen, Drop-Down Listen, usw. Visual Basic sucht sich dabei alle Elemente, die bei Windows angemeldet sind. Ich hatte auf meinem PC und dem Laptop, auf dem ich öfter programmierte, die neuste Office Version.
Mein Programm lief auf beiden einwandfrei. Als ich es aber auf den anderen Arbeitsplätzen in unserer Abteilung installierte, stürzte es ständig ab. Ich wurde fast verrückt, weil ich den Fehler nicht finden konnte, überarbeitete große Teile, wo ich den Fehler vermutete, aber es brachte nichts. Karen nervte mich zu dieser Zeit besonders, weil ich nicht in Ruhe daran arbeiten konnte, sondern sie mir ständig „Standardaufgaben“ gab, die mir nicht erlaubten, mich auf die Fehlersuche zu konzentrieren.
Am Ende installierte ich Visual Basic auf dem Computer einer Kollegin, um „debuggen“ zu können, also dort direkt den Punkt nachvollziehen konnte, wo es zum Fehler kam. Es lagen vier Wochen erfolgloser Fehlersuche hinter mir, als ich feststellte, dass ich zu wahllos eine von der neuen Office Version benutzte Auswahlbox verwendet hatte, die in den älteren Versionen noch nicht zur Verfügung stand. Hundert oder mehr Stunden Arbeit wegen einer kleinen, beschissenen Box. Ich war bedient, aber froh, zumindest den Fehler gefunden zu haben. Durch das Überarbeiten mancher Teile war das Ding dann auch noch schneller und solider geworden. Aber es hatte Nerven gekostet.
Fast unbemerkt waren Winter und Frühling vergangen. Ich hatte kaum gemixt, mein letzter Auftritt war am Valentinstag auf einem Whoop Whoop, wo ich nicht mehr das Eröffnungsset spielte, sondern bereits an der dritten Position auftrat. Danach hatte ich eine Phase, wo ich wieder mehr las und meditierte, auch durch die zweite Vorlesungsreihe bedingt. Zudem hatte ich mir einen zweiten Videorekorder besorgt und kopierte mir die gesamte Star Trek Reihe, die ich bestimmt einige Male ansah.
Anfang Mai stand die Polizei vor meiner Tür, weil sie den Typen suchte, von dem ich die Wohnung übernommen hatte. Er war auf der Flucht, weil er ein Auto von A nach B gefahren hatte und sich Wunder über Wunder im Kofferraum eine erkleckliche Menge Koks befand. Da er mehr oder minder glaubhaft versichert hatte, dass er davon nichts wusste, wurde er bis zu seiner Verhandlung auf freien Fuß gesetzt und verschwand.
Ich erklärte ihnen, dass er schon länger nicht mehr dort wohnte und mein Vermieter bestätigte dies auch. Na ja, sein Wohngeld würde er nach dieser Aktion nicht mehr bekommen, aber das war ja vermutlich seine geringste Sorge. Mir fiel durch diese Geschichte aber wieder Chris ein. Ich hatte von Jamie kurz nach der Jahreswende gehört, dass sie in Styal einsaß, sie hatte ein Jahr ohne Bewährung für ihre Flucht bekommen. Sie wollte nicht, dass irgendjemand sie besuchte und schrieb auch nicht.
Ein paar Tage nach dem Besuch der Polizei rief ich Jamie an. Sie hatte ein paar Tage zuvor mit Chris telefoniert. Diese hatte eine weitere Verhandlung vor sich, wegen Körperverletzung, weil sie in eine Auseinandersetzung mit einer anderen Insassin geraten war und diese wohl krankenhausreif geschlagen hatte. Das hätte ich ihr nie zugetraut. Jamie berichtete, dass sie in der Tat völlig verändert war und auch ihre Empathie-Fähigkeit verloren hatte, die sie ja eh mehr als Fluch denn Segen empfand.
Auch ich hatte länger nichts mehr von anderen „gefühlt“, was aber kein Kunststück war, da ich mich weiterhin von allen isolierte. Ich überlegte lange, ob ich mich über Chris Besuchsverbot hinwegsetzen sollte. Schließlich entschied ich mich dagegen. Sie bekam ein weiteres Jahr aufgebrummt. Ich würde sie nie wiedersehen.
Ende Mai kontaktierte Robert mich, weil er in einem kommerziellen Club auflegte und ein Spot freigeworden war, den sie kurzfristig besetzen mussten. Ich hatte nicht die Scheu vor den großen „Anthems“, also Gassenhauern, die in solchen Clubs gern gehört wurden und darum hatte er an mich gedacht. Ich zierte mich zunächst, ließ mich dann aber breitschlagen. 500 Pfund für zwei Stunden Arbeit waren einfach ein zu gutes Argument.
Ich hatte nach meinem Set eine etwas eigenartige Begegnung mit einem meiner Studenten, der natürlich etwas verblüfft gewesen war, seinen „Professor“ hinter den Decks zu entdecken. Er fand das richtig witzig, ich nicht so. Ich fühlte mich ein wenig wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Nach vier Wochen gab ich meinen neuen „Job“ auf und als Adrian mich auch für das Wintersemester engagieren wollte, sagte ich auch dort ab. Es passte alles nicht mehr zusammen, ich fühlte mich mit allem, was ich tat, unzufrieden.
Im Sommer fuhr ich nach Deutschland und verbrachte zwei Wochen bei meiner Mutter. Sie hatte zwar ihre Trauer nun überwunden, aber war ziemlich vergesslich geworden. Anton berichtete mir, dass sie sich an manchen Tagen nicht einmal mehr in ihrer eigenen Küche zurechtfand. Dann war sie über weite Strecken wieder völlig okay.
Auch in den Tagen, die ich dort verbrachte, hatte sie wohl eine bessere Phase, denn ich bemerkte von diesem Problem nicht viel. Trotzdem kehrte ich mit einem schlechten Gefühl nach London zurück.
***
Ende Juli stand Sara dann vor meiner Tür. Die Co-Op hatte den beiden eine neue Wohnung angeboten, gleich bei mir um die Ecke. Sie war völlig begeistert, zum einen, weil wir dann wieder näher zusammen wohnen würden, zum anderen, weil die Wohnung riesig war. Ich hatte sie kaum gesehen, nur ihre Abschlussausstellung an der Akademie hatte ich auf Einladung besucht. Sie schien glücklich, hatte sich mit Stan wohl wieder richtig zusammengerauft und die große gemeinsame Wohnung wertete sie als stabilisierenden Faktor.
Ich versprach ihnen beim Renovieren zu helfen, auch weil ich noch zwei Wochen Urlaub irgendwie wegkriegen musste und dieser mir ohne Weiteres genehmigt wurde, als ich kurzfristig anfragte. Meine Kollegin kam nämlich gerade wieder zurück. Sie hatte vor der Chemo bis zum Po reichende Haare gehabt, nun kehrte sie mit einer Baseball-Kappe und kurzem, dünnen Haar zurück. Sie hatten ihr auch eine Brust entfernen müssen. Zumindest hatte sie den Krebs besiegt. Man konnte aber sehen, dass sie unter den psychischen Nachwirkungen litt.
Also renovierten Stan, Sara und ich ihre wunderschöne Wohnung gemeinsam. Natürlich wurden Erinnerungen an unsere letzte Aktion dieser Art wach. Es knisterte zumindest bei mir auch fallweise mal, wenn ich mit ihr alleine ein Zimmer bearbeitete. Ich gab mir alle Mühe, dieses zu ignorieren und nun wirklich als Freund und „Großer Bruder“ zu agieren, sie in der befindlichen Beziehung zu sehen und all meine Ambitionen zu Grabe zu tragen. Das gelang mir eigentlich ganz gut.
Es stach mich in anderer Beziehung, führte mir meine eigene Einsamkeit vor Augen. Seit dem Blow-Job auf dem Whoop Whoop im letzten Jahr hatte ich außer fleißiger Handarbeit zu den nun mit wahnsinnig schnellen 56 Kb/s zu mir kommenden Bildern nackter Frauen, die ich anfing zu sammeln, keinerlei sexuelle Betätigung mehr gehabt. Mehr als diese fehlte mir aber Nähe, Gemeinsamkeit, Liebe.
Obwohl wir nun fünf Minuten voneinander entfernt wohnten, sah ich Sara nur zusammen mit Stan. Sie erklärte mir, dass er immer noch nicht so richtig mit unserer engen Freundschaft umgehen konnte, und sie ihm keinen Anlass zur Eifersucht geben wollte. Ich nahm dies schulterzuckend hin und gab mir alle Mühe, sie tatsächlich als Einheit wahrzunehmen. Stan lief auch schon einmal alleine bei mir auf.
Er hatte einen Job beim Islington Council als Fahrer gefunden, fuhr behinderte Kinder in eine Werkstatt und holte sie von dort auch wieder ab, machte auch ein paar andere Touren, aber das war seine Hauptbeschäftigung. Dafür, dass es im Grunde nur wenige Stunden pro Tag waren, verdiente er gar nicht schlecht. Er hatte auch noch eine Nebenbeschäftigung, die etwas einbrachte: Er fing an zu dealen.
Nicht so, wie man das in Filmen sieht. Leute, die Koks wollten, kamen zu ihm, er ließ sich das Geld geben und besorgte es für sie, bekam dafür einen Obulus, entweder einen Teil der Ware, oder ein paar Pfund, und wurde natürlich zusätzlich noch zum Antesten eingeladen. Auf jeden Fall war er nun meist gut versorgt.
Sara erzählte mir, dass sie etwas nervös wurde, weil eine gemeinsame Freundin namens Carol, eine Australierin, die ein paar Jahre mit Reisen verbracht hatte, nun wieder im Lande war. Sara glaubte, dass sie in Stan verliebt sei und mehr oder minder offen mit ihm flirtete. Ich sah sie auf einer Party, konnte aber in ihrem Verhalten nichts Verdächtiges feststellen. Im Gegenteil, sie flirtete sogar mit mir ein wenig herum. Ich fand sie nett, wollte aber nicht, falls an Saras Vermutungen irgendetwas dran war, die Sache auch noch verkomplizieren.
Zu Stan hatte ich nämlich gerade ein ziemlich enges Verhältnis. Ich sprach ihn im Dezember mal drauf an. Er grinste nur und meinte, dass sie tatsächlich auf ihn abfahren würde, aber selbst ihm ein wenig zu „abgefahren“ drauf sei. Sie würde aber sehr gut ficken, betonte er. Aha. Also doch. So ein Schlawiner.
Über Weihnachten fuhr ich wieder nach Deutschland. Meine Mutter war tatsächlich auch wieder ziemlich durcheinander und war froh, dass ich ihr bei den Vorbereitungen für das Fest helfen konnte. Auch Anton schien durch den Wind zu sein. Etwas nachdenklich kehrte ich nach London zurück, wo ich mit Stan auf eine Sylvester-Party ging, um das Jahr 1999 tanzend und schwitzend einzuläuten. Da Sara in Italien war, und auch die Boys in Deutschland waren, endeten wir schließlich beim Chill-Out in meiner Wohnung. Zwei weitere Freunde verabschiedeten sich am frühen Nachmittag, während Stan und ich noch ziemlich zugekokst meine Plattensammlung durchmixten.
Ich weiß nicht mehr wieso, aber irgendwann zeigte ich ihm meine Bildersammlung auf dem Computer. Er grinste und plötzlich war eine eigenartige Stimmung im Raum.
„Also … du musst ja nach der ganzen Zeit ganz schön Druck auf der Kanne haben“, kommentierte er meine Eröffnung, dass ich tatsächlich ein ganzes Jahr ohne weibliche Zuwendung ausgekommen war.
„Ich weiß nicht … Arschficken kann ich mir nicht so richtig vorstellen, aber wenn du willst, blase ich dir einen“, setzte er nach.
Für einen Moment dachte ich, ich hätte mich verhört. Hallo? Wie war er denn drauf?
„Ehm … lass mal stecken. So schlimm ist es auch noch nicht. Wozu hat Gott uns Hände gegeben.“
Und nach kurzer Pause setzte ich hinzu:
„Nicht, dass ich dich nicht attraktiv finde, oder so, aber … du verstehst schon, wegen Sara und so … das geht doch wohl echt gar nicht.“
Er zuckte mit den Schultern und baute einen weiteren Spliff. Ich war ziemlich fassungslos. Einerseits verdächtigte er mich mit seiner Freundin eine Affäre gehabt zu haben, andererseits versuchte er mit mir anzubändeln, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich beeilte mich, das Thema zu wechseln.
Kaum war Sara aus ihrem Urlaub zurück, stand sie heulend vor meiner Tür. Wir setzten uns auf mein Bett und ich ließ sie erzählen. Offenbar war ich nicht der einzige gewesen, der sich seiner Libido erwehren musste. Im Gegensatz zu mir war diese Person jedoch schwach geworden, was sich in einem gefüllten Kondom dokumentierte. Er hatte es entweder nicht für nötig befunden das Kondom zu entsorgen, oder es sogar absichtlich in ihrem Wohnzimmer zurückgelassen, wo sie es dann fand.
Alter Schwede. Er war mein Freund, aber was er mittlerweile so alles abzog, ging auf keine Kuhhaut. Ich beruhigte sie langsam wieder und nahm sie schließlich lange in den Arm. Trotz ihrer Tränen fühlte sich das fast zu gut an. Ich streichelte ihr Haar. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie alles immer nur über sich ergehen lassen. Deshalb war ihre meinen Oberschenkel streichelnde Hand auch ein echter Schock. Für beide. Als sie sich bewusst wurde, was sie da tat und wohin das wohl führen würde, riss sie sich abrupt los und setzte sich auf.
„Entschuldige Tom, ich weiß nicht was da gerade über mich gekommen ist.“
„Ehm … das ist schon okay. Es ist ja nichts passiert.“
„Ich … ich bin so durcheinander. Ich will dich da jetzt nicht mit reinziehen. Ich wüsste auch gar nicht, ob ich es aus Rache tun würde, oder so … verstehst du?“
Ich versuchte die unerträglich geladene Atmosphäre durch Humor zu entschärfen.
„Rache ist zwar nicht der Beste, aber auch ein Grund. Ich stehe dir für jede Schandtat zur Verfügung, das weißt du.“
„Lass uns jetzt nicht damit anfangen. Ich brauche einen klaren Kopf. Ich muss nachdenken. Ich weiß nicht, ob ich ihm nach dieser Geschichte jemals wieder vertrauen kann. Du warst doch mit ihm zusammen unterwegs, hast du denn mitbekommen, mit wem er ins Bett gestiegen ist? War es Carol?“
„Nein. Ich hab ihn nicht zusammen mit anderen Frauen erlebt.“
Sollte ich ihr sagen, dass er sogar mit mir ins Bett wollte? Damit würde ich ihrer Beziehung wahrscheinlich den Garaus machen. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Zum ersten Mal seit ewig langer Zeit war sie erreichbar. So erreichbar wie noch nie. Ein Satz von mir und Stan war aus dem Weg. Aber ich brachte ihn nicht raus. Stan war auch mein Freund, ich fühlte diese eigenartige Loyalität. Freunde reißt man so nicht rein. Und zudem konnte man sein Angebot auch durchaus als den Versuch, mir einen Gefallen zu tun, auslegen.
„Sprich mit ihm. Komm erst einmal runter. Ich würde dir ja anbieten, ein paar Tage bei mir zu wohnen, um runterzukommen und einen klaren Kopf zu bekommen, aber bei unserer Vorgeschichte …“
„Nein, das geht nicht. Aber danke. Es ist gut zu wissen, dass ich mich wenigstens auf dich verlassen kann. Ich hab mir so eine herrliche Zukunft mit ihm ausgemalt, in der neuen Wohnung und alles. Hatte geglaubt, dass er sich wirklich geändert hat. Und jetzt das.“
„Ich finde aber trotzdem, dass du ein paar Tage Abstand brauchst. Vielleicht kannst du ja zu Dennis und Annie?“
„Ich will die Beiden da nicht mit reinziehen, immerhin sind sie ja eigentlich seine Freunde. Aber du hast Recht. Ich geh für ein paar Tage zu Gianna, die freut sich sicher. Du hast ihren Sohn noch gar nicht gesehen, nicht wahr?“
„Nein, ich wollte immer mal vorbeischauen, aber ich bin einfach noch nicht dazu gekommen.“
„Du kannst mir aber den Gefallen tun, mit mir in die Wohnung zu gehen, um mir ein paar Sachen zu holen. Ich hab richtig Angst, da alleine hinzugehen.“
„Selbstverständlich. Ich bring dich auch zu Gianna, wenn du willst. Dann sehe ich wenigstens das Baby.“
„Nein, lass das lieber, dann kriegt er nachher wieder die falsche Idee, wenn wir zusammen losgehen. Vielleicht kannst du ja auch mal mit ihm reden?“
„Hm. Okay. Weiß nicht, ob das jetzt so ohne Weiteres möglich ist, aber schauen wir mal.“
Stan hatte gerade „Kunden“ im Wohnzimmer, also kümmerte er sich zunächst nicht um uns. Sara packte Krempel zusammen, verabschiedete sich von mir und stürmte aus der Wohnung. Ich hingegen setzte mich zu ihm und dem Pärchen, die ich vorher schon einmal dort getroffen hatte.
„Wo ist sie hin?“
„Gianna, glaube ich. Sie ist angepisst.“
„Und sie kam gleich wieder zu dir gelaufen, na klasse.“
„Höre … wir sind Freunde. Aber sie ist meine beste Freundin. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Fast wie eine kleine Schwester. Sag nicht, ich muss jetzt hier brüderliche Reden schwingen.“
„Ach Quatsch, die kriegt sich auch schon wieder ein. Und wenn nicht … dann eben nicht. Mir egal.“
Ich bezweifelte, dass dies der Wahrheit entsprach. Auch wenn ich es gerne geglaubt hätte. Mehr redeten wir zu dem Thema nicht, auch, weil wir mit dem Paar erst einmal ein paar Nasen nahmen. Sara rief mich abends an.
„Hast du mit ihm gesprochen?“
„Nur wenig, es waren ja Leute da.“
„Und was sagt er?“
„Er fing wieder damit an, dass du gleich zu mir gerannt bist, und so.“
„So ein blödes Arschloch. Ich hab doch gewusst, dass er das tun würde.“
„Wie dem auch sei, er schien merkwürdig gleichgültig.“
„Ja, das Gefühl hatte ich auch. Er liebt mich nicht mehr. Ich muss den Tatsachen langsam ins Auge sehen.“
„Das würde ich so nicht sagen …“
„Ach? Du kennst ihn nicht so gut wie ich. Und wenn er mich liebt, warum macht er dann ständig mit anderen Frauen rum? Würdest du so etwas tun, wenn du mit mir zusammen wärst?“
„Natürlich nicht, aber manche Männer haben da eben mehr Probleme mit … und Frauen …“
„Nimmst du ihn jetzt auch noch in Schutz? Ich hab so eine gottverdammte Angst. Ich hab … alles für ihn getan … und jetzt … ich hab so eine Angst allein zu bleiben.“
„Quatsch. Zumindest solange ich noch hier bin, wirst du niemals allein sein.“
„Und was mache ich jetzt mit der Wohnung? Er wird da doch wohl nicht ausziehen wollen. Und wir stehen beide im Mietvertrag.“
Ich seufzte.
„Du tust ja schon so, als ob ihr Schluss gemacht hättet. Ganz soweit ist es doch wohl noch nicht, oder?“
Sie weinte leise am Telefon.
„Ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts mehr.“
„Komm doch erst einmal zur Ruhe. Wie geht es Gianna und dem Kleinen? Wie war noch sein Name?“
„Paolo. Ja, denen geht es gut. Ich mach jetzt auch langsam Schluss, wir wollen gleich essen.“
„Grüß schön. Und sag ihr, dass ich bald mal rumkomme, um ihren Nachwuchs zu bestaunen. Wenn er nur halb so hübsch wie seine Mutter ist …“
„Das soll ich ihr sagen?“
Ich biss mir auf die Lippe.
„Na, dann grüß einfach.“
„Okay. Ich ruf dich morgen wieder an. Danke, dass du mir zugehört hast.“
„Ich bin immer für dich da, hörst du? Wenn du mich brauchst, komm vorbei.“
„Das ist gut zu wissen. Ciao.“
„Ciao Bella.“
***
Sie hielt es eine Woche bei Gianna aus, dann kehrte sie zurück in die Wohnung. Sie vertrugen sich wieder und es ging weiter. Das hatte ich mir auch fast so gedacht. Zunächst kam sie auch nicht mehr alleine zu mir, wenn dann besuchten sie mich beide. Alles beim alten. Und auch wieder nicht. Die endgültige Trennung war absehbar geworden. Ich wusste nicht einmal mehr, ob ich mich darüber freuen oder den Moment der Wahrheit fürchten sollte.
Für einige Wochen wagte ich nämlich wieder von einem Happy-End zu träumen. Dann wurde unsere Aufmerksamkeit aber abgelenkt. Sam hatte schlechte Neuigkeiten. Er war HIV positiv getestet worden. Auch er hatte mit der absoluten Treue so seine Problemchen und war dummerweise auch nicht ausreichend vorsichtig gewesen. Das war für uns alle ein Schock. Wie musste das erst für Andy sein?
Andy hatte sich nicht von ihm infiziert. Er hatte Sam sofort verziehen und unterstützte ihn nun nach besten Kräften. Sam aber hielt nicht viel von herkömmlicher Medizin und versuchte stattdessen alternative Heilmethoden, obskures Zeug, von Ölen über Zink zu was weiß ich noch allem. Erstaunlicherweise schien das auch noch zu helfen, denn bei seinen nächsten Untersuchungen waren seine Werte schon besser.
Bei der Arbeit stand ich Anfang März vor der Vollendung meines letzten und schwersten Moduls, dem Teil, das aus zig verschiedenen Datenquellen, die alle auch noch unterschiedliche Formate hatten, Finanzdaten wie Budgets, Projektausgaben, Lohnkosten und so weiter zusammenklaubte, irrwitzige Rechnungen anstellte und in fertigen und frei konfigurierbaren Berichten und Statistiken ausspuckte.
Auf jeden Fall brauchte ich hierfür noch mehr Konzentration, als für die vorherigen Teile und fragte nach Heimarbeitszeit, da ich zuletzt hauptsächlich wieder an meinem normalen Arbeitsplatz programmiert hatte. Karen sagte nein. Wir hatten uns zuvor auf einem „Team-Building“ Seminar ausgesprochen und halbwegs zusammengerauft. Jetzt ging sie mir schon wieder auf den Keks. Ich sprach mit Betty, die in der Position ja über ihr stand, und klagte mein Leid.
Zum ersten Mal deckte sie mir nicht den Rücken und meinte auch, sie sei es langsam leid, ständig zwischen uns intervenieren zu müssen. Es kam zu einem klärenden Gespräch mit den Beiden, wobei ich klar machte, dass ich so nicht arbeiten konnte und in Aussicht stellte, Konsequenzen zu ziehen. Betty versuchte mich zu beschwichtigen und schließlich einigten wir uns auf einen Kompromiss, laut dem ich zumindest zwei Tage in der Woche zuhause programmieren konnte, bis ich das Ding fertig hatte.
Das schaffte ich dann auch wie gesagt Anfang März. Alle waren von meinem Gesamtkunstwerk richtig begeistert. Sogar Karen. Nun hatte ich nur noch die Aufgabe, meinen ganzen Code, also jede Programmierzeile, so zu kommentieren, dass andere, sprich die IT-Abteilung, nachvollziehen konnten, was ich da eigentlich getan hatte. Wer mal programmiert hat weiß, wie wichtig und wie schrecklich öde das ist. Am Ende druckte ich den ganzen Code auch noch für sie aus, schlappe fünfhundert Seiten, alles fein säuberlich annotiert und kommentiert.
Als ich das Teil in der IT-Abteilung ablieferte, fragte ich mal vorsichtig, wer es denn bekommen sollte, also wer dort wirklich Visual Basic beherrschte. Es stellte sich heraus, dass niemand das tat. Na klasse. Hätte ich genauso gut Zeilen von meinem Theaterstück anfügen können. Es würde eh niemand lesen. Betty rief mich zu sich ins Büro.
„Seit unserem letzten Gespräch geht mir nicht mehr aus dem Kopf, dass du hier nicht zufrieden bist. Und mit deinen Fähigkeiten wirst du hier auch unterfordert sein, nun, da dein Projekt vollendet ist. Ich habe mit dem Direktor und dem Abteilungsleiter von der IT-Abteilung gesprochen. Wir bieten dir einen neuen Vertrag an, ab Juni, damit wir hier genug Zeit haben, Ersatz für dich zu finden und Nachfolger einzuarbeiten. Du würdest weiter Datenbanken schreiben und vor allem die existierenden kleinen von Paradox nach Access migrieren, da wir jetzt doch alle auf MS Office umsteigen werden, wie du vielleicht gehört hast.“
„Ja, habe ich.“
„Also, was hältst du davon? Du müsstest auch fallweise mal in den Support, um bei Userproblemen zu helfen, aber ansonsten ist es hauptsächlich programmieren. Dein Gehalt würde um sechstausend pro Jahr steigen. Klingt gut, oder?“
Ja, das tat es. Und auch wieder nicht. Ich bat mir Bedenkzeit aus. Ich war mir nämlich gar nicht mehr so sicher, ob ich mit Programmieren und nervigen Computern und Usern meinen Lebensabend verbringen wollte. Ich verlor mich darin. Auf der anderen Seite liebte ich die Herausforderung, die es an mich stellte, die Problemlösungen, die Abstraktion. An meine Grenzen zu stoßen und diese zu erweitern.
Ich zögerte noch eine ganze Woche. Dann sagte ich zu. Also gut, dann würde ich halt ein Computerfuzzy werden. Es hielt meinen Geist wach. Ich begann wieder zu schreiben. Keine Fiktion, nichts für die Bühne. Ich fing an, eigene Gedankenmodelle zu entwickeln. Und begann mich mit Neurologie, Neurophysiologie und Psychologie zu beschäftigen, insbesondere mit Wahrnehmung, Bewusstsein und Gedächtnis.
Jedes zweite Wochenende verbrachte ich mit einer Ungarin, die ich bei einer Beschwerdeannahme kennengelernt hatte. Sie hatte ein marginales Problem mit dem Estate Office, beschwerte sich aber auch und vornehmlich darüber, dass sie mehr oder minder an ihre Wohnung gefesselt war, da sie Arthrose hatte und sie aus ihrer Wohnung nicht mehr rauskam. Sie war an ihren Rollstuhl gefesselt und wurde von einem ambulanten Dienst morgens und abends versorgt, aber das war es dann eben auch schon.
Ohne lang zu überlegen bot ich ihr an, sie fallweise an Wochenenden mal mit dem Rollstuhl auszufahren. Daraus wurden dann eben die Samstage, die ich sehr genoss, denn die Dame, und sie war eine solche, hatte ein interessantes und aufregendes Leben geführt, steckte voller interessanter Geschichten. Zudem insistierte sie, dass wir zusammen essen gingen, meist in ihrem Lieblingsrestaurant um die Ecke von ihrer Wohnung, wo es die beste Seezunge gab, die ich jemals gegessen habe.
Zusätzlich machte ich bei einem Freiwilligenprojekt meines Stadtteils mit, das Immigranten mit wenig oder keinen Englischkenntnissen als Eingliederungshilfe individuellen Englischunterricht bot. Nach dem dreimonatigen Ausbildungskurs hatte ich dann auch gleich meine erste Schülerin, eine junge muslimische Dame aus Nordafrika. Bei meinem Unterricht war immer die halbe Familie präsent, was den Vorteil hatte, dass so alle vernünftig Englisch mitlernten.
***
Ende April knallte es wieder ganz furchtbar bei Stan und Sara und sie stand wieder heulend vor meiner Tür. Nachdem ich nach zehn Minuten rausbekam, dass er sie auch wieder geschlagen hatte, brach ich sofort zu ihrer Wohnung auf. Sie rannte hinter mir her und versuchte mich am Anfang noch zurückzuhalten, aber gab dann kurz vor der Wohnung auf. Stan sah mich wohl aus dem Wohnzimmerfenster, denn er ging sofort stiften, als Sara die Wohnungstür mit zitternden Händen aufschloss. Er floh durch den Hintereingang der Küche, der zu einem angrenzenden Common, also eine mit anderen Häusern gemeinsam genutzte Grünfläche führte.
Ich wollte ihn noch weiter verfolgen, aber Dennis, der zufällig zugegen war, hielt mich in der Küche fest und kriegte im Prozess der Verteidigung seines Freundes unbeabsichtigt ein blaues Auge, als ich versuchte, mich loszureißen und dabei einen Ellbogen-Check austeilte. Er taumelte, hielt mich aber weiter fest.
„Oh, sorry Mann, das wollte ich nicht.“
„Ist okay. Komm jetzt aber runter, Mann. Ich versteh dich ja auch. Als er mir eben erzählt hat, was vorgefallen ist, hätte ich ihm auch am liebsten ein paar geklatscht. Lass uns lieber sehen, dass wir Sara hier wegbekommen. Sie kann bei uns wohnen, bis sie sich über die Wohnung geeinigt haben. Er ist völlig fertig, hat sogar geheult. Sie schafft es immer wieder, ihn bis zur Raserei zu bringen und dann verliert er halt die Kontrolle.“
„Ach, jetzt ist sie schuld, oder was?“
Ich sah Sara von der Küche aus mit Annie in ihr Zimmer gehen.
„Sie ist nicht so unschuldig, wie du denkst. Hat er dir nie erzählt, wie sie wirklich drauf ist? Sie kann nicht aufhören, wenn sie sich streiten. Sie macht weiter und weiter und irgendwann knallen dann bei ihm die Sicherungen durch.“
„Das ist ein Grund, aber keine Entschuldigung. Ich hätte sie auch schon zehnmal erwürgen können und ich hab noch nie Hand an sie gelegt.“
Dennis seufzte.
„Es wird einfach nicht gutgehen mit den Beiden. Alle wissen es, sie wissen es selbst auch. Als Freunde können wir nur schauen, dass wir sie daran hindern, sich wirklich noch weh zu tun. Verstehst du?“
Ich nickte. Er betastete sein zuschwellendes Auge.
„Nochmal sorry. Soviel zu meiner Gewaltlosigkeit …“
Sara kam mit Annie und einem großen Rucksack in die Küche.
„Was ist denn hier passiert? Habt ihr euch etwa auch geprügelt?“
Dennis wehrte ab.
„Nein, das ist passiert, als ich versucht hab Tom festzuhalten, unabsichtlich. Hast du alles gepackt? Mach dir keine Sorgen Sara, wir kümmern uns schon um dich.“
Sara sah mich fest an.
„Tom, bitte versprich mir, dass du Stan nichts tust. Er hat einen Fehler gemacht … er hat seinen letzten Fehler gemacht … aber ich will nicht, dass du ihn verprügelst, verstehst du? Versprichst du mir das?“
„Okay.“
Sie umarmte mich und schluchzte leise.
„Danke. Ich ruf dich heute Abend an. Vielleicht besuche ich dich auch noch in den nächsten Tagen. Ich … ich muss jetzt erst einmal zur Ruhe kommen.“
„Okay. Ich weiß ja, dass du in guten Händen bist. Wir reden später.“
Am Abend stand dann Stan vor meiner Tür.
„Okay, hier bin ich. Wenn du mir aufs Maul kloppen willst, tu es. Ich hab es wahrscheinlich verdient.“
„Hast du. Komm rein. Und ich musste versprechen, dich nicht anzurühren. Du hast also momentan von mir nichts zu befürchten.“
Er war blass und ziemlich durcheinander. Ich ließ ihn erzählen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich anlog, aber es war verblüffend zu hören, wie derselbe Vorgang so völlig anders erlebt worden war. Dennis Spruch fiel mir wieder ein. Und keiner kannte Sara so gut wie ich, von Stan mal abgesehen. Dass sie kein Gefühl für die Gefühle anderer hatte und richtig hitzig werden konnte, war mir nicht unbekannt. Trotz allem konnte ich ihm seine Ausrutscher nicht hundertprozentig verzeihen.
„Also diesmal eine echte Trennung?“
„Ja, es wird nicht funktionieren. Das ist uns auch schon seit langem klar, aber wir können irgendwie trotzdem nicht die Finger voneinander lassen.“
„Dazu würde ich aber dringend raten. Und als kleine Warnung: Fasst du sie nochmal an, helfen dir weder Sara noch Dennis, dann bist du fällig. Klar?“
„Meinst du ich mache das mit Absicht? Du hast sie noch nie so erlebt. Weißt du, wie ich mich jetzt fühle? Wie das ist, die Kontrolle zu verlieren?“
„Eben darum solltet ihr sehen, dass ihr die Wohnsituation so bald wie möglich klärt.“
„Nun, es wird ein Zimmer frei werden. Hast du nicht Lust, bei mir einzuziehen? Wir kämen bestimmt gut klar. Und besser als dieses Mini-Teil hier wäre es in jedem Fall. Ich würde allerdings das Wohnzimmer behalten wollen.“
„Aber hallo. Was glaubst du denn, was Sara darüber denken würde? Soweit kommt’s noch. Du bist mein Freund, aber sie hat da ältere Rechte, verstehst du? Meine Loyalität gehört in erster Linie ihr.“
„Loyalität? Du meinst deinen Schwanz.“
„Hallo? Merkst du überhaupt noch was? Ich habe sie nie angerührt. Und ich werde sie wahrscheinlich auch nie anrühren. Wie oft muss ich das noch sagen, bis das in deinen dicken Schädel passt? Sie ist dir treu geblieben, gottverdammt.“
Er schwieg eine Weile.
„Überleg dir das, mit der Wohnung.“
Das Telefon klingelte.
„Das wird sie sein.“
„Okay, ich hau ab. Nächste Woche ist das Whoop. Soll ich dir eine Karte besorgen? Carol wird auch kommen.“
„Hm, ja, klar. Ich nehm jetzt ab. Ich komm rum.“
Dann widmete ich mich Sara, die tatsächlich am anderen Ende war. Stan verschwand eilig aus meiner Wohnung. Ich erzählte ihr nichts von seinem Besuch, um sie nicht noch zusätzlich aufzuregen. Wir verabredeten uns in einem Pub für den folgenden Montag.
Es war ungewöhnlich warm in diesen späten Frühlingstagen. Wir verbrachten den frühen Abend im Biergartenteil des Pubs. Sie schien tatsächlich mit der Beziehung zu Stan abgeschlossen zu haben. Ich konnte es aber irgendwie immer noch nicht glauben.
„Jetzt muss ich nur noch mit der Co-Op sprechen, damit sie ihm eine neue Wohnung besorgen. Ich will die alte gern behalten. Ich weiß aber nicht, ob das gehen wird, weil sie Wohnungen dieser Art eigentlich nur an Paare vergeben. Vielleicht lassen sie sich drauf ein, wenn ich erkläre, wie das alles gekommen ist und einen Mitbewohner finde.“
„Hm.“
„Ich hab dabei an dich gedacht.“
Das hatte ich auch schon befürchtet. Ich sah sie fest an, aber sie wich meinem Blick etwas aus.
„Als Freunde, verstehst du? Zumindest für einige Zeit. Ich werde eine ganze Weile brauchen, um für irgendetwas anderes offen zu sein.“
„Als Freunde. Natürlich“, kommentierte ich seufzend.
„Komm, ich brauch dich jetzt. Du hast mir gesagt, du wirst mich nie allein lassen. Und wer weiß … ich will dir nichts versprechen …“
„Lass es. Ich denke drüber nach. Mehr kann ich dir im Moment nicht versprechen. Stan kam übrigens mit dem gleichen Angebot.“
„Was? Was bildet der sich ein? Das ich ihm die Wohnung überlasse? Er ist doch durch mich überhaupt erst in die Co-Op gekommen. Das kann er sich abschminken. Ich geh gleich morgen hin und spreche mit denen. Wollen wir doch mal sehen, wem die Wohnung zusteht.“
„Okay, ruf mich dann an. Was machst du eigentlich Freitag?“
„Oh, das Whoop Whoop. Ich geh hin, mit Dennis und Annie. Aber ich hab schon gehört, er wird auch da sein. Er wird die Party ja wieder aufnehmen. Das ist schon okay. Ich werde mich einfach von ihm fernhalten.“
Ihr Gesicht verfinsterte sich für einen Moment.
„Carol wird auch da sein. Um sie haben wir uns auch gestritten. Sie ist ihn verliebt, schon seit Jahren. Sie kreist schon wie ein Geier um ihn, weil er verletzt ist. Ich hasse diese Frau.“
Na, das waren ja schöne Aussichten für die Party.
„Ich hab natürlich meine Party-Klamotten nicht mitgenommen. Kannst du Freitag mit mir in die Wohnung gehen, damit ich mich da umziehen kann?“
„Solange du mir versprichst, dich mit Szenen machen zurückzuhalten?“
„Natürlich. Nach all dem Dreck brauche ich die Party. Und ich hab ja Dennis und Annie, die sich eh schon rührend um mich kümmern, wie um eine kleine Schwester. Die haben aber versprochen, mit aufzubauen und ich will nicht dort sein, bevor die Party richtig losgeht.“
„Okay, wir telefonieren ja vorher noch.“
Wir verabschiedeten uns kurz darauf.
***
Bei der Arbeit kriegte ich meinen neuen Vertrag ausgehändigt, den ich mir in Ruhe durchlesen und dann unterschrieben zurückgeben sollte. Gleichzeitig stapelten sie mir in etwa hundert Bewerbungen für meine alte Stelle auf den Tisch. Sie hatten meine Stelle in der Zeitung ausgeschrieben. Schon in der ersten Woche gab es sechshundert Bewerber. Nun, es war ein unbefristeter Job bei der Regierung, also nicht ganz so wie in Deutschland beamtet sein, aber nahe dran.
Die drei Managerinnen und ich sortierten jeweils zehn Bewerber aus, die in die engere Wahl kamen. Das Spiel würde sich in den folgenden zwei Wochen noch einmal wiederholen. Insgesamt gab es 1400 Bewerbungen. Den Zuschlag kriegte am Ende eine Freundin Karens. Natürlich nur, weil sie am besten für die Position geeignet war. Ich war ein wenig sauer, weil ich mir die Mühe bei der Vorauswahl eigentlich hätte sparen können.
Sara rief mich am Abend an. Sie hatte schlechte Nachrichten, was die Wohnung anging. Die Co-Op wollte keinen von beiden in der Wohnung lassen. Sie hatten ab August zwei Einzelzimmer in WGs frei, in verschiedenen Stadtteilen, eines in Camden, das andere nahe der letzten Wohnung in Islington. Sie war traurig, aber akzeptierte die Entscheidung und bat mich, Stan davon in Kenntnis zu setzen.
Ich war erleichtert, um ehrlich zu sein. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, mit Sara alleine zu leben. Eigentlich hätte ich ja vor Hoffnung verrückt sein müssen. Aber ich war es nicht. Ihre vagen Versprechungen zogen nicht mehr. Ich glaubte einfach nicht mehr daran, dass ich jemals etwas anderes als ihr bester Freund für sie sein würde. Obwohl … Nein, gottverdammt. Ich musste mich jetzt zusammenreißen.
Am Mittwoch rief ich meine Mutter an, was ich nur selten tat, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Es ging ihr nicht so gut, sie war beim Arzt gewesen und er hatte ihr Tabletten gegeben, aber sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, was er ihr als Diagnose genannt hatte. Sie fragte Anton, der es auch nicht mehr wusste. Das klang nicht gut. Sie war nicht einmal siebzig. In Bezug auf ihre Gedächtnisprobleme war ihr „altersgemäße Vergesslichkeit“ von ihrem Hausarzt bescheinigt worden. Daran konnte sie sich gut erinnern.
Nachdenklich spielte ich während des Telefonates mit dem neuen Arbeitsvertrag, von dem ich ihr eigentlich berichten wollte. Ich hatte ihn noch nicht unterschrieben. Auch nach dem Telefonat war ich lange in Gedanken versunken. Es klang, als ob meine Mutter Unterstützung brauchte. Hier saß ich in London, kümmerte mich um eine fremde ältere Dame, um meine Schülerin, meine Freunde, aber meiner eigentlichen Verantwortung wich ich aus.
Ich war auch immer noch verheiratet, weil uns die Scheidung bislang zu viel Aktion gewesen war. Ich hatte in Deutschland einige unabgeschlossene Sachen, die ich einfach hinter mir gelassen hatte. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in England dachte ich ernsthaft an eine Rückkehr. Aber mir war auch klar, dass ich auch nicht gehen konnte, ohne die Geschichte mit Sara abzuschließen. Ich beschloss, die weitere Entwicklung abzuwarten.
Am Freitag stand Sara wie abgesprochen um neun Uhr vor meiner Tür. Wir tranken noch einen Tee und rauchten, bevor wir in ihre Wohnung aufbrachen. Stan war noch da und lud gerade mit Carol sein Equipment in ihr kleines Auto. Wir grüßten uns alle kühl und distanziert. Ich hoffte wirklich, dass sie es schafften, sich auf der Party aus dem Wege zu gehen, oder einen Weg fanden, zumindest höflich miteinander umzugehen.
Ich setzte mich mit Sara in ihr Zimmer, beziehungsweise ihr ehemaliges Schlafzimmer. Dort stand immer noch Stans Hochbett, was er sich aus geklauten Gerüstteilen zusammengebaut hatte, aber er hatte zusätzlich auch noch ein Futon, das er im Wohnzimmer nun als Schlafplatz nutzte. Sie wartete, bis er und Carol verschwunden waren.
„Okay, ich zieh mich jetzt um.“
Ich zündete mir eine Zigarette an und schaute sie unschuldig an.
„Drehst du dich bitte um?“
„Nein.“
„Tom … nicht schon wieder.“
„Du willst mit mir leben? Dann vertrau mir. Ich fasse dich nicht an, bevor du es mir nicht erlaubst.“
„Aber was hat das denn damit zu tun? Du warst mal ein echter Gentleman. Du hast dich verändert. Alle verändern sich, an nichts kann man sich festhalten. Kannst du nicht einfach weiter mein Freund sein?“
„Nein. Das kann ich nicht.“
Sie seufzte. Dann drehte sie mir den Rücken zu und öffnete ihre Bluse.
„Glaub ja nicht, dass ihr dir auch noch extra was zeige.“
„Ich glaub gar nichts mehr. Ein schöner Rücken kann auch entzücken.“
Sie streifte sich das enge Top über, das sie am liebsten auf Partys trug, aus spandex-ähnlichem Material. Eines der wenigen Kleidungsstücke, die sie besaß, die ihre beträchtliche Oberweite auch noch akzentuierten. Sie zögerte eine kurze Weile und drehte mir den Kopf zu. Dann öffnete sie ihre Jeans und zog sie langsam herunter. Ihr kleiner schwarzer Slip wanderte auf der linken Seite etwas nach unten und legte ihre Arschbäckchen frei, aber sie war zunächst viel zu beschäftigt damit, aus ihrer Jeans zu steigen. Erneut drehte sie mir kurz den Kopf zu, bevor sie das Teil wieder geraderückte.
Ich hatte seit über einem Jahr kein Empathie-Erlebnis mehr gehabt und auch in diesem Moment fühlte ich sie nicht. Aber dass sie ihr Mini-Strip genauso erregte, wie mich, spürte ich schon. Sie ließ sich dementsprechend erstaunlich viel Zeit, bis sie ihren engen kurzen Rock anzog. Dann drehte sie sich abrupt um.
„Zufrieden?“
„Nee, ich finde die schwarze Unterwäsche passt nicht zu den Klamotten. Zieh sie aus.“
„Das könnte dir so passen. Sex-Monster.“
„Du hast keine Ahnung, wie wahr deine Einschätzung ist. Aber ich werde brav sein, bis all deine Wunden verheilt sind, das habe ich dir ja versprochen.“
„Gut, das wollte ich hören. Lass uns los, wir brauchen mit der Tube und dem Bus fast eine Stunde, die neue Adresse ist nicht so gut zu erreichen. Das Wegkommen wird sicher auch nicht leicht. Ich werde natürlich mit Dennis und Annie fahren, vielleicht ist ja im Auto noch Platz. Es wird aber bestimmt auch irgendwo eine Afterparty geben. Schade, dass Sam und Andy nicht kommen.“
Sam wollte aufgrund seiner massiven Gesundheitsprobleme vernünftigerweise keine Drogen mehr nehmen. Andy tat es ihm aus Liebe gleich. Er versuchte sogar, sich das Rauchen abzugewöhnen, bislang mit moderatem Erfolg. Wir nahmen dann schon in der Tube eine halbe Pille und warteten dann ätzend lange auf einen Anschlussbus. Es war das erste Whoop Whoop seit langer Zeit, bei dem ich nicht auftreten würde. Also konnte ich auch mal wieder pillenmäßig zuschlagen.
Wir stiegen eine Station zu früh aus und verliefen uns dann auch noch ein wenig. Es war ein Industriegebiet im Osten Londons, also traf man auch nur noch wenige Leute auf der Straße an, die man nach dem Weg fragen konnte. Am Ende trafen wir aber weitere Party-Gäste und fanden gemeinsam die Adresse.
Der kleine Club, in dem die Party stattfand, füllte sich gerade zusehends. Ich lieferte Sara bei Annie und Dennis ab und begrüßte Freunde und Bekannte. Stan tauchte plötzlich neben mir auf und zog mich in einen Nebenraum, wo Robert und Richard, ein weiterer DJ, gerade ein paar Lines zogen. Auch Stan und ich schlossen uns an. Richard lud mich auf seine Afterparty ein. Er hatte ein Haus außerhalb Londons, auf dem Weg nach Brighton, wo er sich auch ein Aufnahmestudio eingerichtet hatte und von dem aus er sein eigenes Label betrieb.
„Du kannst mit uns mitfahren. Carol und ich fahren selbstverständlich auch hin“, meldete Stan an.
Ich sagte zu, obwohl ich wegen Sara ein ziemlich schlechtes Gewissen hatte. Aber wer weiß, vielleicht würde sie ja auch mit Dennis und Annie dorthin fahren. Es entschärfte auch ein wenig die Tatsache, dass Stan mit Carol durch die Gegend zog, wenn ich dabei saß. Richard gab mir dann auch noch etwas LSD, denn er wusste, wie geil ich das in Kombination mit E fand.
Ich nahm es zusammen mit meiner ersten ganzen Pille und begab mich noch einmal kurz zu Sara, die sich schon recht gut zu amüsieren schien, auf jeden Fall lächelte sie viel. Ich beschloss, ihr zunächst nichts von der Afterparty zu erzählen, um ihr nicht die gute Laune zu verderben. Ich befürchtete aber in den ersten Stunden schon, dass Stan sich offen mit Carol amüsieren würde und damit eine unangenehme Situation kreierte.
Das tat er aber nicht. Er tanzte einige Male kurz mit ihr, war dann aber die meiste Zeit im Chill-Out Raum und ließ sich an der Tanzfläche, wo auch Sara sich befand, kaum sehen. Mir tat Carol fast schon ein wenig leid, weil er sie da so alleine ließ, also begab ich mich in ihre Nähe. Sie war nett, ganz offen und extrem gut gelaunt, freute sich auch sichtlich darüber, dass ich mich mit ihr abgab, denn Stan hatte ihr mit Sicherheit von der gegenwärtigen Konstellation berichtet.
Wir unterhielten uns auch eine Weile, so gut das in dem Lärm dort ging. Auch sie beschäftigte sich mit Meditation. Und Thai Chi. Im Verlauf der nächsten Stunde konnte ich Stan langsam verstehen. Das war eine Klassefrau. Sie wollte Psychologie studieren, in Oxford, hatte gerade auch ein Stipendium erhalten. Na ja, und dann haute mich mein kleiner Drogencocktail erst einmal aus meinem Schädel und auf die Tanzfläche, wo ich dann den Rest der Nacht verbrachte.
Sara kam zu mir, als ich dann gegen vier Uhr noch mal Wasser holen ging.
„Es gibt eine Afterparty bei Richard. Ich fahr mit Dennis und Annie dorthin. Es ist außerhalb Londons, aber wenn du Lust hast … er hat bestimmt nichts dagegen wenn du mit uns mitkommst.“
„Er hat mich schon eingeladen. Ich fahre mit Stan und Carol hin. Ich hoffe, das ist okay für dich?“
„Natürlich. Schließlich seid ihr Freunde. Aber ich freue mich, dass du auch da sein wirst. Ganz wohl ist mir nicht bei der ganzen Geschichte. Er ist vorhin zu mir gekommen, hat sich entschuldigt und gefragt, ob es okay ist, wenn er dort auch mit ihr hinfährt. Eigentlich finde ich es ja nicht so gut … aber wenn er so nett fragt, was hätte ich denn sagen sollen? Ich hoffe nur, ich mach nichts Dummes. Du passt auf mich auf, ja? Ich bin ganz schön breit.“
„Versprochen. Sofern das in meinem Zustand möglich ist. Ich hab von Richard noch etwas Acid bekommen.“
„Oh Tom … du übertreibst es immer auch gleich.“
„Es ist sagenhaft. Du musst gerade reden.“
Wir umarmten ums, wie wir es oft auf E getan hatten. Diesmal war es anders. Diesmal hatte es einen Hauch von Sexualität und es ging nicht nur von mir aus. Und wir konnten uns auch nicht voneinander trennen, bis Dennis neben uns auftauchte und uns misstrauisch beäugte. Er bekam auch schnell eine kurze Umarmung von ihr und dann gingen wir alle zurück auf die Tanzfläche.
Der Morgen begann mit einigen Wolken, aber immer öfter kämpfte sich die Sonne zwischen ihnen hindurch und beschien die Partygänger, die entweder nach Hause oder auf eine der Afterpartys gingen. Ich verabschiedete mich von Sara und ihren beiden Body-Guards, da sie schon vor uns losfuhren, während ich mit Carol auf Stan wartete, der sein Equipment abbaute. Sie lieh mir ein T-Shirt, weil ich mein Seidenhemd zu spät ausgezogen und völlig nassgeschwitzt hatte. Wenn die Sonne nicht da war, fröstelte ich trotzdem noch.
Ich war noch nicht ganz nüchtern, aber auch nicht mehr breit, in einem angenehm benommenen Zustand. Aufmerksam betrachtete ich Carol. Sie grinste mich an.
„Was guckst du mich denn so an?“
„Du bist hübsch. Und gut drauf. Langsam verstehe ich Stan. Es ist richtig was Ernstes zwischen euch, nicht wahr?“
„Ich hoffe es zumindest. Ich weiß, du bist Saras Freund und alles … aber die Frau macht ihn unglücklich …“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich freue mich aber, dass er mit dir den perfekten Ausweg aus dieser Geschichte gefunden zu haben scheint.“
„Ich hoffe mal, ich bin für ihn mehr als nur ein Ausweg.“
„Sorry, so meinte ich das nicht. Hm … langsam kann er ja auch mal kommen.“
Das tat er dann auch wenig später. Sie küssten sich im Auto, bevor wir losfuhren. Das war schon etwas komisch. Die Fahrt durch die vergleichsweise leeren Straßen mit den ständig wechselnden Lichtverhältnissen hatte etwas Hypnotisches. Ich fühlte mich auf der Rückbank sauwohl. Wir warfen prompt noch jeder eine halbe Pille ein, um für die Afterparty gerüstet zu sein. Das Erlebnis zu verlängern und den großartigen Abend gemütlich ausklingen zu lassen.
Das Haus war riesig und Richard zeigte mir stolz sein Studio. Steve, auch einer der DJs, die regelmäßig auf dem Whoop auflegten, war im Garten schon wieder am mixen, ruhige, verträumte Tunes, die zum Abhängen und Runterkommen optimal waren. Im Haus ging derweil das Anstellen für die Dusche los, da wir alle auf dem Whoop ordentlich geschwitzt hatten und Richard und seine Frau alle die es wünschten, mit einem Handtuch und zur Not auch Frischwäsche versorgten.
Ich erfuhr von Annie, die im Haus abhing, dass Sara gerade am Duschen war. Ich ging zunächst einmal in den Garten. Garten ist untertrieben. Es war ein Stück Land, das an ein Feld grenzte, gut abgeschirmt durch Hecken und Bäume, aber mit dem Blick auf einen offenen, ländlichen Horizont. Es versprach ein richtig warmer Tag zu werden, sogar um neun Uhr, als wir dort ankamen, waren es schon fast zwanzig Grad und in der Sonne auch herrlich. Einige bedienten sich der Liegestühle und anderer Sitzgelegenheit, die Richard dort aufgebaut hatte; Carol, Stan und ich saßen zunächst im Gras.
Ich unterhielt mich kurz mit Carol über Tai Chi und Yoga, führte auch einen Sonnengruß und einen Kopfstand mit meinem breiten Kopf durch, was auf der unebenen Grasfläche gar nicht so einfach war. Dann tobte ich eine Weile mit Richards Hund rum, warf Stöckchen und entfernte mich mit ihm ein wenig von der Gruppe. Der junge Schäferhundsmischling hatte schnell einen Narren an mir gefressen und kam immer wieder mit seinem Stöckchen zum Spielen an, ließ sich auch bereitwillig und lange von mir streicheln.
Ich saß mit ihm etwas abseits im Gras und kraulte ihn, hatte auch bereits wieder das T-Shirt ausgezogen, auch wenn mir das vermutlich einen Sonnenbrand einbringen würde. Sara kam aus dem Haus und setzte sich zu mir, beziehungsweise mir gegenüber.
„Oh, hast du einen neuen Freund?“
„Ja, er scheint mich zu mögen. Aber mach dir keine Gedanken … wir sind nur Freunde.“
„Sehr witzig. Warst du schon duschen? Es ist herrlich. Ich fühle mich großartig.“
„Nein, ich gehe, wenn die ersten Schlangen sich aufgelöst haben. Es freut mich, dass es dir gut geht.“
„Fast ein wenig zu gut“, meinte sie und änderte leicht ihre Sitzposition. Fuck. Sie trug kein Höschen.
„Ehm …“
Sie sah an mir vorbei und öffnete ihre Beine noch etwas weiter.
„Ich hab aus dem Fenster deine Yogaübungen gesehen, zusammen mit Richard. Und das mit deinem breiten Kopf. Das sah großartig aus.“
„Danke für die Blumen … und die Aussicht.“
Jetzt wurde sie doch rot.
„Gern geschehen.“
„Sara … du hast mich gebeten, dich zu stoppen, wenn du was Dummes tust …“
„Ja, das hab ich.“
„Ich würde an deiner Stelle deine Vorstellung auf mich beschränken, wenn du verstehst, was ich meine …“
Sie schloss ihre Beine wieder.
„Hast ja recht. Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist. Ich … ich war neugierig, wie sich das anfühlt … verstehst du? Ich fand die Idee richtig aufregend … seitdem Adriana damals … und als wir dann …“
„Es ist aufregend. Ich werde jetzt auch eine Weile nicht zu den anderen können, wenn du verstehst, was ich meine. Aber ich glaube nicht, dass es beim Rest der Runde so gut ankommen würde, verstehst du?“
„Ja, du hast natürlich Recht. Ich geh gleich rein und zieh mir mein Höschen wieder an.“
„So eilig ist es nun auch nicht.“
Sie lächelte verschüchtert. Aber dann flashte sie mich noch einmal kurz. Sie hatte einen ungestutzten, aber natürlich schmalen Busch. Mehr wie eine dunkle Linie war von ihrer Pussy nicht zu sehen, aber es reichte auch schon so, um mir das Blut in den Schwengel zu pumpen.
„Und das regt dich jetzt wirklich auf?“ fragte sie zögernd, obwohl ihr Blick auf meine stattliche Beule ihr die Frage auch so beantwortete.
„Ja, das regt mich wirklich auf … wollen wir vielleicht ein bisschen mit dem Hund spazieren gehen?“
„Ich weiß nicht … vielleicht … ich zieh mich besser wieder anständig an … versteh mich nicht falsch … ich würde schon … ich … es wäre jetzt nicht richtig … ich bin durcheinander.“
„Ich meinte wirklich nur spazieren gehen. Wenn ich deine augenblickliche Konfusion ausnützen würde, wäre ich deiner nicht wert.“
Klang pathetisch, zugegeben. Aber ich meinte es so. Insgeheim hoffte ich aber natürlich doch, dass wir beide noch zusammen schwach werden würden. Sie stand zögernd auf.
„Danke. Ich geh erst mal ins Haus und zieh mir den Schlüpfer wieder an. Da drüben kommt Robert. Bin gleich wieder da.“
Ich setzte mich zu der Gruppe, bei der Robert sich niederließ und baute einen Spliff. Stan und Carol lagen etwas abseits und sahen sich verliebt an. Stan gesellte sich schließlich kurz zu uns.
„Wir hauen denn ab. Ich geh mit zu Carol, zu ihren Eltern. Die sind nicht da und sie soll eigentlich auf ihre kleine Schwester aufpassen, die wahrscheinlich mit ihren kleinen Freunden wilde Partys gefeiert hat … wie geht es Sara?“
„Sie scheint fast ein wenig zu gut drauf zu sein.“
Er krauste die Stirn, fragte aber nicht weiter nach.
„Okay, ich melde mich bei dir. Du kannst ihr sagen, dass ich wohl für längere Zeit weg sein werde. Wir fahren jetzt erst einmal dorthin, damit ich die DAT-Maschine und alles abladen kann. Also kann sie meinethalben die Wohnung nutzen.“
„Ich werde es ihr sagen.“
Auch Carol kam noch kurz vorbei und umarmte mich, gerade als Sara wieder aus dem Haus kam. Dann machten sich die Beiden schnell aus dem Staub. Na, zumindest die Beiden würden Sex haben. Ich hatte mich mit meinem Anflug von Vernunft ja wohl schon wieder um alle Aussichten gebracht. Ich setzte mich zu ihr und Annie.
„Sie sind weg. Er lässt dir ausrichten, dass er für längere Zeit nicht mehr in der Wohnung sein wird.“
„Das hab ich mir doch gedacht. Sie verliert keine Zeit.“
Ich blinzelte sie noch an und schloss dann meine Augen, die sich plötzlich schwer und müde anfühlten. Ich hörte, wie sie sich leise mit Annie und ein wenig später auch mit Dennis unterhielt, aber mir war nun nicht mehr nach reden. Ich lauschte der Musik und genoss die Sonne.
Erst am späten Nachmittag fuhren wir zurück. Nun war ich von allen Drogen runter und nur noch müde. Das ging uns allen so. Wir holten uns noch ein indisches Take-Away und aßen in Saras Wohnung, die tatsächlich leer war. Dennis und Annie versuchten sie zu überreden, doch noch mit ihnen zu kommen, aber sie wollte dort bleiben. Dennis sah mich durchdringend an.
„Sollen wir dich mitnehmen? Wir wollen jetzt los.“
Ich hielt seinem Blick stand.
„Nein, die paar Schritte kann ich auch laufen. Ich werde mich aber auch bald abseilen.“
Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Obwohl die Beziehung mit Stan nun scheinbar endgültig den Todesstoß versetzt bekommen hatte, fand er es nicht in Ordnung, dass ich nun nachsetzte. Darum fügte ich beruhigend hinzu:
„Ich passe schon auf sie auf. Und sorge dafür, dass sie nichts tut, was sie hinterher bereut.“
Er nickte und die Beiden zogen ab.
„Okay, einen Tee trinke ich noch mit dir und dann haue ich auch ab.“
Sie schien erleichtert.
„Das ist wohl auch besser so.“
„Du möchtest, dass ich bleibe?“
„Nein, ich bin wirklich müde … aber hast du morgen schon was vor?“
„Nein, warum?“
„Wollen wir nach Brighton? Das Wetter ist doch so schön. Ich liebe das Meer. Und jetzt hab ich doch das Auto.“
„Welches Auto?“
„Na, das alte von Dennis. Hab ich dir das noch gar nicht erzählt?“
„Nein, du hältst dich ja gern bedeckt. Na ja, meistens jedenfalls.“
Sie lief rot an.
„Dafür werde ich mich schon genug schämen, zieh mich bitte nicht auch noch damit auf.“
„Dafür brauchst du dich überhaupt nicht zu schämen, im Gegenteil. Ich beglückwünsche dich, auch mal über deinen Schatten gesprungen zu sein. Das hat dich bestimmt einiges an Mut und Überwindung gekostet.“
„Das stimmt. Ich muss dir noch danken … dass du die Situation nicht ausgenutzt hast.“
„Keine Ursache. Sobald ich in meiner Wohnung bin, werde ich mir wahrscheinlich aber erst einmal dafür in den Hintern treten, bis ich müde bin. Und wenn das nicht hilft, denke ich einfach an das Gesehene und hol …“
„Hey … das will ich nicht hören.“
„Das sagst du immer wieder. Aber dein ganzes Verhalten …“
„Ich sag ja, dass ich mich dafür schäme.“
„Du schämst dich dafür, eine begehrenswerte Frau zu sein, mit Bedürfnissen und Gefühlen?“
„Offensichtlich nicht begehrenswert genug.“
„Ach, die Vorstellung war für ihn gedacht? Das ist natürlich etwas anderes …“
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein … es war für mich gedacht … ich wollte es … ich wollte sehen, wie sich das anfühlt …“
Wir redeten uns beide gerade wieder heiß. Das wurde uns wohl gleichzeitig bewusst.
„Ich glaube, du solltest jetzt wirklich besser gehen. Ich bin echt müde. Wann wollen wir los morgen? Um zehn? Oder ist dir das zu früh? Es ist etwas mehr als eine Stunde Fahrt von hier, und wir müssen ja erst noch zu Dennis und Annie. Das Auto steht da.“
Ich stimmte zu und verabschiedete mich mit einer langen Umarmung. Meine Haut spannte unangenehm unter dem T-Shirt, also hatte ich mir wohl tatsächlich einen Sonnenbrand besorgt. Ich war auch nicht zum Duschen gekommen, da ich die letzten Stunden dort nur noch im Schatten abgedöst hatte.
***
Wir verbrachten einen herrlichen Tag in Brighton, auch wenn ich ob meines Sonnenbrandes anfänglich ganz schön litt. Sara war wie Chris auch nicht gerade eine erfahrene Fahrerin, fuhr aber deutlich sicherer und entgegen ihrer sonstig tüddeligen Art auch erstaunlich konzentriert. Man konnte natürlich noch nicht in der Nordsee baden und auch die Sonne verschwand öfter hinter Wolken, aber das Meer war wirklich beruhigend. Wir saßen auf dem Kieselstrand und mussten ein paarmal weiter nach hinten ziehen, weil das Wasser näher kam.
Wir gingen anders miteinander um, als sonst, schon wie enge Freunde, aber durchaus noch intimer, noch intensiver. Das brachte mich ganz hübsch durcheinander. Für einige wunderschöne Stunden träumte ich wieder von einer Beziehung mit ihr. Wir aßen Chips und frischen Fisch, beziehungsweise ich kostete nur mal kurz von ihrem, da ich mich eigentlich wieder rein vegetarisch ernährte. Aber in diesen Momenten war ich zu so ziemlich allem bereit.
Wir unterhielten uns auch über die Wohnung und die Zeit nach Stans Rückkehr.
„Ich weiß nicht, wie das ablaufen soll. Er kann ja zu ihr ziehen.“
„Ich glaub, das wird nichts. Sie hat mir beim Whoop erzählt, dass sie sich eine Wohnung in Oxford sucht. Im Augenblick lebt sie ja bei ihren Eltern.“
„Jetzt nach der Trennung da mit ihm allein in der Wohnung zu leben … ich hab richtig Angst.“
„Du könntest wieder zu mir ziehen.“
„Danke … aber das ist mein Zuhause, verstehst du? Ich will ihm das auch nicht einfach so überlassen, auch wenn wir im August eh raus müssen. Schließlich ist es seine Schuld, nicht meine.“
„Ihr braucht sozusagen einen Anstandswauwau.“
„Was meinst du damit?“
„Jemanden, der euch von jedweden Dummheiten abhält.“
„Ich verstehe immer noch nicht.“
„Nun … ich könnte ja mit einziehen.“
„Du meinst, mit mir das Zimmer teilen? Ich glaub nicht, dass Stan das recht wäre. Du hast überhaupt keine Ahnung, wie sehr er dich bewundert und wie eifersüchtig er auf dich auch ist.“
„Ich kann mir ja mit ihm das Wohnzimmer teilen. Da ist doch eh mehr Platz.“
„Ja … aber warum? Du hast doch deine Wohnung … du willst das nur für mich tun?“
„Für euch beide. Vielleicht auch für uns beide.“
Sie schwieg betroffen. Man konnte sehen, wie es in ihr arbeitete.
„Tom, das ist ganz lieb … ich weiß aber nicht, ob ich das annehmen kann. Und stell dir das nicht so leicht vor … ich merk doch, wie du mich wieder ansiehst … es wird sich nichts abspielen, verstehst du? Schon gar nicht vor seinen Augen. Ich … es wird sicher lange dauern, bevor ich jemandem wieder genug vertrauen kann, um mit ihm wirklich zusammen sein zu können.“
„Ich hab dich nie anders angesehen. Du hast es nur nie bemerken wollen.“
„Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich jemals anders ansehen werde … gut, ich fühle … mich schon manchmal angezogen … aber wenn das vergeht, sehe ich dich immer noch wie einen Bruder … ich weiß nicht, ob sich das jemals ändern wird. Vielleicht waren wir in einem vorherigen Leben ja mal Geschwister …“
„Man hat auch schon von fickenden Geschwistern gehört.“
„Tom … sowas sagt man doch nicht.“
„Sei’s drum. Wollten wir nicht noch nach Massageöl in dem Laden gucken, von dem du mir berichtet hast?“
„Ja, der macht bestimmt bald zu. Lass uns los.“
Die meisten Läden waren geschlossen, nur einige mit Touristen-Verkehr wie Kunsthandwerk und eben auch dieser Laden waren geöffnet. Wir nahmen etwas herkömmliches Öl und auch etwas Ungewöhnliches, was wir beide nicht kannten, nämlich ein wie ein Stück Seife aussehendes festes Massagezeug, was von der Körpertemperatur flüssiger werden würde und sich leicht verteilen ließ, wie uns die Verkäuferin berichtete. Sie gab mir auch eine Salbe gegen meinen Sonnenbrand.
Wir machten uns auf die Heimfahrt.
„Probieren wir das Zeug heute noch aus?“
„Du willst, dass ich dich massiere? Ich weiß nicht“, meinte sie vorsichtig.
„Warum, hast du Angst, dass ich davon geil werde? Du hast mich doch wohl mehr als nur einmal massiert.“
„Aber noch nie allein.“
„Oder hast du Angst, dass du davon geil werden würdest?“
„Ich hab dir doch gesagt, es spielt sich nichts ab.“
„Dann ist es doch okay, wenn wir das beide wissen …“
„Ich überlege es mir. Jetzt lass mich aber, ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren.“
Wir redeten für den Rest der Fahrt über Musik. Ich hatte ihr ein Tape von unserem Lieblings-DJ John Digweed mitgebracht, das sie noch nicht kannte. Sie war begeistert.
„Tja, wenn du bei uns wohnen würdest, könnte ich ja auch mal deine Decks ausprobieren. Wenn keiner zuhört, heißt das.“
„Ein Grund mehr. Müssen wir nicht hier rechts weiter?“
„Nein. Ich kenn den Weg ganz gut. Das ist eine Einbahnstraße, da kommen wir nicht weiter. Ganz London ist so, verrückt. Ich bin froh, dass wir noch im Hellen zurückkommen, ich fahr nicht gern nachts.“
„Nun, es war doch ein wunderbarer Tag. Vielen Dank. Wir haben Ewigkeiten nicht mehr so einen schönen Tag miteinander verbracht.“
„Stimmt. Wollen wir denn noch zu mir? Ich … ich hab fast ein wenig Angst, allein in der großen Wohnung. Aber ich muss mich ja wohl dran gewöhnen.“
„Mach es mir doch schmackhaft … massiert du mich?“
Sie warf mir einen schnellen Blick zu.
„Okay. Aber nur den Rücken.“
„Ich würde das Öl auch gern probieren, du kannst ja das neue Zeug nehmen.“
„Gut. Ich sag auch dazu ja. Wenn du mir versprichst, nicht mehr zu probieren.“
„Ich werde der perfekte Gentleman sein. Aber ich hab keine solchen Beschränkungen. Ich massier dir alles, was du willst.“
Wir mussten gerade an einer Ampel halten. Sie warf mir einige verstohlene Seitenblicke zu.
„Mir reicht auch der Rücken. Ich hab Hunger. Ich glaube, wir haben nicht mehr viel im Haus. Wollen wir uns auf dem Weg noch irgendwas mitnehmen? Ich hab eigenartigerweise Appetit auf Hamburger.“
„Ich komischerweise auch.“
„Auf Fleisch? Oder einen Veggie-Burger?“
„Fleisch.“
„Wie kommt das denn? Na ja, du musst es ja wissen. Okay, da ist ein Burgerladen. Springst du raus? Ich will nur zwei Cheeseburger.“
Tatsächlich aß ich drei davon, mit ziemlichem Appetit, aber mit etwas schlechtem Gewissen. Es hatte den Vorteil, mich von der langsam wachsenden und uns beide etwas nervös machenden Spannung abzulenken. Wir tranken einen Tee im Wohnzimmer ihrer Wohnung, also eigentlich „seinem“ Zimmer und rauchten einen kleinen Spliff.
„Okay, du zuerst“, meinte sie schließlich und holte die Papiertüte mit dem Massagekram hervor. Ich zog mein T-Shirt aus. Meine Front war noch immer feuerrot von der Afterparty, bis zu den Schultern, am Rücken hatte ich nichts abbekommen.
„Oh je“, kommentierte sie. „Vielleicht solltest du erst einmal da vorne die Salbe draufmachen.“
„Mach du doch“, forderte ich sie heraus.
Sie legte den Kopf schräg und sah mich lange an. Dann seufzte sie und verteilte zu meiner Überraschung tatsächlich die etwas streng riechende, aber sofort kühlende Salbe. Die Schultern und meine Brust versorgte sie zunächst relativ gemütlich, bei meinem Bauch wurde sie deutlich nervöser und schneller.
„Danke Schwesterlein“, ermunterte ich sie. Sie lächelte unsicher und holte das seifenähnliche Stück, das ein wenig nach Schokolade roch, weil auch Kakao darin enthalten war. Ich legte mich auf den Bauch und genoss ihre zögerlichen Versuche, das Zeug aufzutragen.
„Das geht gar nicht richtig“, meinte sie nach kurzer Zeit. „Man gleitet gar nicht wirklich.“
„Sorry. Fühlt sich trotzdem gut an.“
„Hm … ist aber sehr anstrengend. Reicht das?“
Sie hatte mich vielleicht fünf Minuten massiert. Etwas enttäuscht drehte ich mich um.
„Du gibst ja schnell auf. Okay. Dann eben nicht. Du bist dran.“
Sie saß ein paar Momente wie versteinert. Dann gab sie sich einen Ruck und zog ihre weite Bluse über den Kopf. Sie wartete einen Moment. Für gewöhnlich sah ich in diesen Augenblicken zur Seite, damit sich die zu Massierende ihres BHs entledigen und sich auf ihre Vorderseite legen konnte. Ich sah sie fest an. Sie schluckte und öffnete ihren BH, zögerte noch ein paar Sekunden, zog ihn dann schnell ab und legte sich schnell auf ihre Vorderseite.
„Was bist du denn so schüchtern? Auf der Afterparty warst du deutlich zeigefreudiger.“
„Fang nicht wieder damit an. Das hätte ich nüchtern nie gebracht, hörst du? Und nun fang bitte an, mir wird kalt.“
„Fang an, fang nicht an … was ich dann dir so liebe, ist deine wunderbare Konsequenz.“
Ich verteilte ein paar Tropfen des neuen Öls auf ihrem wunderschönen, fast zerbrechlich wirkenden Rücken und massierte es langsam und gründlich ein.
„So okay?“
„Du brauchst gar nicht so viel Druck ausüben, Frauen sind meist nicht so verspannt wie Männer, weißt du? Bei euch muss man immer richtig arbeiten.“
Sie nahm ihr langes, leicht rötlich schimmerndes Haar zur Seite, damit ich besser an Schultern und Hals kam. Sie färbte es ab und zu leicht mit Henna nach. Ich hielt mich dort eine Weile auf und kehrte dann zu ihrem unteren Rücken zurück. Ich spürte, wie sie unter mir gefror, als ich den Reißverschluss ihres kurzen Rocks öffnete.
„Was machst du?“
„Ich brauch etwas mehr Platz.“
Das war nichts ungewöhnliches, das tat sie und Stan genauso. Sie hob auch folgsam ihr Becken etwas an, als ich ihr Rock und Höschen marginal nach unten schob. Bis dahin war es eine eher normale Massage gewesen. Jetzt fing ich an, ihren Rücken zu verwöhnen, wie ich es bei Sitaram getan hatte. Dabei berührte ich auch ihre Brüste von der Seite. Sie protestierte sofort.
„Das ist nicht mehr mein Rücken.“
„Wie schrecklich. Ich bitte tausendmal um Verzeihung. Und ich gebe zu bedenken, dass du noch immer die Wahl hast … ich kann jetzt aufhören, oder dir den Rest deines Körpers massieren.“
„Was meint du, den Rest?“
Ich hakte mich in ihren Schlüpfergummi ein und zog ihn sanft aber unwiderstehlich nach oben.
„Nun … zum Beispiel könnte ich deinen hübschen kleinen …“
„Untersteh dich. Wir hatten uns auf Rücken geeinigt.“
„Natürlich. Du hattest dich auf Rücken geeinigt. Ich gebe dir weitere Optionen. Nur massieren, nichts weiter. Und nur deine Rückseite. Versprochen.“
„Nein. Das will ich nicht. Das ist … zu intim. Du würdest mich ja quasi nackt sehen.“
„Wie schrecklich. Wenn du Angst davor hast, dass ich geil werde, kann ich dich beruhigen. Das bin ich schon. Wenn du Angst davor hast, dass du …“
„Kommt nicht in Frage. Ich finde es unmöglich, dass du es wieder probierst, obwohl ich dir ganz klar gesagt habe, dass sich nichts abspielen wird.“
„Vergib mir, dass ich ein Mann bin. Ein Mann, der einer wunderschönen Frau nur etwas Gutes tun will.“
Sie schwieg eine Weile. Ich seufzte und deckte ihren Rücken mit einem Tuch ab, setzte mich neben sie und zündete mir eine Zigarette an.
„Okay“, meinte sie plötzlich. „Aber wehe, du fasst Dinge an, die ich dir nicht erlaube.“
Huch? Jetzt war ich wirklich verblüfft. Die Zigarette wanderte umgehend wieder in den Aschenbecher. Mit zitternden Fingern zog ich ihren Rock und dann ihr Höschen runter, wobei sie mich mit Anheben ihres Beckens tatkräftig unterstützte. Fassungslos bestaunte ich ihren kleinen Prachtarsch.
„Vergiss das Massieren nicht.“
„Ach ja, das Massieren. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du den schönsten Hintern der Welt hast?“
„Nein. Und das stimmt ja wohl auch nicht ganz. Aber danke für das Kompliment.“
Ich nahm etwas Öl auf meine Hände und verteilte auch ein paar Tröpfchen auf ihrem Po und ihren Oberschenkeln. Ich fing an sie zu massieren. Was man so massieren nennt. Verspannungen gab es da nicht zu beseitigen. Ich begann zunächst nur das Öl gleichmäßig zu verteilen. Ließ meine Hände unablässig von ihren drallen Pobacken zu ihren Schenkeln wandern. Fokussierte meine Zuwendungen dann ausschließlich auf ihren Allerwertesten, zog ihre knackigen Bäckchen massierend auseinander, während ich auf die freigelegte kleine Rosette und dem Ansatz ihrer Zaubermaus starrte.
Ich atmete schwer, was ich manchmal beim Massieren gerade von Männern vor Anstrengung tue. Die einzige Anstrengung hier war mich nicht auf sie zu stürzen. Oh mein Gott. Auch ihr Atem ging schneller, als ich in unmittelbarer Nähe ihrer Muschi meine Hände nach innen gleiten ließ, um ihre Schenkel etwas weiter zu öffnen.
Erst sperrte sie sich leicht, verkrampfte, ließ es dann aber doch geschehen. Ich spreizte meine Finger weit ab und ließ sie über die Rückseite ihrer Schenkel gleiten, während ich wie hypnotisiert auf das Zentrum ihrer Weiblichkeit starrte, das sich unter dem Spannen und Entspannen der darum liegenden Haut zu bewegen schien, die dunklen Schamhaare zum Teil an ihren Schenkel kleben sah. Ein Indiz dafür, wie feucht sie war.
Ich glitt bis zu ihren Waden herunter und dann fast in Zeitlupe wieder aufwärts.
„Eigentlich massiert man immer nur vom Herz weg“, warf sie überraschend ein.
„Fühlt sich das wie Massieren an?“
„Nein, nicht wirklich.“
„Gefällt es dir?“
„Ja, sehr.“
„Soll ich weitermachen?“
„Ja bitte. Aber … halt dich bitte an unsere Abmachung.“
„Warum tust du uns das an?“
„Was meinst du?“
„Du willst es, ich will es. Körper lügen nicht, Sara.“
Wie zum Beweis knete ich so an ihr herum, dass ich noch eine deutlichere Sicht ihrer erstaunlich kleinen Schamlippen bekam. Sie war richtig nass.
„Ich kann nicht“, kam es gequält zurück. Okay. Das war nicht was ich hören wollte. Aber ich verstand sie, irgendwie. Die Geschichte mit Stan war für sie auch noch nicht abgeschlossen.
„Okay, dann genieße, was du kannst. Ich will dich zu nichts überreden oder drängen.“
Ich machte mir etwas mehr Öl auf die Finger und führte mein Werk fort. Sie stöhnte leicht.
„Danke …“, hauchte sie und gab sich wieder den Empfindungen hin. Erst nach weiteren zehn Minuten Auf- und Abgleitens an ihren wunderschönen Schenkeln änderte ich meine Stellung und massierte ihr zum Abschluss ihre Füße. Das war jedoch schon wieder eine richtige Massage. Mal abgesehen davon, dass man dabei für gewöhnlich nicht in ein Bärenauge starrt. Ich fühlte nichts von ihr, aber ich glaube sie hatte irgendwie auch eine kleine Exhibitionistin in sich entdeckt.
Sie genoss es, dass ich sie anstarrte. Es kostete mich einige Überwindung, sie schließlich fachgerecht mit einem Tuch zu bedecken und mir die Finger etwas abzuwischen, damit ich mir eine Zigarette anzünden konnte.
„Danke Tom. Für alles. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich wäre. Du bist der beste Freund, den eine Frau sich wünschen kann.“
Der Spruch war sicher lieb gemeint, aber er tat weh. Freund. Frustrierter Freund, mit glitschigem, schmerzenden und immer noch reichlich geschwollenen Schwanz, in seiner für diese Aktion viel zu engen Hose.
„Ich rauche noch auf und geh dann nach Hause.“
„Du … du kannst auch hier schlafen … wenn du versprichst …“
„… brav zu sein. Das kann ich aber nicht. Darum gehe ich nach Hause und stelle mir vor, wie es sein würde, wenn ich nicht brav wär. Bis ich zumindest physisch eine Erlösung fühle. Tut mir leid, aber auch das musst du mal begreifen. Du löst Dinge in mir aus.“
„Das tut mir auch leid. Was soll ich denn machen? Ich kann nicht mit dir schlafen. Es geht einfach noch nicht. Versteh mich doch bitte.“
„Das tue ich doch“, entgegnete ich, während ich mir mein T-Shirt über den Kopf zog.
„Bringst du mich noch zur Tür?“
Sie dreht mir überrascht ihr Gesicht zu, nachdem sie zuvor in die andere Richtung gesehen hatte.
„Ich bin nackt.“
„Eben. Bringst du mich noch zur Tür?“
Ihr Lächeln kann ich nur als das eines unartigen Schulmädchens beschreiben. Sie stand langsam auf, schlang aber das Tuch um sich.
„Okay, ich bring dich zur Tür.“
Na warte. Ich bewegte mich gemächlich zur Tür und sie dackelte hinterher.
„Krieg ich einen Kuss zum Abschied?“
„Ich weiß nicht …“
„Kriege ich das Tuch zum Abschied?“
Ihr Lächeln vertiefte sich. Dann gab sie sich einen Ruck und öffnete das buntbedruckte Baumwolltuch und ließ es von ihren Schultern gleiten. Sie lehnte sich gegen die kleine Wand, die an den Türrahmen anschloss, den Mund leicht geöffnet und in meinen bewundernden Blicken badend.
„Oh mein Gott, bist du schön …“
Sie hatte ihre Arme vor ihren Brüsten verschränkt, aber der Satz ließ sie dann zur Seite sinken. Sie hatte große und sehr wohlgeformte Brüste, mit großen dunklen Vorhöfen und ebensolchen Brustwarzen. Sie gab mir noch eine Minute sie zu bestaunen und bückte sich dann blitzschnell, um das Tuch wieder aufzunehmen und um sich zu wickeln.
„Okay. Danke Sara. Für einen wundervollen Tag. Und dein Vertrauen. Und diese herrlichen Aussichten heute … das Meer … und andere Feuchträume …“
Sie kicherte leise. Dann drehte sie schnell die Tuchenden zusammen, machte einen Knoten und schlang ihre Arme um mich. Sie küsste mich schnell auf die Wange und öffnete die Tür.
„Rufst du mich nach der Arbeit an? Ich werde wohl nachmittags zu Dennis und Annie fahren, um meine Sachen zu holen.“
„Okay. Schlaf schön.“
„Sogni d’oro.“
„Ich fürchte, meine Träume werden deutlich mehr fleischfarben sein“, gab ich zu bedenken. Dann ging ich mit richtig weichen Knien nach Haus. Alter Verwalter. Was für eine Abfahrt.
***
Am nächsten Tag bei der Arbeit war ich in einer komischen Stimmung. Sehr nachdenklich, irgendwie ganz ruhig und trotzdem total aufgewühlt. Ich fühlte, dass sich die Dinge bald entscheiden würden. So oder so. War ich wirklich endlich auf der Gewinnerstraße mit Sara, oder war das nur das Vorspiel zu einer weiteren herben Enttäuschung? Gut, sie fühlte sich jetzt auch sexuell von mir angezogen, aber ich hatte das Gefühl, sie genoss es einfach, sich und ihre eigene Sexualität zu erforschen, wo sie sich sicher fühlte.
„Tom … du hast den Vertrag dabei? Die Leute in der IT-Abteilung werden langsam nervös. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“
Ich hätte nicht einmal gemerkt, dass Betty neben mich getreten war. Wie lange rührte ich wohl schon den gottverdammten Tee um?
„Oh. Nein, ich hab ihn nicht mit.“
Und dann, ohne auch nur für eine Sekunde drüber nachzudenken.
„Ich werde ihn auch nicht unterschreiben. Es tut mir leid, aber ich hab andere Pläne.“
„Was? Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Was ist denn los? Ist etwas passiert?“
„Ja und nein. Eventuell gehe ich zurück nach Deutschland …“
Ich erzählte ihr, warum. Auch, dass sich genauso gut etwas anderes entwickeln konnte und ich doch in London blieb, dann aber nicht wirklich mein Leben mit Computern und Programmieren beenden wollte. Es war mir völlig klar, dass sobald ich in der Abteilung anfing, mein Leben entschieden war. Einen Job beim Council, zudem einen so gut bezahlten, gibt man nicht mehr auf.
Sie schien einiges nachvollziehen zu können, aber nicht alles. Ich aber hatte einen Moment absoluter Klarheit. Ich würde es durchziehen. Ich würde bis August mit den Beiden wohnen und Sara dann vor die Wahl stellen. Sagte sie ja, würde ich bleiben und mich neu orientieren. Sagte sie vielleicht, später oder „ich bin noch nicht soweit“ fuhr ich halt zurück nach Deutschland. Betty redete noch eine Weile auf mich ein, lud mich dann auch zum Lunch ein, um die ganze Geschichte etwas persönlicher zu durchleuchten.
Ich erzählte ihr in groben Zügen von meiner Beziehung zu Sara und was gerade bei mir ablief. Sie hörte aufmerksam zu und strich mir am Ende übers Haar.
„Okay. Jetzt verstehe ich die Geschichte besser. Tja, was soll ich sagen? Ich kann dir nur Glück wünschen, dass es für dich so ausgeht, wie du dir das wünschst. Du hast noch zwei Wochen Urlaub, willst du die noch nehmen?“
„Ehm … das wäre aber wegen Einarbeiten Scheiße, oder?“
„Das kriegen wir auch ohne dich hin. Ich hoffe nur, dein Programm fliegt uns nicht um die Ohren, sobald du weg bist.“
„Ihr habt ja meine E-Mail Adresse. Wenn irgendwas schief läuft, meldet euch einfach. Noch ist ja nicht raus, wo ich sein werde.“
Das brauchte sie aber nie zu tun. Ein Kollege, mit dem ich noch eine Weile Kontakt hatte, teilte mir mit, dass mein „Kind“ noch vier weitere Jahre lief, bis sie dann das Betriebssystem wechselten und keiner da war, der das Programm adaptieren konnte. Ich arbeitete noch bis Ende der Woche.
Sara war noch nicht zuhause, als ich nach der Arbeit versuchte, sie anzurufen. Ich nutzte die Zeit um sozusagen präventiv etwas Frustration abzubauen, aber sie schaffte es, mich selbst davon abzuhalten, als sie nämlich anrief kurz bevor ich kam. Sie war richtig aufgeregt, weil sie spannende Neuigkeiten hatte.
Sie hatte zu dieser Zeit nur ein paar kleinere Jobs am Laufen, unter anderem für eine Juwelierin in Hampstead, bei der sie mal Steinbearbeitung gelernt hatte, Alabaster schnitzen und solche Dinge. Diese wollte sie zu einer Ausstellung übers Wochenende mitnehmen. Aber nicht nur mitnehmen, sie sollte auch ihre eigenen Stücke dort mit ausstellen. Sie war verständlicherweise ganz schön aufgeregt.
„Das sollten wir feiern. Möchtest du zu mir kommen, oder soll ich vorbeikommen?“
„Vielleicht sollten wir besser in einen Pub gehen.“
Aha. Da kam das schlechte Gewissen.
„Du meinst, weil wir sonst alkoholisiert übereinander herfallen würden?“
„Du weißt ja, wie ich bin, wenn ich betrunken bin. Da möchte ich im Moment lieber nicht mit dir alleine sein.“
„Versteh ich das jetzt als Kompliment oder Beleidigung?“
„Du bringst mich im Moment richtig durcheinander. Ich brauche im Augenblick aber vor allem klare Linien. Einen klaren Kopf. Abstand. Ruhe. Verstehst du?“
„Aha. Okay, wohin? In den Falcon?“
„Nee, zu weit, zu viele bekannte Gesichter … hier um die Ecke ist ein ganz netter, da warst du glaube ich noch gar nicht. Hol mich ab, wir gehen von mir aus hin.“
Verdammt. Was noch am Vorabend wie ein sich öffnendes Fenster erschienen war, schloss sich vor meinen Augen wieder rasend schnell. Im Pub amüsierten wir uns zwar wie sonst auch, aber sie reagierte überhaupt nicht auf meine zweideutigen Anspielungen oder zaghaften Flirtversuche.
Es überraschte mich nicht. Es tat weh, aber es überraschte mich nicht. Ich hatte sie zuvor in „schwachen“ Momenten erwischt und sie hatte sich mitreißen lassen. Wirklich mich hatte sie dabei nicht gemeint.
„Was ist mit dir? Du wirkst bedrückt?“ meinte sie, als ich wohl zwischenzeitlich mal die Schultern hängen ließ.
„Nicht so wichtig. Alles wie gehabt. Übrigens habe ich ab nächste Woche Urlaub, bis Ende des Monats. Und dann muss ich mich entscheiden, was ich tue.“
„Wie? Was meinst du, entscheiden? Du fängst doch im Juni in der Computer Abteilung an, oder nicht?“
„Nein, tue ich nicht. Ich habe sozusagen gekündigt.“
„Was? Warum denn das? Hast du dich wieder mit deiner Managerin gestritten?“
Natürlich hatte ich mich des Öfteren bei ihr ausgemärt. Ich schüttelte emphatisch den Kopf.
„Nein, das hat damit nichts zu tun. Ich überlege, ob ich nach Deutschland zurückgehe. Wegen meiner Mutter. Ich hab dir ja von ihren gesundheitlichen Problemen erzählt.“
„Ja … aber … du hast doch hier dein Leben … deinen Job … deine Freunde … willst du das alles hinschmeißen?“
„All das ist mir wichtig. Besonders meine Freunde. Es wird aber mehr als nur Freunde brauchen, um mich hier zu halten.“
Ich beobachtete sie aufmerksam, um zu sehen, ob sie mich verstand.
„Ich weiß nicht, du … oh … jetzt kapier ich langsam … du setzt mich doch unter Druck … das ist nicht fair.“
„Nicht fair?“
„Wann willst du denn fahren?“
„Wenn, dann Ende Juli. Ich schaue natürlich, dass ihr zwei euch nicht noch umbringt, bevor ich gehe.“
„Das sind ja nur noch sechs Wochen. Und du erwartest, dass ich mich in diesen sechs Wochen entscheide?“
Ich sah sie fest an.
„Ja, das erwarte ich. Du hattest fast acht Jahre Zeit, nur um das mal in die richtigen Dimensionen zu bringen.“
„Ach Tom. Das stimmt doch so auch nicht. Da war Chris, Sheila, deine Internetliebe …“
„Für die ich mich auch zeitweise richtig schuldig fühlte, als ob ich dich betrügen würde.“
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich begreif das nicht. Jetzt willst du alles an mir festmachen? Ich finde, das ist richtig unfair. Ich brauche dich, hier, jetzt. Du bist die einzige Konstante in meinem Leben, der einzige, dem ich wirklich vertraue, obwohl du mein Vertrauen schon einmal so furchtbar missbraucht hast. Wenn du mich so unter Druck setzt, wird dir die Antwort, die du bekommst, nicht gefallen.“
„Wir können das auch gleich jetzt klären, wenn du möchtest. Dann weiß ich wenigstens, woran ich bin.“
„Du hast mir gesagt, ich würde niemals alleine sein, solange du hier bist. Ihr Männer seid doch alle gleich. Alles nur leere Versprechungen.“
„Solange ich hier bin … gib mir einen Grund, hier zu bleiben und ich werde mein Versprechen erfüllen.“
„Du hast auch gesagt, dass ich mir so viel Zeit lassen kann, wie ich brauche.“
„Ich habe nicht davon gesprochen, dass du bis Ende Juli mit mir schlafen sollst, oder wir dann offiziell ein Paar sein werden oder was. Ich will bis dahin einfach nur eine ehrliche Antwort, wenn ich dich frage, was du für mich empfindest. Die bist du mir bis heute schuldig geblieben.“
„Auch das stimmt nicht. Ich hab dir immer ehrlich gesagt, was ich für dich empfinde.“
„Natürlich. Du liebst mich. Als einen Freund.“
„Und das bedeutet dir so wenig?“
„Es bedeutet mir sehr viel. Aber es wird die Waagschale nicht ausreichend beschweren, verstehst du?“
„Es ist unfair. Ich kann mich jetzt noch gar nicht auf dich konzentrieren. Wie stellst du dir das vor? Wir drei werden zusammen wohnen, wenn Stan einverstanden ist. Du glaubst, dass ich unter seinen Augen etwas mit dir anfange? Ich habe weder meinen Kopf, noch mein Herz frei für irgendjemanden.“
„Wie oft denn noch … ich erwarte gar nichts. Ich will am Ende der Zeit eine ehrliche Antwort, ob du für uns zwei eine Perspektive siehst oder nicht. Ist das zu viel verlangt?“
„Ich hab doch gewusst, dass es ein Fehler war mit dir … na, was wir getan haben.“
Ich rollte mit den Augen. Das war wieder eines dieser Gespräche, wo sie mich zum Wahnsinn trieb. Und mit dieser Frau wollte ich bis ans Ende meiner Tage zusammen sein?
„Komm, lass stecken. Wenn wir wirklich zusammen wohnen werden, versuche ich nichts, werde nicht mit dir flirten, sondern einfach nur dein Freund und Prellbock sein, damit ihr es schafft euch ordentlich zu trennen. Es ist eure Geschichte, die ihr vernünftig abschließen müsst. Ich will euch dabei helfen. Wenn das geschafft ist, kannst du dir ruhig mal ein paar Gedanken darüber machen, was du dir mit mir vorstellen kannst. Ist das wirklich zu viel verlangt?“
Sie starrte missmutig auf ihr Bier und antwortete nicht. Wir schwiegen uns eine Weile an. Ich trank mein Bier aus.
„Diese Woche muss ich wie gesagt noch arbeiten. Also sollten wir langsam aufbrechen.“
Sie stimmte zu und wir verabschiedeten uns vor ihrer Wohnung. Sie gab mir zum Abschied zwar ein Küsschen auf die Wange, aber wirkte so kühl und distanziert wie nie. Auch das war schon eine Antwort. Verblüfft stellte ich fest, dass es eine war, mit der ich leben konnte.
***
Sara rief mich am Donnerstag an. Stan hatte sich gemeldet, um anzukündigen, dass er Freitag zurückkehrte, weil es eine weitere Party gab, wo er unbedingt hin wollte. Sie erzählte ihm von meinem Vorschlag und er war sofort einverstanden. Er ließ mir ausrichten, dass er am Freitagabend mit Carol bei mir vorbeikommen würde, um mir beim Umzug zu helfen.
„Es wäre mir lieb, wenn … du ihm nichts davon erzählen würdest, was zwischen uns vorgefallen ist.“
„Hm? Es ist gar nichts vorgefallen. Okay, ich durfte deine Mumu bewundern und …“
„Hey! Auch das geht ihn nichts an, verstehst du? Das ist eine Sache zwischen dir und mir.“
„Was glaubst du denn, was ich ihm erzählen werde? Ach übrigens, ich habe es tatsächlich noch geschafft, Sara geil zu machen …“
„Untersteh dich! Wenn er irgendetwas davon erfährt, hast du deine Antwort, verstanden?“
„Meine Lippen sind versiegelt“, meinte ich noch, aber innerlich kochte ich schon wieder.
„Wann kommst du wieder?“
„Sonntagabend. So gegen acht nehme ich an. Warum?“
„Na, dann kann ich für uns drei ja was Schönes kochen. Und jetzt muss ich wohl langsam auch mit dem Packen und aussortieren anfangen. Und überlegen, wie ich es meinem Vermieter beibringe.“
Ich wünschte ihr noch viel Glück bei der Ausstellung und fing dann tatsächlich an, Papiere wegzuwerfen und mir von der Straße Pappkartons zum Packen zu besorgen. Als ich gegen zwölf noch müde drei große Müllsäcke mit Klamotten und anderem Zeug an die Straße brachte, hatte ich alles, was ich mitnehmen wollte, verpackt. Ich würde an Möbeln nur meine Bücherregale und mein Futon mitnehmen. Meinen Schreibtisch, Chefsessel und Kleiderschrank würde ich in der Wohnung lassen, zusammen mit einem Scheck für vier Wochen Miete und einem kurzen Entschuldigungsbrief über meinen überstürzten Auszug.
Mein letzter Arbeitstag war ziemlich emotional geprägt. Es gab unzählige Umarmungen und einige feuchte Augen, zu meiner Überraschung sogar bei Karen. Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Ich bekam einen riesigen Präsentkorb, mit „englischen Spezialitäten“, da Betty den anderen erzählt hatte, dass ich zurück nach Deutschland wollte. Es war gar nicht so einfach, das Ding heile in der mal wieder völlig überfüllten U-Bahn nach Hause zu bringen.
Nach Hause. In den Stunden, die ich frischgeduscht und gepackt auf Carol und Stan wartete, schlich sich doch Wehmut ein. So klein und eng das Zimmerchen auch gewesen war, ich hatte mich dort wirklich die meiste Zeit sehr wohl gefühlt. Mir war auch schon irgendwie klar, dass dies wahrscheinlich meine letzte eigene Wohnung in London sein würde. Egal. Augen zu und durch.
Wir mussten mit dem kleinen R4 dreimal fahren, um das ganze Zeug rüber zu kriegen. Wir verteilten es über die ganze Wohnung und beschlossen, erst nach der Party und am Sonntag alles richtig einzurichten. Carol würde Samstagabend zurück zu ihren Eltern gehen, da diese immer noch nicht zurück waren und sie ihrer kleinen Schwester und ihren Freunden nicht trauen konnte.
Stan erzählte, dass er eine Tüte mit Pillen auf dem Sofa im Wohnzimmer vergessen hatte, als sie von der Afterparty kamen. Als sie am nächsten Morgen aufwachten, war die Tüte halb leer, die Wohnung verwüstet und ihre neunzehnjährige Schwester lag knutschend mit einer Freundin auf der Erde, zwischen allerlei anderem Jungvolk, die allerdings nicht so viel Durchhaltevermögen bewiesen hatten. Am Sonntag würde sie dann nach Oxford weiterziehen, wo sie bei einer Freundin wohnen konnte, bis sie etwas Eigenes fand.
Ich hatte vergessen, mir Partyklamotten rauszusuchen und auch meine Duscherei war voreilig gewesen, da ich bei der Schlepperei ganz schön ins Schwitzen gekommen war. Da sag noch einer, Lesen und Schreiben ist was für Schwächlinge. Meine Bücher- und Manuskriptkisten hätten ihn eines Besseren belehrt. Ich sprang also noch einmal unter die Dusche und Stan lieh mir eine seiner afrikanischen Baumwollhosen, die zwar nicht eben mein Stil, aber doch sehr angenehm zu tragen waren und in den ich später beim Tanzen auch überraschenderweise nicht schwitzte.
Die Party war nicht so der Hit. Die DJs waren unterer Durchschnitt und auch die Atmosphäre war nicht so besonders, verwöhnt, wie von den Whoop Whoops und ähnlichen Partys waren. Dementsprechend früh brachen wir auf, es war nicht einmal drei Uhr. Zwei Freunde von Carol kamen noch mit zu uns.
Während sich die anderen drei Männer mit Mixen und Drogenausteilen beschäftigten, amüsierte und unterhielt ich mich mit Carol. Sie zeigte mir Thai Chi Übungen und wollte mich auch mitmachen lassen, aber mit meinem breiten Kopf wusste ich zunächst nicht, worauf sie hinauswollte und das ganze endete in Gelächter. Sie sah mich lange an und schlug mir dann etwas anderes vor. Wir legten uns beide flach auf den Boden, gegenüber, so, dass unsere nackten Füße sich berührten. Dann übten wir wechselseitig Druck aus, stauchten und streckten so nicht nur unsere Beine, sondern auch unseren unteren Rücken.
Das hatte durchaus eine erotische Komponente. Aber hallo. Die Frau war echt anders. Einer der Freunde verabschiedete sich nach einer Stunde, der andere blieb hartnäckig da. Stan und Carol machten gute Miene zum bösen Spiel, aber ich fühlte genau, dass sie langsam alleine sein wollten. Also ging ich mit gutem Beispiel voran, meinte, dass ich müde sei und dann diese Nacht in ihrem ehemaligen Schlafzimmer, auf dem Hochbett verbringen würde. Und sprach den Typen direkt an, ob er denn nach Hause wollte, oder dort mit crashen. Er gab ein enigmatisches „schaun wir mal“ zurück.
Ich hatte zunächst Probleme, einzuschlafen. Das lag weniger an den Drogen oder der ganzen Situation, sondern an den Nachbarn, die ihr Schlafzimmer genau über Stans hatten. Es war ein lesbisches Paar, ich hatte eine der beiden Damen mal im Flur getroffen. Die andere kriegte ich nie zu Gesicht, wohl aber zu Gehör. Sie wurde über Stunden von ihrer Freundin gequält, von der ich nie Stöhnen hörte, aber die eine unglaubliche Ausdauer zu haben schien.
Ich konnte irgendwann gar nicht anders, als mir zu dieser Stöhnorgie, die ob des Hochbetts fast so deutlich war, als ob sie sich mit mir in einem Zimmer befanden, ordentlich einen von der Palme zu wedeln. Danach schlief ich dann tatsächlich ein.
Gegen Mittag wachte ich auf und setzte mich in das weiche Gras des Common, da das Wetter herrlich war und rauchte meine vorletzte Zigarette. Stan hatte tatsächlich eine Bedingung an meinen Einzug geknüpft – nämlich, dass ich mir das Rauchen abgewöhnte. Zigarettenrauchen, heißt das, wir würden zum Ausgleich schon genug Purpfeifen und ab und zu Spliffs rauchen. Ich döste in der herrlichen Mittagssonne, als er sich zu mir gesellte.
„Na, seid ihr den Typen dann doch noch losgeworden?“
„Ja, der war echt dreist. Er wollte einen Dreier. Das wäre nicht sein erster mit Carol gewesen. Sie ist ganz schön hart drauf … fast ein wenig zu hart für meinen Geschmack … natürlich haben wir ihn rausgeschmissen.“
„Tsss. Leute gibt’s.“
„Aber wir haben ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, dich anzuspringen. Beide, wenn du verstehst, was ich meine.“
Oho?
„Aber wir wollten dich dann doch nicht wecken.“
„Das hättet ihr ruhig tun können. Ich hatte eh Probleme einzuschlafen … wegen deiner Nachbarn über uns.“
„Ah, ja, die sind ganz schön laut, nicht wahr. Das geht meist über Stunden …“
Carol kam in diesem Moment hinzu und wir genossen gemeinsam das schöne Wetter. Während Stan uns Toast machte, spielten wir wie Kinder auf der leicht abschüssigen Wiese, schlugen Purzelbäume und kitzelten uns. Sie war klasse drauf. Als ich bei einer dieser Kitzelaktionen auf ihr zu liegen kam, umschloss sie mich plötzlich mit ihren Schenkeln.
„Hat dir Stan erzählt, dass wir dich fast geweckt hätten?“
„Hat er. Und hättet ihr ruhig können. Ich hätte nicht nein gesagt.“
„Das dachte ich mir. Na ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich glaube, wir könnten viel Spaß miteinander haben. Er hat mir aber auch erzählt, dass du eventuell nach Deutschland zurück willst?“
„Ja, eventuell. Ich habe mich noch nicht entschieden.“
„Ich war im letzten Jahr auf der Love Parade in Berlin. Es war sagenhaft.“
„Hm, ja, ich hab davon gehört, aber ich bin ja seit 91 hier, hab die also noch nie mitgemacht.“
„Lass uns nachher E-Mail Adressen austauschen. Ich würde gern mit dir in Kontakt bleiben.“
Das taten wir später dann auch. Wir verbrachten noch den Nachmittag draußen an der frischen Luft zusammen, bevor die beiden dann wieder zu Carol abdampften. Ich nutzte die Ruhe im Haus, um meine Klamotten halbwegs unterzubringen und das Notwendigste aufzubauen, wie meine Decks.
Den Großteil des Sonntags verbrachte ich in Hampstead Heath, da das Wetter absolut genial war. Dort gab es mehrere kleine Seen, auch welche, wo man schwimmen konnte. Witzigerweise nach Geschlechtern getrennt. Irgendwo sollte es laut Plan auch einen „gemischten“ See geben, aber der war weiter weg und ich war einfach zu faul. Als ich durch die Absperrung auf das mit Umkleidekabinen versehene Gelände des „Männer-Sees“ gelangte, sah ich auch gleich warum.
Hier zumindest kam man auch ohne Badehose aus. Und sehr schnell wurde auch klar: Hier konnte man sich zur Not auch schnell mal einen Blow-Job abholen. Mir wurde das Angestarre diverser Männer schnell zu viel. Der Tümpel, denn unter See verstand ich doch etwas anderes, war zudem noch zu kalt, um darin schwimmen zu können, wie ein kurzer Zehentest ergab. Also verzog ich mich ruck-zuck wieder aus diesem komischen Absperrteil und legte mich stattdessen zu einer gemischten Gruppe, auf einer deutlich größeren Wiese, allerdings ohne Bademöglichkeit.
Ich nutzte die Ruhe, um mir über die Entwicklungen der letzten Tage Gedanken zu machen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Stan Carol nach Oxford folgen würde. Also war da doch nicht unbedingt eine echte Beziehung am Horizont. Und es war das zweite Mal, dass er bei mir anklopfte. Nun war das Zusammenleben mit ihm in einem Zimmer auch nicht ohne Risiken, wie es schien.
Er war schon wieder da, als ich zurückkam. Wir mixten etwas herum und dann kamen auch prompt wieder Bekannte von ihm vorbei und es wurde voll in seinem Wohnzimmer. Gegen sieben kam dann Sara. Sie bat mich, in ihr Zimmer zu kommen.
„Und? Hat sie hier übernachtet?“
„Du meinst Carol? Ja.“
„Ich finde das ganz schön dreist von den Beiden. Immerhin lebe ich hier ja auch noch.“
„Du warst doch aber nicht da.“
Sie seufzte.
„Und? Hast du dich eingelebt? Willkommen nebenbei. Du siehst ja, wie es hier ist. Ständig hängen irgendwelche fremden Leute rum. Ich hoffe, du hast dir das gut überlegt.“
„Ich denke doch. Und ich freue mich, wieder mit dir zu leben. Es schließt sich sozusagen noch einmal ein Kreis. Wie war die Ausstellung?“
„Nun, ich habe einen kleinen Anhänger verkauft, das war aber leider eines von den günstigeren Stücken. Aber ich habe einen Auftrag gekriegt, für Eheringe, der wird sich richtig lohnen.“
„Freut mich für dich. Hast du Hunger? Ich wollte eigentlich bald kochen.“
„Ich wollte erst noch ein Bad nehmen. Den Dreck der Straße runter waschen. Ich bin ganz schön alle.“
„Nun, wenn es nicht mehr als eine Stunde dauert, dann klappt das auch noch. Ich wollte etwas engagierter kochen.“
Ich fing an zu kochen, während sie nebenan, denn das Bad war der Küche vorgelagert, im Wasser plantschte. Prompt kochte ich mit etwas zweifelhafter Energie. Sie kam nach einer halben Stunde wieder raus, nur mit einem Badetuch bekleidet, dass ihr knapp über den Hintern reichte.
„Wo finde ich denn Salatschüsseln?“
„Da unten, in dem Schrank, warte, ich hol sie dir.“
Ich glaube in dem Moment, als sie sich bückte, wurde ihr klar, dass mir der Aufenthaltsort der Schüsseln sehr wohl geläufig war. Demensprechend verbrachte sie eine ansprechend lange Zeit mit der Beschaffung der Schüssel und ihr Lächeln bei deren Überreichung war auch nicht ohne. Da hatte ich mich ja auf was eingelassen. Alter Verwalter.
Es war ein schöner Abend, Stan warf seine Besucher raus, wir aßen und schauten zusammen Star Trek. Wir arbeiteten uns nach und nach durch meine Sammlung. Nach dem etwas heftigen Auftakt beruhigte sich alles sehr schnell und wir lebten tatsächlich in den ersten Tagen wie Hausgenossen zusammen. Die Beiden gingen höflich miteinander um, stritten zunächst nicht, im Gegenteil, sie schienen sich sogar wieder richtig gut zu verstehen.
Ich schaffte es, zwei Wochen nicht zu rauchen und verbrachte viel Zeit mit Sonnenbaden und meditieren im Hampstead Heath. Nach ihrer Auftakt-Peepshow kam von Sara gar nichts mehr, wir lagen irgendwann zusammen auf Stans Futon und ich streichelte ihr über wenigstens eine halbe Stunde das Haar, aber das war dann auch schon alles. Auch Stans befürchtete Annäherungsversuche blieben aus.
Es verblüffte mich etwas, dass er nicht einmal großartig mit Carol zu telefonieren schien und sprach ihn eines Abends, als Sara noch in ihrer Werkstatt war, darauf an.
„Na ja, sie wird halt in Oxford leben … ich glaub nicht, dass das was wird. Außerdem ist sie eine ganz hübsche Schlampe. Ich weiß nicht, ob ich auf Dauer damit leben könnte, dass sie zu keinem Schwanz nein sagen kann.“
Aber hallo. Klar, ein Blick in den Spiegel ist meist nicht so einfach zu ertragen. Das kannte ich ja nun aus eigener Erfahrung. Am selben Abend, es war Freitag, hatten wir zunächst Gäste im Haus und zogen diverse Lines. Sara kam erst gegen neun nach Haus, weil sie beim Arbeiten an ihrer Auftragsarbeit die Zeit vergessen hatte. Wir hatten in der Zwischenzeit schon gegessen und sie machte sich die Reste warm. Einer der Besucher haute Stan auf E an und er suchte und fand den Rest seiner Pillen raus und verkaufte ihm zwei. Fast automatisch teilte er eine Pille und gab mir eine Hälfte. Die andere nahm er selbst. Als Sara mit einem gefüllten Teller zu uns stieß, legte er auch ihr eine halbe hin.
„Ich weiß nicht …“, meinte sie noch. Nachdem sie aufgegessen hatte, nahm sie das Teil aber doch. Die Besucher brachen wenig später zu einer Party auf, aber wir hatten keine Lust mitzugehen. Wir saßen auf Stans Futon und schauten Star Trek, bis sie schließlich meinte, sie sei trotz Pille etwas müde und wollte ins Bett. Wir wunderten uns, ließen sie aber ziehen.
„Und du? Bist du auch müde?“ fragte mich Stan.
„Nö, nicht wirklich. Ich wär auch Nachschub nicht abgeneigt, aber dann könnten wir ja wohl tatsächlich die ganze Nacht nicht schlafen.“
„Und das wäre ein Problem?“
Er griff schon wieder in seine Pillentüte.
„Nicht unbedingt“, gab ich zurück und nahm die angebotene ganze Pille. Er legte Musik auf und wir unterhielten uns eine Weile über die Mixe. Vielleicht eine halbe Stunde später fuhr die Pille ein. Wir hatten vorher schon dicht beieinander gesessen, was nicht ungewöhnlich war. Auf Pille buckten wir uns auch schon mal an.
Er streckte sich auf dem Boden aus, da wir die Futons noch wegen der Gäste in Sitzmöbel-Modus hatten. Ohne großartig drüber nachzudenken, schmiegte ich mich bei ihm an, einfach, weil es sich gut anfühlte. Als seine Hand langsam über meinen Oberschenkel strich, wurde mir sehr schnell klar, dass es diesmal anders war.
Okay. Es fühlte sich auch nicht verkehrt an. Ich zögerte nur kurz, dann verklammerte ich mich mit ihm. Ich fühlte recht deutlich eine Schwellung in seiner Unterleibsgegend. Von uns unbemerkt war die Musik etwas lauter geworden. Plötzlich schwang die Tür auf und Sara stand im Zimmer.
„Was zum Teufel …“
Verblüfft starrte ich auf die nun lamentierende Sara, die wechselseitig auf Stan und mich einblubberte, von Betrug und Vertrauen sprach, aber irgendwie drang das unter dem Schock, in dem ich mich befand, kaum zu mir durch. Verdammt. Stan reagierte, aber ganz anders, als erwartet. Er stand auf, nahm sie in den Arm und küsste sie. Na prima, so brachte er sie immerhin erst einmal zum Schweigen.
„Tom, ziehst du den Futon aus?“
Er nahm sie auf seinen Arm, wie ein kleines Mädchen, während ich überrascht, aber von der Dynamik der Situation mitgerissen seinem Wunsch folgte und schnell den Futon samt Bettzeug präparierte. Er warf sie halb auf den Futon und zog sich aus. Erst jetzt wagte Sara, sich wieder zu Wort zu melden.
„Was wird das jetzt?“
„Jetzt gehen wir alle zusammen ins Bett. Hör auf dich zu zieren, du willst es doch auch. Nimm dir noch eine halbe oder ganze Pille und zieh dich aus. Worauf wartest du, Tom?“
Gute Frage. Ich war einfach von der ganzen Situation ziemlich überwältigt. Sex. Wir würden also tatsächlich Sex haben. So? Wollte ich es so, auf diese Weise? Ich tauschte einen schnellen Blick mit Sara. Sie schien mindestens so verblüfft wie ich. Ich schüttelte mich innerlich und zog dann doch mein T-Shirt über den Kopf. Sie zögerte noch etwas länger, nahm eine halbe Pille und zog dann aber tatsächlich ihr Nachthemd aus. Sie trug ein Höschen drunter.
Das trug sie aber nicht mehr lange, denn Stan zog ihr das postwendend aus, als er zu ihr aufs Bett kroch. Auch ich legte mich nackt dazu. Er küsste sie und drängte seine Hand zwischen ihre Beine. Ich schnappte mir ihre linke Brust und leckte an ihrer sich schnell verhärtenden Brustwarze. Von mir inspiriert wanderte er tiefer und saugte an der anderen. Da er seine Hand von ihrer Pussy entfernte, wagte ich mich dorthin. Zu meiner Überraschung zog sie sie aber sofort weg.
Ich begriff, dass sie mir nicht so ohne weiteres alles gestatten würde, warum auch immer. Gegen Stans nun wieder einsetzende Manipulationen hatte sie allerdings wohl nichts einzuwenden. Stan befand nach kurzer Zeit, dass sie nun heiß genug war, um gefickt zu werden, denn er wies sie an, sich in Hündchenstellung zu begeben. Während die beiden nun munter bumsten, sah ich mehr oder minder nur zu. Sah mit eher gemischten Gefühlen in das von Leidenschaft verzerrte Gesicht der Frau, die ich liebte.
Nach kaum fünf Minuten war das Spektakel aber beendet und Stan fertig. Wir nahmen Sara wieder in die Mitte und schlossen sie mit unseren Körpern ein. Beide wirkten nun deutlich ruhiger, ich war allerdings noch immer ziemlich durcheinander und ehrlich gesagt auch ziemlich enttäuscht.
„Tom, geh du jetzt in die Mitte.“
Aha. Na denn man tau.
„Ich will Tom aber nicht in mir haben“, tönte Sara plötzlich. Na klasse. Zusehen, wie sie von ihrem Ex-Freund gefickt wurde, war okay. Mehr war offensichtlich nicht drin. Ich seufzte und legte mich auf den Rücken.
„Stell dich doch nicht so an“, meinte Stan.
„Nein. Er ist so groß … er wird mir wehtun.“
Häh? Ich war zwar etwas größer al der Durchschnitt, aber bestimmt kein XXL Typ. Ein Blick auf Stans Gerät zeigte mir allerdings, dass er tatsächlich sehr klein war. Aber wie kam sie darauf, dass ich ihr weh tun würde? Stan machte mir Platz und küsste mich, während er ihre Hand ergriff und an meinen trotz der konfusen Geschichte doch recht harten Schwanz führte. Ihre Hand wirkte winzig an meinem Gerät. Sie zog sie nicht weg, aber sie tat erst einmal auch nichts.
Wer hätte gedacht, dass selbst Sex mit ihr so frustrierend werden würde? Gut, die ganze Situation war sicherlich auch für sie etwas viel und sie sprang wohl insgesamt schon total über ihren Schatten, aber diese Zurückhaltung hatte ich nach unserer Vorgeschichte nun doch nicht erwartet. Ganz langsam bewegte sie nun auch ihre Hand, erst mich, dann Stan und schließlich doch einen Blick auf das schöne Spielzeug in ihrer Hand riskierend.
Stan wurde etwas ungeduldiger, fasste ihr an die Hand und gab ihr einen ordentlichen Wichsrhythmus vor, aber kaum, dass er sie wieder alleine machen ließ, verlangsamte sich die Sache sofort wieder. Na klasse. Erregt war ich schon, aber so richtig befriedigend war das alles nicht. Stan schien meine sich langsam steigernde Frustration zu bemerken und riss ihr die Hand weg, um dann selbst ihren Part zu übernehmen, fast ein wenig zu ruppig für meinen Geschmack, aber deutlich intensiver.
Er sah Sara herausfordernd an und nahm meinen vollaufgepumpten Dödel dann in den Mund. Okay, ich hätte ihn lieber in ihrem gehabt, aber das war auch akzeptabel. Er blies gar nicht mal schlecht und nach einiger Zeit führte es mich auch in Richtung Höhepunkt. Das schien er zu bemerken, denn er ließ die Blaserei und wichste mich dann innerhalb kürzester Zeit, bis ich in heftigen Fontänen auf meine Brust und meinen Bauch kam.
„Mann, ist das viel …“, kommentierte er.
„Was erwartest du denn nach so langer Nichtnutzung?“
Er verteilte mein Zeugens auf meiner Brust, bis es langsam eintrocknete. Ich wollte aufstehen und mich im Bad reinigen, aber als ich eine entsprechende Erklärung abgab, meinten Beide, das wär doch wohl nicht nötig. Wir kuschelten stattdessen, Sara wieder in der Mitte.
Ich weiß nicht, wie lange wir so da lagen und dösten, aber es mussten wohl mehrere Stunden vergangen sein. Etwas verblüfft nahm ich wahr, dass Stan bei der ganzen Aktion wohl eingeschlafen war, denn er schnarchte leise. Sara war aber noch sehr wach, genau wie ich. Ich streichelte ihr Haar, was sie sichtlich genoss. Mir fiel auf, was mich die ganze Zeit gestört hatte. Es war Sex gewesen, nicht mal guter, und was ich wirklich wollte war körperliche Liebe, Zärtlichkeit, echte Hingabe, echte Leidenschaft.
Sie drehte sich von Stan weg auf den Rücken. Ich streichelte nun zärtlich ihr Gesicht. Sie sah glücklich aus und ziemlich entspannt. Ich ließ meine Hände langsam tiefer gleiten, glitt über ihren Hals und ihre Schultern. Sie sah schnell auf Stan, der sich jedoch nicht regte und auch weiterhin leicht schnarchend gleichmäßig atmete. Meine Hände zitterten etwas, als ich an ihren Brüsten ankam, über ihre erneut verhärteten Nippel hauchte.
Ihr Atem wurde etwas schneller. Sie hielt die Luft an, als ich über ihren Bauch strich. Als ich langsam tiefer glitt, griff sie an meinen Arm. Ich hatte gerade ihr Schamhaar erreicht. Ich sah ihr tief in die Augen und bewegte die Hand zunächst nicht weiter. Mit meiner freien Hand strich ich zärtlich über ihr Gesicht. Ihr Griff lockerte sich langsam und als ich meine Hand immer noch nicht bewegte, entließ sie mein Handgelenk.
Ich ließ meine gespreizten Finger fast in Zeitlupe durch ihr weiches Schamhaar gleiten. Sie öffnete den Mund leicht und zitterte am ganzen Körper. Sie hatte ihre Schenkel geschlossen, als ich dort anlangte, wo ihrem Gesichtsausdruck zufolge auch sie sich meine Hand wünschte. Ich bewegte meinen Kopf ganz dicht an ihren, so dass sich unsere Wangen berührten. Sie atmete schwer und öffnete ihre Schenkel für mich.
Sie wimmerte leise, als sich meine Finger einen Weg durch ihren tropisch feuchten Dschungel bahnten und Kontakt mit ihren empfindlichsten Stellen aufnahmen. Da ich sie insgesamt ängstlich und vorsichtig einschätzte, gestaltete ich mein Reiben und Spielen mit ihrer klitschnassen Weiblichkeit zunächst auch so. Ich ließ meinen Kopf etwas sinken, so dass ihr Mund direkt vor meinem Ohr war und ich ihre Reaktionen trotz ihrer krampfhaften Versuche, leise zu sein, sehr gut mitbekam.
Das machte ich ihr dann zunehmend schwerer, rieb mit meiner Fingerkuppe in kreisenden Bewegungen über ihren deutlich fühlbaren Kitzler. Ich transportierte immer wieder die samtige Manifestation ihrer Lust auf den so beschäftigten Wonneknopf, bis ich das gewünschte Ergebnis erzielte und ihr zuckender Mund annähernd lautlos von dem Gipfel ihres Empfindens erzählte.
Ihre Hand arretierte erneut mein Handgelenk. Ich ließ mich zunächst ohne Widerstand von dem Ort meines Gastspiels entfernen, zog dann aber mit ihrem eigenen Griff ihre Hand auf meinen knochenharten Schwanz, wo sie dann auch mein Handgelenk sofort losließ. Sie zögerte etwas, aber griff dann zu, ganz vorsichtig, als nehme sie etwas sehr Zerbrechliches in die Hand. Ich presste meinen Kopf tiefer in das Kissen, als sie mit ehrfurchtsvollen Tastbewegungen das Ausmaß meiner Erektion erkundete.
Ihre kleine Hand wickelte sich mittig um meine Siegessäule und zog meine Vorhaut zurück. Ihre Finger fuhren hernach über meine glitschige Eichel. Alle Achtung, das war richtig gut. Ich nahm an, dass dies das Ausmaß ihrer Betätigung mit Freunden vor Stan gewesen war, und vermutlich hatte sie dadurch so einiges an Erfahrungen zumindest in diesem Bereich gesammelt. Just in diesem Moment drehte sich aber Stan wieder ihr zu und ihre Hand verschwand blitzschnell von meinem traurigen Kasper, obwohl er wahrscheinlich gar nichts dagegen einzuwenden hatte.
Trotzdem hatten wir wohl beide das Gefühl, etwas Verbotenes getan zu haben. Sie drehte sich ihm zu und verklammerte sich in seinen Armen und Beinen. Auch ich drehte mich auf die Seite und rückte näher an sie heran, bis sie meinen verwaisten Knochen an ihrer Pobacke fühlen konnte. Stan schien nicht wirklich wach zu werden, aber ich bezweifelte, dass wir unsere unterbrochene Tätigkeit wieder aufnehmen würden.
Mit dem Mut der Verzweiflung veränderte ich meine Position etwas, so dass meine Schwanzspitze nun gegen ihr feuchtes Fötzchen drängte. Sofort löste sie ihren rechten Arm von Stans Schulter, griff zurück und entfernte den vorwitzigen Angreifer aus dieser gefährlichen Position. Also gut. Dann eben nicht. Scheiße. Wir kuschelten weiter, aber es spielte sich nichts mehr ab. Irgendwann schlief ich einfach ein.
Ich wachte vor den Beiden auf, aber als ich mich aufrappelte, gingen auch deren Augen auf.
„Guten Morgen“, begrüßte ich die ebenfalls Erwachten.
Allgemeines Angrinsen. Irgendwie hatte ich eher betretene Mienen erwartet. Ich ging als erster unter die Dusche und wollte danach Kaffee aufsetzen, hatte aber keinen mehr. Ich teilte den Beiden mit, dass ich erst einmal bei Sainsburys einkaufen gehen würde und setzte mich ab. Am ersten Geschäft, wo ich Kippen kaufen konnte, hielt ich an.
Mann, tat die gut. Langsam sortierten sich auch meine Gedanken wieder. Was für ein merkwürdiges Erlebnis mit den Beiden. Irgendwie fast folgerichtig schön und frustrierend. Was für eine verfahrene Kiste. Eigentlich war ich ja unter anderem dort gewesen, um die Beiden von Fehlern wie diesem abzuhalten. Es tat weh, dass Sara nicht mit mir schlafen wollte, obwohl es von Stan ausdrücklich sanktioniert und gewünscht gewesen war.
Na, immerhin hatte ich sie zum Kommen gebracht. Mir wurde ein wenig blümerant von der Zigarette und beim Einkaufen hatte ich leichte Sehstörungen. Ich wurde langsam zu alt für den Mist. Auf dem Rückweg holte ich mir noch Geld und einen Kontoauszug bei meiner Bank. Das sah nicht so gut aus. Ich musste ja auch noch Geld für die Schecks für den Vermieter runter rechnen, da er diese noch nicht eingelöst hatte. Und Geld für ein Ticket.
Ich beschloss, am Montag schon einmal mein Ticket zu besorgen, um sicherzugehen, dass meine Entscheidung nicht aus Geldmangel fiel oder davon beeinflusst wurde. Im Grunde war sie aber schon gefallen. Sara liebte Stan und würde das auf absehbare Zeit auch weiter tun. Ich kehrte in die Wohnung zurück und verstaute meine Einkäufe. Die Beiden juchten zusammen im Badezimmer.
Ich schlich mich aus der Wohnung und rauchte die nächste heimlich auf dem Common. Langsam fühlte ich mich ein wenig wie das dritte Rad am Wagen. Vielleicht war ja auch ihnen damit gedient, wenn ich von der Bildfläche verschwand. Beide waren ziemlich aufgekratzt, als ich nach einer Stunde in die Wohnung zurückkehrte. Sara schien sogar richtig glücklich.
Wir gammelten herum, sahen fern und rauchten den einen oder anderen Spliff, als wieder erste Besucher eintrudelten. Ich mixte gedankenverloren für ein paar Stunden herum. Sara wollte kochen, also war ich kurzzeitig mit Stan allein, als wir nach einer ordentlichen Line die letzten Besucher verabschiedet hatten.
„Du hast ja mächtig gute Laune, wie es scheint“, bemerkte ich zu seinem Dauergrinsen.
„Ja, du nicht? Sorry, dass sie sich so angestellt hat. Mit Carol wäre das sicher ganz anders gelaufen.“
„Ist schon okay. Ich bin halt nur ihr Freund. Bin’s immer gewesen und werd’s immer sein. Glaubst du mir jetzt, dass wir nie miteinander geschlafen haben?“
„Ich hab das nie bezweifelt.“
Erzähl noch einen. Aber etwas wurde mir in diesen Momenten klar. Er hatte sie gefickt. Es war Sex. Nicht mehr und nicht weniger. Er liebte sie nicht. Jedenfalls nicht genug, um mit ihr zusammenzubleiben. Am Abend nach dem Fernsehen blieb Sara mit in „unserem“ Zimmer. Ich legte mich demonstrativ auf meinen eigenen Futon. Stan krauste etwas die Stirn, sagte aber nichts. Sara hatte eh nur Augen für ihn.
Als sie dann nach nicht allzu langer Zeit zu ficken anfingen, floh ich aus dem Zimmer und schlief stattdessen in Stans Hochbett. Wie zum Hohn wurde auch über mir wieder heftig gerödelt. Äch. Nicht mein Tag. Ich holte mir die Zigaretten, die ich draußen versteckt hatte, nach einem insofern recht abenteuerlichen Ausflug, als ich diesen nackt bestritt. Es hatte aber irgendwie etwas mich nackt in die Dunkelheit zu stehlen, während um mich herum so ziemlich jeder gerade Glück und Ekstase zu erleben schien.
Ich rauchte und machte mir Gedanken, wie man eventuell für die nächsten Wochen die Schlafplatzfrage regeln konnte, denn ich wollte den Beiden nicht unbedingt beim Ficken zuzusehen. Auf so ein frustrierendes Erlebnis wie beim ersten Mal wollte ich mich allerdings auch nicht mehr einlassen. Es reichte so langsam.
Sara sah mich am nächsten Tag etwas besorgt an, aber ich lächelte nur unschuldig und meinte, ich wollte den Beiden etwas Raum zum Atmen lassen. Immerhin war ich nur ein Gast. Sie schien mit dieser Erklärung durchaus zufrieden und erzählte von ihrer Arbeit, während wir zusammen Frühstück machten. Ich dachte die ganze Zeit daran, dass ich mich irgendwie abseilen musste, um eine rauchen zu können.
Stan beantwortete im Wohnzimmer das Telefon, als es klingelte. Wir hatten soweit alles fertig und brachten Tee, Kaffee und Käsetoasties ins Wohnzimmer. Stan grinste viel am Telefon und schien sich gut zu unterhalten. Ich bemerkte einen etwas misstrauischen Blick von Sara. Und sie sollte Recht behalten.
„Okay, bis dann. Ich freue mich auch. Ich dich auch“, beendete er das Gespräch. Alles Blut wich aus Saras Gesicht.
„Oh danke“, meinte er und nahm den Tee entgegen, den ich für ihn zubereitet hatte.
„War das etwa Carol?“ fauchte Sara. Ooops. Das konnte nur in Drama enden.
„Ja. Ich treff sie später.“
„Und wirst du ihr sagen, dass wir wieder zusammen sind?“
„Wir sind was?“
Fuck. Was für ein Arschloch. Jetzt lernte ich tatsächlich einmal seine andere Seite kennen.
„Das glaube ich doch gar nicht … du bist … so ein mieses Schwein! Dreckskerl!“ presste sie hervor, ihr Gesicht war nun in ein ungesundes Rot getaucht.
„Hey, ganz ruhig … fahrt doch beide nicht gleich so ab“, versuchte ich ohne echte Aussicht auf Erfolg zu intervenieren.
„Soll das heißen, du hast mich bloß ficken wollen, du mieses Stück Scheiße? Weil ich dazugekommen bin und euch bei eurem schwulen Abenteuer gestört habe? Du merkst doch überhaupt keine Einschläge mehr … ich hasse dich. Du bist so ein Arschloch. Verdammter Kerl.“
Sie sah aus, als ob sie sich bewaffnen und auf ihn stürzen wollte. Er grinste sie böse an. Dann drehte er sich einfach um und schmiss seinen Computer an.
„Tom, bau doch mal einen. Ich hab gestern noch ein paar Screensaver runtergeladen, die ich dir zeigen muss. Zwei davon reagieren sogar auf Musik.“
Sara brach in Tränen aus und rannte aus dem Zimmer. Scheiße, ich brauchte eine Zigarette. Aber ich konnte die Beiden jetzt schlecht alleine lassen. Es lag Gewalt in der Luft. Ich hasste dieses Gefühl.
„Stan, das war grad richtig Scheiße“, gab ich meinen Empfindungen authentischen Ausdruck. Er zuckte nur mit den Schultern.
„Komm, mach schon, geh sie trösten. Es ist mir egal. Vielleicht lässt sie dich diesmal auch ran. Aber wenn du Lust hast, kannst du mit zu Carol kommen. Ich denke, wir würden deutlich mehr Spaß haben, als mit der verklemmten Punze.“
„Spinnst du? Eh Alter, dass geht jetzt aber echt nicht. Unter anderen Umständen, gern, aber du hast hier gerade schlafende Hunde geweckt, falls dir das entgangen ist. Es reicht an Drama für so einen friedlichen Sonntagmorgen, wenn du verstehst, was ich meine. Halt dich auch bitte mit Sprüchen zurück, bis sie wieder runtergekommen ist, okay? Ich will hier nicht auch noch den Ringkampfrichter spielen, klar?“
„Mach, was du willst. Ich geh zu Carol. Was bildet die sich denn ein? Das ich alles vergesse, weil ich sie gefickt habe? Mann oh Mann, die merkt es doch echt nicht mehr, oder?“
„Du willst doch wohl jetzt nicht ernsthaft meine Meinung hören, oder was? Aber du hast Recht, ich werde jetzt zu ihr gehen und die Scherben aufkehren, die du da hinterlassen hast. Ich will das nicht noch einmal tun müssen, ist das klar?“
„Mach doch nicht so einen Aufstand wegen der“, meinte er noch leichthin.
Wie angekündigt verließ ich den Raum, auch um die in mir langsam aufquellende Wut nicht überkochen zu lassen. Sara saß heulend im Schlafzimmer. Ich setzte mich zu ihr auf das kleine Sofa, das dort am Fenster stand.
„Lass uns hier raus. Wir gehen etwas spazieren und reden.“
„Ich lass mich von dem doch nicht aus meiner Wohnung vertreiben.“
„Darum geht es doch gar nicht. Ich will nur verhindern, dass du dich in etwas rein steigerst und die Situation eskaliert.“
„Ich habe doch wohl alles Recht dieser Welt auszurasten, oder willst du ihn jetzt auch wieder verteidigen? Komm geh, du bist doch genau so schuld an der ganzen Geschichte, wie er.“
Hoppla? Den Schuh wollte ich mir nun nicht unbedingt anziehen, aber irgendwie getroffen war ich schon.
„Was soll das denn heißen? Weil ich da mit ihm gekuschelt habe? Du bist ja drauf. Wer sagt dir denn, dass da irgendetwas passiert wäre? Komm, aber darum geht es jetzt doch gar nicht. Lass uns hier für einen Moment verschwinden, okay?“
„Hast du Zigaretten?“
„Ja.“
„Das dachte ich mir. Du hast gestern kurz nach Rauch gerochen. Okay, dann gehen wir halt. Übrigens, wenn du glaubst, du kannst die Situation jetzt ausnutzen …“
„Du hast ja echt eine hohe Meinung von mir, herzlichen Dank.“
Sie grummelte etwas auf Italienisch, was sie sonst nie tat.
Wir liefen eine Weile ziellos durch das Viertel und setzten uns schließlich in einen Pub.
„Ein halbes Pint für dich?“
„Nein, ein ganzes.“
Also wollte sie sich tatsächlich betrinken, der Pub war auch ihre Idee gewesen. Na ja, wer wollte es ihr verdenken.
„Freu dich doch, noch ein halbes mehr und dann kannst du mit mir anstellen, was du willst.“
Na toll.
„Ich werde gar nichts mit dir anstellen.“
„Wovor hast du denn Angst? Vorgestern hättest du mich doch am liebsten vor seinen Augen gevögelt, oder?“
Na klasse, Stan benahm sich wie ein Arschloch und ich kriegte dafür Breitseite.
„Nein, hätte ich nicht. Ich wollte auch keinen Sex mit dir, ich wollte mit dir schlafen. Liebe machen. Wenn du verstehst was das ist. Was ihr da miteinander angestellt habt, war es jedenfalls nicht. Und fast wäre es ihm gelungen, auch unsere erste Erfahrung miteinander billig und schmutzig werden zu lassen.“
Sie sah mich überrascht an. Gut, ich sagte ihr nicht die ganze Wahrheit. Nach all der Zeit, hätte mir Sex wohl auch gereicht. Aber wie ich mich da so echauffierte, überzeugte ich mich gleich auch noch selbst.
„Du meinst … da war kein Gefühl … bei mir schon, verstehst du?“
„Das bezweifle ich nicht.“
„Dieser Mistkerl. Warum hab ich mich bloß wieder darauf eingelassen? Er wird sich niemals ändern.“
In diesem Moment wurde mir überdeutlich klar, dass dasselbe für sie zutraf. Ich nahm sie in den Arm, weil sie wieder anfing zu weinen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich beruhigte. Mit gemischten Gefühlen folgte ich ihrer nächsten Bierbestellung. Oh mein Gott. Und wenn sie ihre Ankündigung wahr machen wollte? Ich war kein Heiliger. Da ging gerade alles schrecklich schief.
„Ich bin so froh, dass ich dich habe“, meinte sie nach der Hälfte ihres Bieres. Ich war immer noch bei meinem ersten, auch wenn das nächste schon auf mich wartete. Mir war eigentlich überhaupt nicht nach trinken.
„Dafür sind Freunde doch da.“
„Freunde fassen sich nicht da unten an.“
„Ach, das … nun, ich war mir nicht sicher, ob du …“
„Nein, meine ich nicht.“
Sie griff mir an den Schwanz, in aller Öffentlichkeit, im Biergarten des kleinen Pubs, in dem sich zwar zu diesem Zeitpunkt niemand außer uns befand, aber nichtsdestotrotz eine völlig unerwartete Attacke.
„Ich bin ja beim letzten Mal nicht fertig geworden.“
„Hey … fang bitte nicht an. Glaubst du ernsthaft, dass ich jetzt für dich den Blitzableiter spiele? Lass das“, wehrte ich sie und ihre vorwitzige Hand ab.
„Ich versteh dich nicht. Ich denke du liebst mich? Und dann willst du dir diese Gelegenheit entgehen lassen?“
„Du bist ja schon richtig besoffen, was? Und du meinst, ich will mit der Frau, die ich über alles liebe, bumsen, weil sie gerade breit und sauer auf ihren Ex-Freund ist? Denk mal drüber nach.“
„Überleg du es dir gut. Das ist wahrscheinlich die einzige Chance, die du jemals in deinem Leben kriegen wirst.“
Ich fror plötzlich richtig. Der Spruch hatte wirklich gesessen. Na, da hatte ich ja meine Antwort. Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus und stand auf.
„Du hast ja deinen Schlüssel auch mitgenommen, nehme ich an? Dann bis später.“
Ich ließ sie da einfach sitzen, drehte mich nicht einmal nach ihr um. Sie rief noch etwas hinter mir her, was ich nicht verstand. Ich war schon gute hundert Meter vom Pub entfernt, als sie zu mir aufschloss.
„Was war das denn jetzt? Was habe ich dir denn getan?“
„Lass mich in Ruhe, Sara. Was du getan hast? Du hast mir die Wahrheit gesagt. Endlich einmal die Wahrheit gesagt. Herzlichen Dank. Und jetzt verpiss dich.“
„Was wird das denn? Willst du mir deine Freundschaft aufkündigen?“
„Ich will nur meine Ruhe haben, verflucht. Lass mich gefälligst allein.“
„Ich will aber nicht allein sein. Du hast mir mal was versprochen.“
Ich blieb stehen und schrie sie auf offener Straße an.
„Die Welt dreht sich aber nicht nur um dich, auch wenn du unter diesem Eindruck stehst. Ich kann nicht mehr, verdammt. Ich habe acht Jahre geschluckt und geschluckt und geschluckt, weil ich dich gottverdammt noch mal liebe. Und weißt du was? Das reicht mir jetzt nicht mehr. Ich will nicht mehr dein Freund sein. Nicht jetzt und nicht mehr in der Zukunft. Was auch immer du für mich fühlst, es hat nichts mit Liebe zu tun.“
„Bist du dir da so sicher?“
Unter anderen Umständen hätte mich dieser Satz umgeworfen. Jetzt verfing er nicht mehr. Es gab einen Riss, in mir, in unserem Beziehungsgeflecht, in dem, was ich als Realität verstand.
„Ja“, sagte ich mit tonloser Stimme. „Da bin ich mir sicher.“
„Ich liebe dich …“, setzte sie an.
„Als einen Freund …“
„Im Moment? Ja. Aber vielleicht … ich kann dir nichts versprechen und ich werde sicher einige Zeit brauchen …“
„Nicht schon wieder. Das hast du mir schon zu oft erzählt.“
Sie schwieg betroffen. Dann fing sie an zu weinen.
„Willst du mich jetzt auch im Stich lassen?“
„Auch das zieht nicht mehr. Ich habe auch ein Recht, glücklich zu werden, verdammt noch mal. Merkst du nicht, was du mir antust? Hast du dich mal gefragt, wie dieser Spruch am Freitag auf mich gewirkt hat? „Ich will Tom aber nicht in mir drin haben“? Was ich bei so etwas fühle? Geht dir das jemals auf?“
„Ich war nur ehrlich.“
„Diese Ehrlichkeit tut mir aber weh, verdammt. Und ich hab genug davon. Ich hole mir morgen ein Ticket zurück nach Deutschland. Je nachdem, ob wir alle noch wie halbwegs normale Menschen miteinander umgehen können, entweder zum Ende der kommenden Woche, oder zum Ende des Monats.“
„Also lässt du mich doch im Stich.“
„Dich … es geht immer nur um dich, nicht wahr? Nein, ich gehe, weil ich anderswo mehr gebraucht werde als hier. Ich gehe, weil ich hier keine Zukunft habe. Jedenfalls keine mit dir. Es hat ja lange genug gedauert, bis bei mir endlich der Groschen gefallen ist. Und hätte dir der Alkohol jetzt nicht die Zunge gelockert, wäre ich wahrscheinlich weiter auf deine vagen Versprechungen hereingefallen.“
„Ich hab dir nie etwas versprochen. Du übertreibst immer so schrecklich. Wir sind hier nicht in deinem Theaterstück. Was meinst du denn, wie das auf mich gewirkt hat, wie du mich siehst? Und dann die Sache mit Stan … wo ich gerade geglaubt hatte, mit Carol würde nichts weiter laufen und dann seh ich euch da schmusen? Du wolltest mir Stan ausspannen? Du, der einzige, dem ich wirklich jemals vertraut habe? Wie konntest du mir das antun? Was auch immer du an Chancen bei mir hattest, damit hast du sie dir kaputt gemacht.“
„Ich habe nie eine echte Chance bei dir gehabt, lüg mich doch hier nicht noch an.“
„Ist es das, was du von mir gefühlt hast? Wo ist denn deine tolle Gabe, wenn du sie wirklich jemals wirklich gehabt hast? Und damit du’s weißt: Ich wollte nicht mit dir schlafen, weil ich vor ein paar Wochen eine Zyste an meiner Gebärmutter hab wegmachen lassen. Es tut immer noch etwas weh. Stan kommt da mit seinem Ding gar nicht hin … er ist ja nicht so groß wie du.“
„Du meinst … sonst hättest du … oh Mann …“
„Das weiß ich nicht. Vielleicht. Du hast mir leid getan.“
„Na klasse, für einen Mitleids-Fick hätten acht Jahre Leiden dann gereicht … gut zu wissen.“
„Ich weiß nicht, ob es nur das gewesen wär. Ich … empfinde viel für dich. Mehr als für einen Freund. Aber ich bin nicht frei … ich liebe Stan … versteh doch.“
„Also gut. Dann lass uns jetzt Nägel mit Köpfen machen. Keine Ausflüchte mehr. Ich habe dir erzählt, dass ich mich für meine Mutter verantwortlich fühle. Etwas, was vielleicht sogar du nachvollziehen kannst. Und trotzdem überlasse ich dir die Entscheidung: Wenn du möchtest, dass ich hierbleibe, tue ich das. Ich werde aber nicht als dein Freund hierbleiben. Du hast sozusagen mein Leben in deiner Hand.“
„Theater … sowas gibt es nur im Theater, Tom. Oder in Hollywood Filmen. So geht man nicht miteinander um, wenn man sich liebt.“
„Was du nicht tust.“
„Was ich jetzt nicht kann.“
„Du hast bist morgen um zehn Uhr Zeit, dann gehe ich los und kaufe mir mein Ticket.“
Zugegeben, es war schon ein wenig pathetisch. Und theatralisch. Na und? Wer inszeniert denn unser Leben, wenn nicht wir selbst?
„Ich werde dich nicht zurückhalten“, sagte sie leise. „Aber ich werde dich vermissen.“
Ich wollte mir eine weitere Zigarette anzünden, aber ich hatte das Zehnerpäckchen mit ihrer tatkräftigen Hilfe schon vernichtet, also ging ich mit steifen Bewegungen an der Grenze meiner Beherrschung in den nächsten Zeitungsladen, um mir ein weiteres Päckchen zu kaufen. Sie wartete nicht auf mich, sondern machte sich auf den Nachhauseweg.
***
Ich räumte nach meiner Rückkehr in die Wohnung meinen Futon in die große Küche. Stan musste zwar verhältnismäßig früh raus und würde mich dann beim Teekochen am Morgen wecken, aber das nahm ich gern in Kauf. Es ging darum, klare Linien zu schaffen. Die Situation war zu explosiv, als dass wir aufeinander hocken sollten. Stan hatte auch nicht gesagt, ob und wann er zurückkommen würde.
Sie krauste die Stirn, als sie mich da mein Lager aufschlagen sah, versuchte aber, noch einmal zu schlichten.
„Es ist auch in meinem Zimmer genug Platz dafür. Ich schlafe im Hochbett und du auf deinem Futon. Wie in alten Zeiten.“
„Die Zeiten haben sich aber geändert. Ich will dir jetzt nicht mehr nahe sein. Es tut mir weh.“
„Mach doch, was du willst. Wie es mir geht, ist dir doch völlig egal. Eine schöne Freundschaft ist das.“
„Red dich noch um diese. Mach ruhig weiter.“
Das hatte wohl doch gesessen. Sie fiel richtig in sich zusammen.
„Und was wird dann aus mir? Ich will nicht alleine sein. Ich hab schreckliche Angst. Ich hab geglaubt, Stan ist die Liebe meines Lebens und wir bleiben immer zusammen. Alles fällt auseinander. Und in der Situation willst du mich alleine lassen?“
„Du wirst lachen, ich bin in derselben Situation. Ich hab ebenso gerade begriffen, dass es mit der Liebe meines Lebens nie etwas werden wird.“
„Das ist doch gar nicht gesagt.“
„Wie gesagt, wenn du das ehrlich meinst, brauchst du mich bloß bitten, zu bleiben.“
„Ich kann jetzt nicht mal über dich nachdenken, versteh mich doch. Ich bin verletzt, müde und hungrig. Warten wir auf Stan, oder wollen wir alleine essen?“
Ich war froh, dass dieses zu nichts führende Gespräch auf diese Weise beendet wurde. Wir kochten wenig später und aßen schweigen, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Ich setzte mich danach demonstrativ auf mein Bett und holte mir ein Buch raus. Sie seufzte und wusch noch ab. Dann ließ sie mich allein und machte ihre Zimmertüre zu.
Ich konnte mich auf das Lesen nicht konzentrieren. Ich hatte die Geschichte auf die Spitze getrieben, weil ich diesen Abschluss gebraucht hatte. Das hieß nicht, dass ich über meine Entscheidung glücklich war. Ich würde viel zurücklassen. Nicht nur an Dingen. Ein ganzes Leben. Eine ganze Identität. Menschen, die mich so sehr definierten, wie ich mich selbst.
Ich saß die meiste Zeit auf meinem Bett und stierte in die einsetzende Dunkelheit. Nur zum Rauchen stand ich ein paarmal auf und ging nach draußen. Ich hörte Stan nicht einmal. Auf einmal ging das Licht in der Küche an.
„Was ist denn hier passiert? Du pennst in der Küche?“
„Ja, das ist besser so. Für alle Beteiligten. Wie geht’s Carol?“
Er grinste vergnügt.
„Sie sah sehr zufrieden aus, als ich sie verließ. Sie lässt dich grüßen. Und sagte, dass sie dich heute gerne dabei gehabt hätte. Sie hätte dich wirklich gern gefickt.“
Na toll. Das wollte ich jetzt eigentlich nicht hören. Obwohl es mir natürlich schon schmeichelte.
„Oh, ihr habt gekocht? Ich hab bei Carol nichts gegessen, wir waren zu beschäftigt.“
„Da ist noch genug für dich über. Wir hatten beide nicht so den richtigen Appetit.“
„Und? Habt ihr eure Gelegenheit genutzt?“
„Nein. Stattdessen fahre ich Ende der Woche nach Deutschland zurück. Wenn du mir versprichst, dass ihr euch in den letzten Wochen hier nicht noch gegenseitig umbringt, heißt das. Wenn du das nicht garantieren kannst, bleibe ich noch bis Ende des Monats. Ich würde aber lieber gehen.“
„Warum das denn? Tom, mach doch wegen Sara nicht so einen Herrmann. Das ist sie nicht wert.“
„Es geht nicht nur um sie. Es geht auch und vor allem um meine Mutter. Ich hab dir ja erzählt, was mit ihr ist.“
„Okay, das ist ein Grund, den ich verstehen kann. Aber, Mann … du gehörst hierher. Das ist doch dein Zuhause. London meine ich.“
Damit hatte er allerdings Recht. Etwas Wehmut stellte sich so langsam schon ein. Wir gingen mit dem aufgewärmten Essen in sein Zimmer, da wir danach noch einen Spliff zusammen rauchen wollten. Ich hielt mich nicht lange dort auf und zog mich in die Küche zurück. Auch er schloss seine Tür.
Ich zog mich aus und legte mich ins Bett. Ich war müde, aber ich konnte nicht schlafen. Ein paarmal stiegen Tränen in mir hoch. Neben der Küche war die Toilette. Es musste schon gegen ein Uhr gewesen sein, als jemand dort hineintappte und wenig später spülte. Ein heller Fleck schwebte vor mir in der Dunkelheit.
„Schläfst du schon, Tom?“ fragte Sara leise.
„Nein.“
„Kann ich zu dir ins Bett?“
„Das ist keine gute Idee.“
„Vielleicht doch. Ich möchte nur bei dir sein.“
„Und wenn Stan hier reinkommt? Ich habe die Küche auch nicht ohne Grund gewählt. Um Situationen wie diese zu vermeiden.“
Trotz meiner Proteste schlüpfte sie unter mein Deckbett. Ich rückte so nah zur Wand wie es irgend ging.
„Das ist mir egal. Ich will nicht, dass wir so im Bösen auseinandergehen. Ich habe über das, was du gesagt hast nachgedacht. Es tut mir leid, dass mir nicht in den Sinn gekommen ist, wie das alles für dich rüberkommt. Ich wollte und ich will dir nicht weh tun. Dazu hab ich dich viel zu gern.“
Oh mein Gott. Jetzt streichelte sie mich auch noch.
„Bitte, Sara, du treibst mich noch in den Wahnsinn. Lass mich bitte. Ich werfe dir nichts vor, vergebe dir alles, was du mir angetan hast, aber bitte, bitte, lass mich allein.“
„Ich kann nicht mit dir schlafen … aber ich kann ja andere Dinge tun … was Stan auch für dich getan hat …“
„Sara, bitte, lass es. Ich will das nicht. So nicht.“
„Ich versteh dich nicht. Ich denke, du liebst mich? Warum stößt du mich jetzt zurück?“
Ich antwortete nicht einmal mehr. Es hatte keinen Sinn. Nichts von dem, was ich ihr gesagt hatte, war wirklich zu ihr durchgedrungen.
„Dein Verlust“, meinte sie schließlich mit mühsam unterdrückter Wut, als ich ihre Hände von meinem Körper zog. Dann ging sie zurück in ihr Zimmer. Wenig später schlief ich ein.
***
Stan weckte mich zwar, weil er kurz in der Küche handwerkelte, aber ich schlief danach noch einmal ein. Ich frühstückte gerade, als Sara sich einen Kaffee machte.
„Ich trink nur einen Kaffee und geh dann in die Werkstatt.“
„Viel Spaß. Es ist so schönes Wetter, ich werde wohl nach Victoria laufen.“
„Victoria? Ach, das Ticket. Überleg es dir nochmal. Ich lasse mich aber nicht von dir so unter Druck setzen. Ich habe dir erklärt warum. Hast du es Stan schon erzählt?“
„Ja, und er versteht es, im Gegensatz zu dir.“
„Vielleicht passt ihr zwei ja besser zusammen als wir. Ich will eurem Glück nicht im Wege stehen.“
„Noch so’n Spruch. Es reicht langsam. Du merkst doch schon nicht einmal mehr, dass du nur noch am Austeilen bist. Können wir bis Ende der Woche denn nicht noch wenigstens wie Freunde miteinander umgehen? Damit meine ich uns drei, nebenbei.“
„An mir liegt es nicht.“
Das konnte man auch anders sehen. Ich hatte aber keine Lust mehr, mit ihr rumzustreiten. Mir war es mit dem Wunsch, einen ordentlichen Abschied zu nehmen sehr ernst.
Ich ging tatsächlich zu dem Reisebüro, dass die Bustickets für diese Linie verkaufte. Der Bus am Freitag war schon voll, aber ich bekam einen Platz für Sonntagabend. Vor nicht ganz so langer Zeit hatte ich mir schon ein Ticket aus London heraus gekauft, als ich nach Amerika wollte. Als ich das Busticket in Empfang nahm, wusste ich aber bereits, dass ich dieses in jedem Fall nutzen würde. Die Entscheidung war gefallen.
Am Abend, als beide da waren, schnappte ich sie mir zu einem Vermittlungstalk. Ich nannte ihnen den Termin meiner Abfahrt und dass ich mir wünschen würde, dass wir diese letzte Woche ohne Zercherei und Drama auskommen könnten. Sie versprachen, sich zurückzuhalten, auch in der Zeit nach meiner Abreise.
Am nächsten Tag kam Gianna vorbei, mit ihrem Sohn Paolo, der schon richtig gut laufen konnte, alles zu verstehen schien, was man ihm sagte und einfach fantastisch drauf war. Ich spielte fast den ganzen Nachmittag mit ihm. Giannas Verwandlung berührte mich. Sie war völlig verändert, ruhig, verantwortungsbewusst und unglaublich stark. Wie sie mit dem Kind umging war fantastisch. Sie erklärte ihm, warum er bestimmte Dinge nicht tun durfte, wie zum Beispiel mit Stans Mobile so wild zu spielen, dass es kaputtging.
Er hörte sich das an, nickte und ließ die Finger davon. Dann brachte er ihr auf Wunsch eine Bierdose aus ihrer Plastiktüte. Wir lachten.
„Da hast du ihn dir ja schon richtig gut erzogen. Und er ist nicht einmal ein Jahr. Sagenhaft. Hut ab, Gianna. Du hast dich echt gemausert.“
Sie lächelte zufrieden.
„Ja, er hat mein Leben ganz schön umgedreht. Ich bin froh, dass ich mich dazu entschlossen habe, ihn zu behalten.“
Ihr Freund hatte sie damals zu einer Abtreibung überreden wollen. Wir küssten uns lange, als wir uns verabschiedeten. Das Sara das am Rande mitbekam, war mir schon egal.
Andy und Sam kamen am Freitagabend rum. Das sollte so etwas wie meine Abschiedsparty werden. Sam brachte Filme mit, die ich unbedingt noch sehen musste. Wir lachten viel und nahmen auch ein paar Pillen, auch Andy durfte mitschmeißen, was ihm Sam ausdrücklich gestattete. In den Morgenstunden wehte ein mäßiger Wind auf das hohe Gras des Common, wo wir alle endeten. Es war schon angenehm warm, die Sonne war kurz davor, hinter den ersten Häuserreihen aufzutauchen. Der Wind zeichnete Wellen auf das Gras, alles war in Bewegung und dennoch in totaler Ruhe. Ich genoss ein letztes Mal die Wärme und Nähe meiner Wahlfamilie.
Am Sonntag ging ich am späten Vormittag auch noch einmal zu Bob. Auch wenn wir zuletzt nicht so viel Kontakt hatten, fand ich, dass ich ihm ein Tschüss schuldig war. Aber es war genau wie bei meiner Ankunft. Ich klingelte, aber niemand machte mir auf. Zu früh für Londoner Verhältnisse. Ich würde sie vermissen.
Ich packte meine Siebensachen. Das Halsband von Chris fiel mir in die Hände. Ich strich zärtlich über die Plakette, die mich als „Eigentum von Chris“ auswies. Ich hoffte, es ginge ihr trotz ihrer Umstände gut. Auch von ihr hätte ich mich gern noch persönlich verabschiedet, aber nach Manchester war es zu weit für eine spontane Aktion. Auch mein Geld hatte ich sauber durchgebracht.
Ich wollte nicht, dass Stan oder Sara mit zum Busbahnhof kamen. Ich hatte ein deutsches Mädel neben mir sitzen, aber wir unterhielten uns nicht. Ich ging, wie ich gekommen war. Aber ich ging als ein anderer.
***
Ich kehrte nur einmal nach London zurück, im Frühjahr 2001. Stan und Sara waren nicht mehr zusammen, sie hatten zum Schluss in der Wohnung noch richtig Alarm gemacht und es waren einige böse Dinge geschehen, aber mittlerweile konnten sie schon wieder freundschaftlich miteinander umgehen. Stan kam extra aus Cambridge, um mich zu sehen, da er dort nun mit seiner neuen Freundin, einer Literaturprofessorin, lebte.
Sara fragte mich bei einem gemeinsamen Essen schon, ob ich denn nicht zurückkommen wollte. Selbst wenn ich es gewollt hätte, die Betreuung meiner Mutter und ihres Lebensgefährten, die später dann in Pflege überging, ließ dies nicht mehr zu. Sie hatte mir zwischenzeitlich einen Brief geschrieben, in dem sie für ihre Verhältnisse erstaunlich deutlich zugab, dass sie einen Fehler gemacht hatte, als sie mich nicht bat, bei ihr zu bleiben.
Wir aßen alleine in einem italienischen Restaurant. Das Erschreckende war, dass es fast genauso war wie zuvor. Sie flirtete ein wenig mit mir, aber als es dann darum ging, wer wo wie nächtigt, sagte sie mir gleich klar an, ich könne zwar bei ihr, aber auf dem Sofa schlafen. Da es mein letzter Abend vor meinem Abflug war, kehrten wir dann aber zu Andy und Sam zurück, wo ich für die Woche untergekommen war.
Sie schlief im Wohnzimmer, ich im Gästezimmer der Beiden. Das Happy End gab es nicht. Chris war mittlerweile aus dem Knast, lebte im Lake Distrikt und war dem Vernehmen nach auch unter die Schriftsteller gegangen. Ich überlegte kurz, ob ich sie anrufen sollte, aber entschied mich dann doch dagegen. Ich gehörte niemandem mehr, aber ich hatte meine Aufgaben, die sie wahrscheinlich auch besser als jeder andere nachvollziehen konnte.
Es tat nicht einmal mehr weh, als ich diesmal die Stadt verließ. Die Sehnsucht nach ihr, gar nicht so sehr nach den Personen, überkommt mich auch heute, mehr als zehn Jahre nach dieser Zeit manchmal. The Clash wussten schon wovon sie sangen:
London calling, yeah, I was there, too
An’ you know what they said? Well, some of it was true!
London calling at the top of the dial
After all this, won’t you give me a smile?
I never felt so much a’ like
(London ruft – Ja, ich war auch da
Und wisst ihr was sie sagten? Nun, einiges davon war wahr!
London ruft auf dem Gipfel der Skala
Und nach alldem – wollt ihr mir nicht ein Lächeln schenken?
London ruft!
Ich fühlte mich noch nie so ähnlich!)
+++