Mein erster Besuch bei einer Domina
Es ist gute zwanzig Jahre her, dass ich das erste Mal eine Domina aufsuchte. Sie nannte sich Herrin Ulrike, residierte im rechten, hinteren Teil der Essener Stahlstraße (das Haus in dem im Souterrain die kleine Bar ist) und besaß dort ein komplettes Studio mit mehreren Räumen. Rückblickend schätze ich, dass sie damals Anfang vierzig war. Sie war schlank und mit ihren hohen Absätzen gute 1,80 m groß, hatte lange blonde Haare und trug schwarze Lack- oder Leder-Outfits. Um die Beschreibung ihres Äußeren hier kurz abzuschließen: Sie war eine echte Schönheit, die Dominanz pur ausstrahlte.
Im zeitintensiven Erstgespräch in einer Art Vorzimmer, das eher einem stilvoll eingerichteten Büro glich, checkte sie mich als unerfahrenen Neuling gründlich ab und fragte nach meinen Phantasien und Tabus. Danach erklärte sie mir, dass ihre Vorliebe die „charmante Dominanz“ sei und ich daher rohe Brutalität bei ihr nicht erwarten könnte. Das nahm mir ein wenig von meiner Panik vor der ersten Session mit einer leibhaftigen Domina. Zum Abschluss des Gesprächs nannte sie mir ihren Preis. Nachdem ich meinen Obolus entrichtet hatte forderte sie mich auf, mich auszuziehen und sie nebenan im eigentlichen Studio auf dem Boden kniend zu erwarten.
Sie ließ sich etwas Zeit, so dass ich Gelegenheit hatte, mir den Raum in Ruhe aus meiner knienden Position anzuschauen. Heute weiß ich, dass er perfekt ausgestattet und sehr sauber war. Es dominierten die Farben schwarz und rot. Das Andreaskreuz sowie diverse Strafböcke etc. waren mit echtem schwarzem Leder bezogen, das seinen charakteristischen Duft verströmte. Als sie den Raum betrat bedurfte es keiner Aufforderung ihrerseits, dass ich meinen Kopf gesenkt zu halten hatte. Meine Augen blickten auf wunderschöne lange und schlanke Beine, die in edlen schwarzen Nylons steckten. Dazu trug sie turmhohe schwarze Lackpums. Wie ich später feststellte, hatte sie, während ich auf sie gewartet hatte, Ihr Lederkleid gegen ein kurzes, schwarzes Lackensemble getauscht. Bingo! Sie hatte also genau zugehört, um welche Fetische meine Phantasien kreisten.
Was sie dann im Einzelnen mit mir anstellte, hat sich im Laufe der vielen Jahre peu à peu aus meiner Erinnerung geschlichen. Ich war, glaube ich, in einem Zeitraum von einem Monat insgesamt fünf- oder sechsmal bei ihr. Die Sessions liefen jedes Mal anders ab. Eines war jedoch stets gleich. Ihre Stimme prickelte von erotischer Dominanz. Sie sprach dabei eher leise, manchmal schon fast flüsternd. Ihre perfekte Verbalerotik hatte überaus Stil. Sie klang nie kalt oder erniedrigend sondern, gerade wenn sie mir maßvoll Schmerzen zufügte, warmherzig und einfühlsam. Während einer laufenden Session flüsterte sie mir immer ins Ohr, was sie beim nächsten Mal mit mir anstellen würde. Meine Aufgabe zu Beginn einer neuen Session war es dann, ihr zu sagen, was sie beim letzten Mal mit mir gemacht und was sie für dieses Mal geplant hatte. Als absolutes Highlight zum Ende jedes Besuches bei ihr, erinnere ich mich an die Art und Weise, wie sie mich zur Erlösung kommen ließ. Ein Beispiel: Sie hatte mich an das Andreaskreuz gefesselt und stand ganz nah bei mir, so dass ich sie im wahrsten Sinn des Wortes von Kopf bis Fuß spürte. Während ihre linke Hand noch meine Brustwarzen im Wechsel zwirbelten, spürte ich durch das Kondom, das mein bestes Stück umhüllte, wie sie nur mit ihren langen Fingernägeln meinen Schwanz wichste. Dabei sah sie mir tief in die Augen und flüsterte: „Du wirst Deine Augen die ganz Zeit geöffnet lassen und Blickkontakt mit mir halten. Wenn Du kommst, lässt Du mich tief in Deine devote Seele schauen. Du hast kein Recht, Dein Innerstes vor mir zu verbergen. Du gehörst mir! Sprich mir nach: Ich gehöre Ihnen, Herrin Ulrike!“ Nachdem ich ihr selbstverständlich sofort nachgesprochen hatte sagte sie: „Du darfst jetzt kommen. Ich will es in Deinen Augen sehen, wenn Du kommst!“
Sie ließ mich bei jedem meiner Besuche anders kommen. Das Ritual, den Blickkontakt zu ihr zu halten, und ihrer wunderbaren Verbalerotik zuzuhören, war jedoch immer das gleiche.
Bei meinem letzten Besuch sagte sie mir, dass sie vorhätte, in Bochum ein neues Studio diskret gelegen in einem Gewerbegebiet zu eröffnen. Bei der nächsten Session wollte sie mir die Adresse nennen. Eine Woche später waren ihre Räumlichkeiten in der Essener Stahlstrasse verwaist. Eine der Damen, die vor dem Haus standen, meinte, dass Ulrike wahrscheinlich für immer nach Ibiza gegangen ist. Ich traf sie leider nie wieder.